Elefantöses – Glücksschalter Amygdala

Wenn ein Elefant zur Begrüßung eines anderen Elefanten fröhlich trompetend den Rüssel hebt, ist dies ein Zeichen, dass er glücklich ist. Deshalb gilt ein Elefant mit erhobenem Rüssel als Glücksbringer. In der Bedeutung des Schutztieres zeigt der Rüssel nach unten. Ein steil nach oben gehaltener Rüssel ist die ausdrucksvolle Verkörperung von hoher Erregung, Wut und Kampfbereitschaft.

Elefanten haben hochentwickelte Gehirne, mit denen sie – ähnlich wie wir Menschen – eine Vielzahl von Gefühlen erleben können. Untersuchungen zufolge sind das Empfindungen wie Empathie, Trauer, Freude, Angst, Stress und Rache. In meinem Beitrag Elefantöses – Wie sensibel sind Elefanten? nannte ich den Grund für das reiche Gefühlsleben der Elefanten: Elefantenhirne haben sogenannte Spindelzellen, die beim Menschen mit Sozialbewusstsein, Empathie und Ich-Bewusstsein in Verbindung gebracht werden.

In diesem Beitrag geht es um eine weitere Besonderheit im Elefantenhirn, und zwar um den Bereich, der vor allem für Angstgefühle, aber auch für gegenteilige Gefühle wie Freude, Vergnügen und Wohlbefinden zuständig ist, zum Beispiel in der Interaktion mit anderen Elefanten.

Moment mal, haben Elefanten überhaupt vor irgendetwas Angst? Mäuse sind es jedenfalls nicht. Mit diesem Mythos hat schon der Zoologe Bernhard Grzimek aufgeräumt, als er fünf Elefanten des Zirkus Althoff einige Mäuse gegenüberstellte, die an einer Schnur befestigt waren: keine Spur von Angst. Es gibt jedoch Tiere, vor denen selbst die Elefanten einen Heidenrespekt haben.

Angst entsteht beim Menschen vor allem in einem paarig angelegten Kerngebiet des Gehirns, der sogenannten Amygdala (Corpus amygdaloideum oder auf Deutsch: Mandelkern), die ein Teil des limbischen Systems im Gehirn ist, das zusammen mit dem Hippocampus die Emotionen steuert. Die Amygdala wird in der Glückstherapie als Glücksschalter bezeichnet. Je nachdem, welcher Bereich stimuliert wird, empfinden wir Angst, die eine Flucht-, Erstarrungs- oder Kampfreaktion hervorruft, oder wir empfinden Positives wie Gelassenheit, Zufriedenheit, Belohnung, Genuss, Humor, Freude, Liebe, Erfüllung oder Glück, und zwar dann, wenn durch den Glücksschalter Amygdala unsere Frontallappen hinter der Stirn aktiviert werden.

Glück auf Knopfdruck? Ein »Kippschalter« im Gehirn, der entweder Alarm oder Glück bei uns auslöst? Wäre toll, wenn es so einfach wäre. Der eine oder andere, der im Visualisieren und Meditieren geübt ist, mag das sogar hinbekommen, dass sein Körper beginnt, Glückshormone auszuschütten, wenn er sich intensiv vorstellt, er kippe die beiden Mandelkerne, die wenige Zentimeter tief hinter den Schläfen sitzen, wie einen Glücksschalter nach vorne in Richtung Stirn. Praktizierende berichten, so ein Wonnegefühl mithilfe der Mandelkerne im Frontalhirn »einzuschalten«, also die Energie nach vorne in die Stirnhirnlappen zu lenken, sei so einfach wie einen Lichtschalter einzuschalten – das könne jeder hinbekommen.

Meine Erfahrung ist, dass meine Glückshormone so richtig fließen, wenn ich mit etwas aktiv werde, was mich persönlich glücklich macht: Tanzen, Fotografieren, Schriftstellern, also Aktivitäten, bei denen ich die Zeit vergesse und in den Flow komme. Da weiß ich schon im Voraus, dass ich dadurch quasi meinen persönlichen Glücksschalter betätige. Es ist gut, solche persönlichen Glücksquellen ausfindig zu machen und im Sinne von Rüssel hoch! zu pflegen.

Die Auslöser für ein Wonnegefühl sind natürlich ganz individuell. Gehirnforscher haben festgestellt, dass unsere Stirnhirnlappen viel wichtiger sind, als bisher angenommen wurde: neben der Fähigkeit, mit anderen mitzufühlen, der Intuition und der Voraussicht beflügeln sie auch unsere Fantasie, Kreativität und Vorstellungskraft. Leider wird in der heutigen stresserfüllten Zeit bei den meisten Menschen – das war auch bei mir lange so – die Amygdala regelrecht dazu konditioniert, ständig in hoher Alarmbereitschaft zu sein.

Und was ist mit den Elefanten? Wie sieht es in ihren Gehirnen aus? Haben sie auch so einen Alarm- bzw. Glücksschalter in ihrer Amygdala? Ja, auch sie können – je nach Aktivierung – Negatives oder Positives empfinden.

Eine Studie, die sich mit der Elefantenamygdala beschäftigt hat, kam zu dem Schluss, dass Elefanten eine äußerst ungewöhnliche und unter den Säugetieren einzigartige Amygdala haben, auch wenn der Amygdaloid-Komplex, der die emotionalen Zustände erzeugt, noch weiter erforscht werden muss. Die vergrößerten Bereiche der Elefantenamygdala hängen gemäß den Forschern eng mit den beobachteten sozial-empathischen und gefühlsreichen Verhaltensweisen der Elefanten zusammen.

Limacher-Burrell A, Bhagwandin A, Maseko BC, Manger PR. Nuclear organization of the African elephant (Loxodonta africana) amygdaloid complex: an unusual mammalian amygdala. Brain Struct Funct. 2018 Apr;223(3):1191-1216. doi: 10.1007/s00429-017-1555-3. Epub 2017 Nov 2. PMID: 29098403.

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