Fotoausflug – Markgräfliche Tiere und Steine

Die Mark Brandenburg mit den regierenden Markgrafen – ein Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser – wurde am 11. Juni 1157 gegründet und entwickelte sich im Laufe der Zeit zum Kurfürstentum Brandenburg, deren Kurfürsten bei der Wahl des Kaisers mitbestimmen durften. Das Symboltier als Symbol der kaiserlichen Macht war der sogenannte »Reichsadler«.

Der Adler ist (nach dem Löwen) das zweithäufigste Wappentier der Welt. Er steht für Mut, Stärke und Weitblick, aber auch für den Drang nach Freiheit. Der märkische Adler tauchte erstmals 1170 in einem Standbildsiegel des Askaniers Otto I. auf. In der brandenburgischen Geschlechtslinie änderte sich die Farbe des Adlers in Rot. So ist auf dem Brandenburgischen Wappen bis heute der Brandenburgische Adler, auch Märkischer oder Roter Adler genannt.

Doch nicht stilisierte Adler, sondern lebendige Adler bekamen wir im Tierpark Fürstenwalde/Spree zu sehen: Steinadler, Seeadler, Steppenadler, aber auch andere Greifvögel wie Adlerbussard, Mäusebussard sowie Turmfalke und Falklandkarakara, eine Art Geierfalke, der uns stolz sein Hühner-Frühstück zeigte, als wir ans Gehege traten. Er gehört zu den seltensten Raubvögeln der Welt, der nur an den Küsten der Falklandinseln sowie der vorgelagerten Inseln Feuerlands verbreitet ist, und gilt als die am drittstärksten bedrohte Greifvogelart der Welt.

Auch in der Eulenburg, die wir kurz danach betraten – einer der wenigen Plätze, wo wir ohne Gitter fotografieren konnten – lagen Eintagsküken als Futter bereit. Dieser Anblick war für uns schon etwas gewöhnungsbedürftig, aber bekanntermaßen werden die männlichen Küken in der Geflügelzucht sowieso mangels Rentabilität – sie legen keine Eier und lassen sich auch nicht gut mästen – gleich am ersten Tag getötet. Hier dienten solche Eintagsküken wenigstens noch als Futter für die vielen Greif- und Eulenvögel.

Der Heimattiergarten Fürstenwalde zeigte uns sechs von den zehn in Deutschland brütenden Eulenarten – die häufigste Eulenart ist die zuerst genannte: Waldkauz (1), Waldohreule (2), Schleiereule (3); seltener: Steinkauz (4), Raufußkauz, Sperlingskauz, Uhu (5); Raritäten: Sumpfohreule, Habichtskauz (6) und Zwergohreule, weitere – zwar nicht in Deutschland, aber in Europa vorkommende: Schneeeule, Sperbereule und Bartkauz.

Auch zwei Exoten präsentierte uns der Tierpark: Zum einen die Kanincheneule (Athene cunicularia) aus der Gattung der Steinkäuze, die sehr lange Beine hat. Sie lebt eigentlich als Bodenbewohner in den Grassteppen des westlichen Nord- und Südamerika. Zum anderen den Fleckenuhu (Bubo africanus) – die häufigste größere Eule in Afrika.

Auch andere Tiere im Heimattiergarten Fürstenwalde/Spree machten uns fotografisch Freude, obwohl die Voraussetzungen für gute Fotos wegen des vielen Schattens und der Gitter alles andere als ideal waren. Insbesondere von den quirligen Wüstenfüchsen mit den buschigen Schwänzen konnten wir uns kaum trennen.

Pfauen und Fasane galten als Luxusgeflügel unter den Speisen des Adels. Viele dieser gejagten Vogelarten fanden wir auch im schattig-waldigen Tierpark Fürstenwalde/Spree vor, darunter auch bunt schillernde Fasanenarten wie: Königsfasan, Diamantfasan, Jagdfasan und einen besonders schönen Silberfasan, der eigentlich in China beheimatet ist. Sogar einen Waldrapp, einen etwa gänsegroßen Ibis, entdeckten wir, der in Europa schon vor Jahrhunderten durch die Jagd ausgerottet wurde, weil sein Fleisch als Delikatesse galt. Jetzt laufen einige Aufzuchtprojekte, um ihn als Brutvogel in Europa wieder anzusiedeln.

