Elefantöses – Lieblingstierbesuch im Zoo Berlin

Sie haben Ihr Herz an Elefanten oder … verloren? Bei einem Lieblingstierbesuch stellen Ihnen Zoo-Mitarbeiter*innen ihre Schützlinge persönlich vor und teilen mit Ihnen Ihr Fachwissen – und sicher auch die eine oder andere lustige Anekdote – so wirbt der Zoo Berlin für einen besonderen Lieblingstierbesuch.

Was für eine schöne Idee, so einen Besuch beim Lieblingstier als Gutschein zu verschenken! Übrigens lädt auch der Tierpark Berlin ein: Nutzen Sie die einmalige Chance und kommen Sie Ihrem Lieblingstier doch mal ganz nah. Doch dort gibt es derzeit keine Elefanten zu sehen, da sich der Bau eines der größten und modernsten Elefantenhäuser Europas für Afrikanische Elefanten verzögert. Laut Website des Berliner Tierparks haben die grauen Riesen auf der jetzigen Großbaustelle natürlich nichts verloren und sind deshalb in andere Zoos umgezogen. Wir sind schon gespannt auf die etwa 7.000 Quadratmeter große neue Elefantenanlage, die für eine artgerechtere Haltung unserer Lieblingstiere sorgen soll.

Wir freuten uns riesig über den Gutschein für einen Besuch bei unserem Lieblingstier im Berliner Zoo, hatten jedoch zunächst keine Gelegenheit, ihn einzulösen, da uns der Zoo 2020 und 2021 wegen Corona absagte und auch im Jahr 2022 kein Termin zu bekommen war. Jedoch haben wir damit aus glückstherapeutischer Sicht die Vorfreude auf den Lieblingstierbesuch maximal ausgekostet. Voller Freude machten wir uns dann endlich am 23. Mai 2023 auf den Weg. Neben dem Eintrittspreis waren noch 20 Euro auf den Gutschein aufzuzahlen, da der Lieblingstierbesuch jetzt 100 Euro kostet.

Im Zoo Berlin leben aktuell fünf Asiatische Elefanten:
die Elefantenkühe Pang Pha, Drumbo, Carla, Anchali sowie Elefantenbulle Victor.

Der Elefantenbulle Victor wurde 1993 in Israel geboren. Im Jahr 2000 kam er in den Berliner Zoo, um dort für Nachwuchs zu sorgen. Die in Thailand geborene Elefantenkuh Pang Pha brachte 2005 seine Tochter Shaina Pali zur Welt; Shaina bedeutet im Hebräischen die Schöne, während thailändisch Pali mit die Hüterin wiedergegeben wird. 2011 starb sie einen Blitztod. Ursache war ein Herpesvirus, dessen Ausschwemmung ins Blut gemäß Tierarzt Andreas Ochs so rasant verlief, das innerhalb von Stunden der Tod durch innere Blutungen eintrat. Dasselbe Schicksal ereilte nur wenige Wochen später auch ihre jüngere Schwester Ko Raya.

Zuvor war am 28. Dezember 2000 ein Halbbruder von Shaina Pali, der am 5. April 2000 geborene Bulle Plai Kiri, der tagsüber noch putzmunter im Schnee herumgetollt hatte, mit knapp neun Monaten im Schlaf ebenfalls dem Elefanten-Herpes-Virus erlegen, durch den auch schon sein Vater Kiba umgekommen war. Plai Kiri war ein Publikumsliebling gewesen, denn mit ihm hatte es nach 64 Jahren zum ersten Mal wieder Elefantennachwuchs im Berliner Zoo gegeben.

Zuletzt war am 8. April 1936 der Elefantenbulle Orje geboren worden, den die Bildhauerin Susanne Kähler an seinem ersten Lebenstag in natürlicher Größe so fein modelliert und ziseliert hat, dass auch kleinste Hautfalten zu sehen sind. Das Bronzedenkmal, das angesichts der vielen Todesfälle unter den Asiatischen Elefanten unser Herz besonders berührte, steht direkt vor dem Elefantenhaus. Inzwischen werden im Zoo Berlin die Asiatischen Elefanten zum Schutz mit einem selbstentwickelten Immunstoff geimpft.

Unser Herz flog insbesondere der Elefantenkuh Anchali zu, dem vierten Kind des Elefantenbullen Victor und der Elefantenkuh Pang Pha, die 1987 als Staatsgeschenk des thailändischen Königs Bhumiphol nach Berlin kam. Anchali wurde 2012 am Weltelefantentag geboren, also am 12. August.

Anchali hatten wir im Jahr 2013 als Elefantenbaby fotografiert. Ihre fröhliche Lebendigkeit hatte uns so begeistert, dass wir ihre fotografisch festgehaltene Rüssel-hoch-Haltung 2014 an einer Wand unseres Innenhofes verewigen ließen.

Erst später – im Jahr 2019 – wurde Rüssel hoch! im Sinne von Kopf hoch! Nur Mut! Trau dich! zu unserem Lebensmotto.

Nachdem wir den ganzen Tag im Berliner Zoo verbracht und viele Tiere gesehen und fotografiert hatten, begaben wir uns um 17:15 Uhr zum vereinbarten Treffpunkt vor dem Elefantengehege. Zwei Tierpfleger begrüßten uns, doch vor allem erwarteten uns die Asiatischen Elefantenkühe.

