Fotoausflug – An der Reling (7) – Das Ewige Meer

»Du schönes Fischermädchen,
Treibe den Kahn an’s Land;
Komm zu mir und setze dich nieder,
Wir kosen Hand in Hand.

Leg’ an mein Herz dein Köpfchen,
Und fürchte dich nicht zu sehr,
Vertrau’st du dich doch sorglos
Täglich dem wilden Meer.

Mein Herz gleicht ganz dem Meere,
Hat Sturm und Ebb’ und Fluth,
Und manche schöne Perle
In seiner Tiefe ruht.«

Heinrich Heine, Die Heimkehr, Buch der Lieder, Hoffmann und Campe, 1827, S. 186

Unsere Herzen fühlten wie Heinrich Heine, als wir vom Leuchtturm der Verliebten, zum Ewigen Meer strebten, das wir mit ewiger Liebe assoziierten. Die Liebe im Herzen eines Menschen kann sehr wohl mit dem tiefen Meer verglichen werden, das nicht alle seine geheimen Schätze offenbart. Sie ruhen in seiner unergründlichen Tiefe, tief unter seiner stetig wellenschlagenden Oberfläche vergraben. Doch ein Blick auf seine endlos erscheinende Weite lässt uns jedes Mal das Herz aufgehen – so wie auch sympathische Begegnungen mit naturliebenden Menschen, wie wir sie auch am Ewigen Meer erleben durften.

Wir fragten uns, wie wohl dieser rund 91 ha große Hochmoorsee, der vollständig aus Regenwasser besteht, zu dem Namen Ewiges Meer gekommen war. Doch das ist nicht bekannt, obwohl der See seinen Namen schon seit 1682 trägt. Die ihn umgebende Moorlandschaft ist geprägt von Pfeifengräsern, Moorbirken und Wollgräsern. Die Nährstoffarmut und der Säuregehalt des Moorwassers lassen nur spezialisiertes pflanzliches und tierisches Leben gedeihen. Da die Sonne vom Himmel stach, sahen wir keine der am Ewigen Meer vorkommenden Tiere wie Mooreidechse, Moorfrösche oder das Wahrzeichen des Ewigen Meeres – die Kreuzotter. Doch wir können bestätigen, dass es am Ewigen Meer überaus viele Libellenarten und Schmetterlinge gibt.

Neben der Hauptwasserfläche des Ewigen Meeres hatten wir zuerst eines der sogenannten Mooraugen namens Dobbe besucht, weil wir hofften, von dort aus zum Ewigen Meer zu gelangen. Doch es gab keinen begehbaren Pfad und so kehrten wir um und umfuhren das unwegsame Gelände. Schließlich wollten wir unser Durchkommen nicht erzwingen, um womöglich unabsichtlich zu versinken und als Moorleichen zu enden 😉, wie beispielsweise die berühmteste ostfriesische Moorleiche von Bernuthsfeld, die einzige von über 60 ostfriesischen Moorleichen, die fast vollständig erhalten geblieben ist.

Doch auch der Bohlenweg zum Ewigen Meer, der im Jahr 2000 durch einen Moorlehrpfad ergänzt wurde, war leider teilweise versperrt, nachdem dort 2018 eine Fußgängerin verunglückte. Wir bedauerten es sehr, dass wir noch nicht wieder den gesamten Rundweg in diesem charakteristischen Hochmoorgebiet gehen konnten, das ebenso unendlich weit wirkt wie das Meer. Immerhin gab es Zugang bis zur ersten Aussichtsplattform, so dass wir wenigstens einen Blick auf das tiefblau schimmernde Ewige Meer werfen konnten, das in den Wintermonaten gern von durchreisenden Zugvögeln aus dem Mittelmeer und Afrika besucht wird. Die kleinen afrikanischen Papageien, die auf dem Cover meines neuen Romans RELING zu sehen sind, sind allerdings nicht darunter, jedoch die streng geschützten, letzten Trauerseeschwalben in Ostfriesland.

Wir strebten zurück in unsere Pension An der Reling, denn am Ewigen Meer geht die Sage von der Moorfrau, die abends, wenn es neblig wird im Moor einsamen Wanderern in wallenden Nebenschleiern erscheint. Dazu noch ein seichter Moorboden und lebensgefährliche Irrlichter – nein, auf schaurige Moorgeschichten waren wir nicht aus, sondern auf ein schattiges Plätzchen wie beispielsweise das Café zum Ewigen Meer. Anbei unsere fotografischen Impressionen.

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