Von Markgraf Karl von Brandenburg-Ansbach, genannt der Wilde Markgraf, ist beispielsweise bekannt, dass er eine Leidenschaft für die Jagd mit Greifvögeln hatte und im 18. Jahrhundert den größten Falkenhof Europas besaß. Überhaupt war allgemein die Jagd über Jahrhunderte hinweg das bevorzugte Freizeitvergnügen der Adligen. Hochwild wie Bär, Hirsch (Rotwild) und Wildschwein (Schwarzwild) blieben dem Hochadel vorbehalten. Hase, Reh, Fuchs (Haarwild) sowie Wildtaube, Rebhuhn und Fasan (Federwild) durften als sogenanntes Niederwild auch vom niederen Adel erlegt werden.

Nach den vielen markgräflichen Tieren des Tierparks Fürstenwalde/Spree hatten wir jedoch noch ein anderes Ausflugsziel im Sinn, nämlich die markgräflichen Steine in den bewaldeten Rauenschen Bergen.

Während wir den Waldvögeln lauschten, von denen wir nur den Kuckuck eindeutig identifizieren konnten, liefen wir – nur sechs Kilometer vom Tierpark Fürstenwalde/Spree entfernt –  auf einem Wanderweg zu den »Markgrafensteinen«, den größten jemals in Brandenburg gefundenen Findlingen. Sie kamen während der Gletschervorstöße des Eiszeitalters aus Schweden. Sowohl der Große Markgrafenstein als auch der Kleine Markgrafenstein bestehen aus etwa 1,2 Milliarden Jahre altem, rotem Granit. Ursprünglich hatte der Große Markgrafenstein folgende Maße: Länge 7,8 Meter, Breite 7,5 Meter, Höhe 7,5 Meter, Gewicht 700 – 750 Tonnen.

Um die Markgrafensteine ranken sich verschiedene Sagen und Geschichten. Zum Beispiel soll der Teufel in diesen Steinen sein Schloss gehabt haben. Manche vermuten, dass sich hier einst der Heilige Hain der Semnonen befunden hat, eine grausige Kultstätte, wo Menschenopfer stattfanden. Und dann soll es da noch einen Hochstapler gegeben haben, der sich 1348 mit Siegelring beim Erzbischof von Magdeburg als der brandenburgische Markgraf Waldemar ausgab, den man 29 Jahre zuvor bestattet hatte.

Der »Falsche Waldemar« konnte viele Anhänger aus dem europäischen Hochadel um sich scharen, unter anderem die askanischen Fürsten von Sachsen-Wittenberg und Anhalt sowie die meisten märkischen Städte. Sie erhofften sich durch diesen »Gegenmarkgrafen« eine Schwächung der Wittelsbacher. Der »Falsche Waldemar« wurde sogar von König Karl IV. mit der brandenburgischen Markgrafschaft und Kurwürde belehnt.

Eine der wenigen Städte, die während dieser Zeit weiterhin zu den Wittelsbacher hielten, waren Be(e)litz und Bri(e)tzen. Britzen heißt seitdem »Treuenbrietzen«. Es gibt sogar einen 50-Pfennig-Schein aus dem Jahr 1921, auf dem zu sehen ist, wie der »Falsche Waldemar« vor den Toren der Stadt Treuenbrietzen abgewiesen wird. 1350 wurde der »Falsche Waldemar« als Betrüger entlarvt. Doch bis zu seinem Tode 1356 lebte er weiterhin zu Dessau am askanischen Hof der Fürsten von Anhalt und soll angeblich sogar in der Fürstengruft beigesetzt worden sein.

War der »Falsche Waldemar« in Wirklichkeit der Müllerbursche Jakob Rehbock aus Hundeluft (Anhalt), der viele Jahre dem echten Waldemar gedient und ihn daher gut gekannt hatte? Oder etwa der Bäckergeselle Menecke aus Beelitz (Brandenburg)? Oder kam er doch aus dem armseligen Ort Pieske (hat sich wegen des falschen Markgrafen zum heutigen »Markgrafpieske« gemausert), wo er seine Mutter und seine Liebste zurückließ, die seinetwegen vor Kummer starben? Als die Kirche ihnen ein Grab auf dem Friedhof verweigerte, wurden ihre Gebeine angeblich bei jenen großen Steinblöcken in den Rauenschen Bergen verscharrt. Wie es auch immer gewesen ist – seit dieser Geschichte vom »Falschen Waldemar« heißen die Granitblöcke jedenfalls »Markgrafensteine«.