Eine von ihnen linste bereits um die Ecke, gefolgt von zwei weiteren – in freudiger Erwartung, in den Genuss der leckeren Äpfel zu kommen, die in zwei Eimern zur Verfütterung bereitstanden. Etwa 40.000 Kilogramm Äpfel werden im Berliner Zoo jährlich an die Tiere verfüttert. Wetten, dass die größte Menge an die unersättlichen Elefanten geht?

Oliver machte sich flugs daran, die Äpfel den drei Elefanten zuzuwerfen, die sich vor dem Zaun drängelten, um die köstlichen Früchte zu erhaschen. Es versteht sich von selbst, dass er darauf achtete, die Äpfel gerecht zu verteilen. Die Elefanten hatten auf jeden Fall riesengroßen Spaß daran, die köstlichen Früchte mit dem Rüssel zu ergreifen und mit einem Happs zu verspeisen.

Es mag als Anekdote gelten, dass die Asiatischen Elefanten so geschickt mit dem Rüssel umgehen können, dass sie im Zoo Berlin ständig und überall Kleinteile abmontieren. Verständlich, denn das größte Problem von Zooelefanten ist Langeweile, wie ich im Beitrag Elefantöses – Elefanten in Deutschland schrieb.

Pang Pha, Anchalis Mutter, ist übrigens auch eine echte Genießerin von Bananen, einer besonderen Leckerei für Elefanten. Meist verschlingt sie diese wie alle anderen Elefanten. Doch ab und zu hebt sie sich eine gelb-braune Banane für später auf, um sie dann geschickt mit ihrem Rüssel zu schälen, die Frucht aus der Schale zu schütteln und erst dann zu verspeisen. Ein Forscherteam um Lena Kaufmann von der Humboldt-Universität hat diese Eigenart untersucht und in der Fachzeitschrift Current Biology darüber berichtet. Höchstwahrscheinlich hat es sich Pang Pha als Elefantenkind von ihrem menschlichen Pfleger abgeschaut, der sie häufig mit geschälten Bananen gefüttert hat. An ihre Tochter Anchali hat sie diese Fähigkeit nicht weitergegeben.

Wenn doch nur die Eimer nicht so rasch leer gewesen wären! Schnell zogen die Elefanten wieder von dannen. Noch ein letztes fröhliches Rüssel hoch! – das war’s dann mit unserem Lieblingstierbesuch. Die Viertelstunde der Elefantenfütterung war viel zu schnell vorbei, doch wie im Hintergrund des obigen Fotos zu sehen ist, haben die Tierpfleger am Ende des Tages auch noch andere Pflichten zu erfüllen.

Vor dem Elefantenhaus lagen laut Auskunft eines der Tierpflegers etwa eine Tonne Grünfutter – die Tagesration der fünf Asiatischen Elefanten des Berliner Zoos, welche am Ende des Tages an die Elefanten verfüttert wird, um sie leichter vom Freigehege zurück ins Elefantenhaus zu bringen. Einer der Tierpfleger fragte uns, ob wir das noch im Inneren des Elefantenhauses beobachten wollen. Wir bejahten, worauf er uns auf einem kürzeren Weg ins Elefantenhaus führte und sich verabschiedete.

Direkt füttern konnten wir die Zooelefanten also nicht, wie das bei den Zirkuselefanten im Elefantenhof Platschow der Fall gewesen war. Dort waren wir unseren Lieblingstieren sehr viel näher gekommen und hatten wesentlich mehr Zeit mit ihnen verbringen können. Vielleicht kann man das nicht miteinander vergleichen, aber mal ganz ehrlich: Für 100 Euro hatten wir von einem Lieblingstierbesuch im Zoo schon ein wenig mehr erwartet als eine Viertelstunde Elefantenfütterung über Zaun und Graben hinweg.

Doch in den Zoos geht der Trend weg vom direkten Vollkontakt zwischen Elefanten und Tierpflegern und weg von Vorführungen von Kunststücken wie im Zirkus, wie wir sie im Tierpark Hagenbeck zu sehen bekommen hatten. Protected contact (geschützter Kontakt) heißt die Fachbezeichnung zugunsten der Sicherheit der Elefantenpfleger und zugunsten einer artgerechtere Haltung von Elefanten, die möglichst wie in freier Wildbahn in einer sozial intakten Herde leben sollen, wo beispielsweise auch die Jungtiere innerhalb der Herde geboren und aufgezogen werden sollen. Die Pfleger berühren die Elefanten zwar noch, aber nur noch durch ein Gitter oder über eine Mauer.

Moderne Elefantenhaltung bedeutet, dass Mensch und Elefant nicht mehr auf Tuchfühlung gehen. Es bedeutet auch, dass Elefanten nicht immer kooperieren müssen, wenn sie gerade keine Lust dazu haben. Allerdings lassen sich Elefanten recht gut durch Futter steuern. Da haben wir durchaus etwas gemeinsam mit unseren Lieblingstieren – auch wir lieben Früchte sehr und die Aussicht auf eine leckere Mahlzeit vermag uns durchaus bei unserer Arbeit zu beflügeln.

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