Elefantöses – Der Elefantenrüsselnebel

In Mitteleuropa können wir ganzjährig das Sternbild des königlichen Kepheus sehen, dessen hellste Sterne an ein Haus mit spitzem Dach erinnern. Nach der griechischen Mythologie war Kepheus der König von Äthiopien, Gemahl der Kassiopeia und Vater der Andromeda. Auch nach Kassiopeia und Andromeda wurden Sternbilder des Nordhimmels benannt. Kassiopeia ist besser bekannt als Himmels-W bzw. Himmels-M und Andromeda, dessen Hauptsterne eine lange Kette bilden, wurde vor allem wegen seines Andromedanebels bekannt, die uns nächstgelegene Spiralgalaxie von ähnlicher Größe wie die Milchstraße.

Doch das Sternbild Kepheus – unvorstellbare 2400 Lichtjahre von uns entfernt in unserer Milchstraße – enthält eine Ansammlung von interstellarem Gas und Staub. Der spektakulärste Teil, welcher die astronomische Bezeichnung IC 1396A trägt, wurde unter dem Namen Elefantenrüsselnebel bekannt, weil seine dunkle, sich windende Struktur einem eingerollten Elefantenrüssel ähnelt. Dieser Elefantenrüsselnebel ist ein aktives Sternentstehungsgebiet, in dem sich interstellare Materie zu angehenden Sternen, sogenannten Protosternen verdichtet. Er enthält auch »junge« Sterne, die zwischen Hundertausend und 1 Million Jahre alt sind. Diese riesengroße Molekülwolke namens Elefantenrüsselnebel besteht zu etwa 70 % aus molekularem Wasserstoff (H2).

Es gibt noch andere bekannte nach Tieren benannte Nebel wie den Pferdekopfnebel, der sich im Sternbild des Orion befindet, und den Adlernebel im Sternbild Schlange, welches an klaren Sommerabenden zu sehen ist. Pareidolie nennt sich das Phänomen, dass unser Gehirn ständig versucht, in abstrakten Mustern vertraute Gegenstände, Tiere oder Gesichter zu erkennen. Dabei arbeiten rechte und linke Gehirnhälfte zusammen. Auf der linken Seite wird eingeschätzt, wie groß die Ähnlichkeit ist, auf der rechten Seite wird daraufhin entschieden, ob ein Gesicht tatsächlich ein Gesicht ist oder nicht, was für soziale Interaktionen wichtig ist. Das geht blitzschnell, denn unser Gehirn ist darin geübt, wenige typische Merkmale zu einem komplexen Muster zu ergänzen.

So ist es nicht verwunderlich, wenn Astronomen Himmelsphänomene nach Tieren benennen. Allein unter den Nebeln gibt es mindestens 20 Tiere. Neben Elefantenrüsselnebel, Pferdekopfnebel, Adlernebel, Katzenpfotennebel, Seekuhnebel, Fliegende Echse, Laufende Hühner, Möwennebel, Pelikannebel, Eulennebel, Hainebel und Stechrochennebel, wurden in den Nebeln des Weltalls sogar noch kleinere Tierchen pareidoliert: Krebs, Hummer, Garnelen, Quallen, Tintenfisch, rote Spinnen, Schmetterlinge, Taranteln und Ameisen. Neben den Nebeln gibt es auch einige Galaxien mit Tiernamen. Eine heißt »Die Mäuse«. Weitere heißen Walgalaxie, Tümmlergalaxie und Kaulquappengalaxie.

Also mein Gehirn würde überall einen Rüssel-hoch-Elefanten erkennen, weil es auf Elefanten geeicht ist. Selbst auf der Insel Baltrum habe ich vor ein paar Tagen einen gefunden.

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