Nachdem Anfang des 19. Jahrhundert einige Scheiben des Großen Markgrafensteins mit Eisenkeilen und Steinspaltwerkzeugen abgetrennt wurden, ist jetzt der Kleine Markgrafenstein der größere der beiden Steine: Länge, 5,8 Meter, Breite 5,6 Meter, Höhe 5,7 Meter, Gewicht etwa 280 Tonnen. Als sich der deutsche Schriftsteller Theodor Fontane in den 1880er Jahren die Markgrafensteine anschaute, war er enttäuscht und bezeichnete die Steine als »zusammengekauerte Elefanten«. Seine Enttäuschung entsprach der Formel »Glück = Realität minus Erwartungen«. Was hatte er denn erwartet? Laut eigener Aussage »eines der sieben märkischen Weltwunder in Obeliskenform«.

Vielleicht hätte sich Fontane lieber ansehen sollen, was aus den einzelnen Granitscheiben des Großen Markgrafensteines angefertigt geworden war: Eine Scheibe wurde zu einer im Berliner Lustgarten stehenden polierten Großen Granitschale mit einem Durchmesser von 6,91 Metern und einem Gewicht von etwa 75 Tonnen behauen, die als Biedermeierweltwunder bezeichnet wurde, von den Berliner jedoch »Suppenschüssel« genannt wurde. Der grob vorgefertigte Stein wurde damals mit Hilfe von Holzrollen innerhalb von 6 Wochen (im Schnitt täglich 188 Meter) zur Spree gebracht und dann mit einem speziell gebauten Lastkahn nach Berlin transportiert. Die Trasse dafür ist heute noch deutlich zu erkennen (siehe Titelfoto). Etwa 100 Arbeiter waren an diesem Projekt beteiligt.

Des Weiteren lieferte der Große Markgrafenstein das Material für die Siegessäule im Park Babelsberg in Potsdam, für die Adlersäule auf der Lustgartenterrasse des Berliner Schlosses und für die Friedenssäule des Belle-Alliance-Platzes (heute Mehringplatz) in Berlin. Die äußerste Scheibe diente als Grundlage für einen Steinernen Tisch und vier steinerne Bänke, die sich auf einem nicht weit von den Markgrafensteinen entfernten Aussichtspunkt in 150 Meter Höhe befinden, von wo aus Fontane einst – als die Bäume noch nicht so hoch waren – das 50 Kilometer entfernte Berlin gesehen haben will.

Im Gegensatz zu Fontane haben uns die »Elefantensteine« in den Rauenschen Bergen, diese riesigen Natursteine aus Granit, die heutzutage als Naturdenkmale unter Schutz stehen, gut gefallen. In unserem Garten – unserer Potsdam-Oase – tummeln sich ebenfalls Granitsteine, natürlich bedeutend kleinere. Einer wurde zu einem wilden Elefantenbullen gehauen, ein weiterer zu einer Elefantenkuh, der eine Karawane von drei Elefantenbabys folgt und dann gibt es da noch den Jungspund, unseren Glückselefanten, den Rüssel-hoch-Elefanten. Die Stoßzähne sind selbstverständlich nicht aus Elfenbein, sondern aus weißem Marmor.

Wieder zu Hause nach einem erholsamen Tag im Wald, zuerst bei den markgräflichen Tieren, dann bei den Markgrafensteinen, erinnerten wir uns an die Worte des Gedichts, das wir an einem Baum vorgefunden hatten (Verfasser unbekannt):

Doktor Wald

Wenn ich an Kopfweh leide und Neurose,
mich unverstanden fühle oder alt,
dann konsultiere ich den Dr. Wald.
Er wohnt ganz nah, gleich nebenan.
Er ist mein Augenarzt und mein Psychiater,
Mein Orthopäde und mein Internist.
Er hilft mir sicher über jeden Kater – 
ob er aus Kummer oder Cognac ist.

Er hält nicht viel von Pülverchen und Pillen,
doch umso mehr von Luft und Sonnenschein.
Ist seine Praxis auch sehr überlaufen,
in seiner Obhut läuft man sich gesund!
Er bringt uns immer wieder auf die Beine,
verhindert Fettansatz und Gallensteine,
den Blutdruck regelt er und das Gewicht,
… nur Hausbesuche macht er nicht!

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