Fotoausflug – Schloss Blankensee
Zusätzlich zum Lockdown war für das Wochenende ein winterlicher Flockdown angekündigt. Wir beschlossen, noch vor dem zu erwartenden Schneechaos einen locker-flockigen Fotoausflug zu machen. Diese Winterstimmung, wenn die Landschaft ringsum mit pulvrigem Schnee verziert ist, hat schon ihren besonderen Reiz. Die im Wetterbericht angesagte arktische Kaltluft blies uns sofort ins Gesicht, als wir in Blankensee (Trebbin) aus unserem Rüssel-hoch-Auto stiegen. Obwohl erst zarte Flocken fielen und der Boden noch nicht vereist war, waren vor allem unseren Nasen blitzschnell durchgefroren, dabei stand die lange Kältewelle ja erst noch bevor.
Das Dorf Blankensee liegt in dem uns nächstgelegenen Naturpark, dem Naturpark Nuthe-Nieplitz. Wir hatten dort vor einiger Zeit in glühender Hitze das Wildgehege Glauer Tal besucht – das volle Kontrastprogramm zum heutigen Fotoausflug. Durch das Dorf Blankensee fließt die Nieplitz, ein Nebenfluß der Nuthe, die wiederum ein Nebenfluss der Havel ist. Bei Schloss Blankensee verzweigt sich die Nieplitz in mehrere kleine Seitenarme, die den Park von Schloss Blankensee durchfließen, was dem Park eine besondere Note verleiht.
Die Nieplitz speiste schon damals den Burggraben, der stellenweise einen ziemlich versumpften und zugewachsenen Anblick bot. Einen Bewohner der Nieplitz fanden wir tiefgefroren am Ufer der Nieplitz – wie der Fisch wohl an Land gekommen war? Den orangeroten Flossen und dem oberständigen Fischmaul nach hielten wir ihn für eine Rotfeder aus der Ordnung der Karpfenartigen.
In seinen »Wanderungen durch die Mark Brandenburg« (Erstveröffentlichung 1862) spottete Theodor Fontane, verglichen mit den Strömen Nuthe und Nieplitz wirke die Havel, als zöge die Wolga vorbei. Die Gegend um den Blankensee nannte er den »Thümenschen Winkel«. Über die Nutheburgen schrieb er:
»Alles, was die Nuthe trennte, hieß zwar nur Teltow und Zauche, wird mithin in den großen Büchern nicht verzeichnet stehn; aber es traf sich nichtsdestoweniger, daß, auf ein ganzes Jahrhundert hin, diese zwei Namen zwei Welten bedeuteten und schieden. Die Zauche, durch Albrecht den Bären unterworfen, war christlich und deutsch, der Teltow, den alten Göttern treu verblieben, stak noch in Heiden- und Wendentum. Das war die Zeit, als die Nuthe ihre großen historischen Tage zählte; das war das Jahrhundert der ›Nutheburgen‹. Ob diese letzteren Aggressiv- oder Defensivpunkte waren, ob sie die Deutschen bauten, um von der Zauche her den Teltow zu erobern, oder ob sie die Wenden bauten, um der vordringenden Eroberung einen Damm entgegenzusetzen, – diese Fragen werden nie mehr gelöst werden; alle Aufzeichnungen fehlen und die Schlüsse, die man aus diesem und jenem gezogen hat, bleiben einfach Hypothese. Die Nutheburgen jener ersten christlichen Epoche sind tot, hingeschwunden für immer. Aber um eben deshalb vielleicht zählen sie zu den Lieblingen märkisch-archäologischer Forschung. Es ist wenig mehr als ihre Namen, was man kennt. An den Flügeln lagen: Potsdam und Trebbin, im Zentrum: Beuthen und Saarmund.«
Bei den von Fontane erwähnten Nutheburgen handelte sich um alte Slawenburgen bzw. um frühdeutsche Burganlagen. Archäologische Grabungen wiesen eine Besiedlung der Region mit Slawen aus dem 9./10. Jahrhundert nach. Im Zuge der Hochmittelalterlichen Ostsiedlung in der Mitte des 12. Jahrhunderts, als überwiegend deutschsprachige Siedler einwanderten, entstanden frühdeutsche Burganlagen. Schloss Blankensee, wurde von 1739 bis 1741 im typischen Stil des märkischen Barocks auf den Fundamenten einer alten Burg gebaut, und zwar für den kursächsischen Kreishauptmann Christian Wilhelm von Thümen. Besonders schön fanden wir die alten Freitreppen, sowohl vorne am Portal als auch auf der Loggia-Parkseite.
Natürlich fehlten auch nicht die berühmten Putten des Barocks.
Da kann der im Zuge der Sanierung zwischen 1994 und 1998 neu angebaute Ostflügel ja nur wie ein Fremdkörper wirken, auch wenn er zweckmäßig ist.
Viktor Arthur von Thümen musste sein gesamtes Gut Ende des 19. Jahrhunderts verkaufen. Es ging für 2,25 Millionen Mark an die Deutsche Ansiedlungsgesellschaft. Diese bot dem deutschen Schriftsteller Hermann Sudermann das ehemalige Herrenhaus zum Kauf an. Er kaufte es 1902 und stattete Schloss und Park reichlich mit Statuen und Büsten aus, die er hauptsächlich von seinen Italienreisen mitbrachte. Das Parktor von Sudermanns Refugium zieren Eisengitter, die er in Würzburg entdeckte.
Die hohen Säulen mancher Büsten sahen aus wie die sie umgebenden Baumstämme.
1904 entstanden im rund 4 Hektar großen Park, der einst nach Entwürfen von Peter Joseph Lenné angelegt worden war, der Rundtempel und die Loggia.
1927 wurde ein kleiner italienischer Garten angelegt. In einer Kulissenwand, die als Aussichtsplattform dient, stehen drei weitere Statuen.
Passend zum reichlich mit Gartenarchitekturen geschmückten Sudermann-Park, schwingen sich viele weiße Brücken über den durch die Nieplitz gespeisten Burggraben samt Venusteich.
Sudermann selbst beschreibt die stimmungsvolle Parkatmosphäre wie folgt:
»… aus dessen Innern hie und da ein Leuchten kam von Säulen und Brücken und weißem weinumsponnenem Mauerwerk … Aus dem Hintergrunde, von einem Hügel her, den Schwarztannen düster umragten, schaute feierlich ein Rundtempelchen mit toskanischen Säulen und grünschillerndem Dache …«
Heute gehört Schloss Blankensee der Brandenburgischen Schlössergesellschaft. In den sechs Veranstaltungsräumen im Schloss kann man das Sudermann-Gedenkzimmer besichtigen, aber auch tagen, feiern und präsentieren. Es wird auch als Sommercafé genutzt, was wir uns in unserem aktuell durchgefrorenen Zustand kaum vorstellen konnten. Immerhin, die Stühle standen schon mal bereit, doch bis zum heiß ersehnten Sommer werden wohl noch einige Schneeflocken fallen.
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