Elefantöses – Europäischer Waldelefant (Palaeoloxodon antiquus)

Ausgestorbener Europäischer Waldelefant (Palaeloxodon antiquus) | Bildnachweis: Apotea / CC BY-SA 3.0

Wow, es gab ihn tatsächlich – den Riesenelefanten – hier bei uns in Europa, sogar in Deutschland! Der ausgestorbene Europäische Waldelefant (Palaeloxodon antiquus) war mit einem Gewicht von 11 Tonnen und einer Rückenhöhe von 4,2 Metern nicht nur größer als das ebenfalls ausgestorbene Wollhaarmammut, sondern auch größer als der heutige Afrikanische Steppenelefant (Loxodonta africana).

Der Eurasische Altelefant gehörte zu den größten Rüsseltieren, die je auf der Erde gelebt haben. Seine Stoßzähne waren 3 Meter lang. Die erhaltenen Muskelansatzstellen lassen darauf schließen, dass sein Rüssel sehr muskulös war und eine stattliche Länge von etwa 280 cm gehabt haben muss. Ansonsten ähnelte der Körperbau dem Asiatischen Elefanten, auch die kleinen Ohren. Die molekulargenetischen Untersuchungen aus dem Jahr 2017 zeigten jedoch eine nähere Verwandtschaft zum Afrikanischen Elefanten. Ursprünglich aus Afrika stammend und mit vier (!) Stoßzähnen ausgestattet (Rüsseltiergattung Gomphotherium) wanderte er einst über eine Landbrücke nach Asien in Europa ein.

Aufgrund des Aufbaus der Backenzähne wird davon ausgegangen, dass sowohl weichere Nahrung wie Blätter, Früchte, Knospen und Borke als auch härtere Nahrung wie Gräser gefressen wurden. Mageninhalte und in löchrigen Zähnen gefundene Nahrungsreste zeigen, dass das Laub von Ahorn, Hainbuche, Haselnuss, Erle, Esche, Buche und Efeu, aber auch Beifuß-Kräuter und Gräser wie Seggen, auf dem vegetarischen Speiseplan standen. Durch ihr Fressverhalten (Herausreißen von Jungbäumen und Sträuchern, Entrinden und Entlauben von Bäumen und Abbrechen von Ästen) verhinderten sie einen dichten Waldbewuchs und bevorzugten aufgrund ihrer Größe sicherlich die so entstandenen offenen Landschaften.

Gelebt hat der Europäische Waldelefant erdgeschichtlich im Pleistozän, genauer gesagt vor 900.000 bis 33.000 Jahren, zusammen mit Riesenhirsch, Wollnashorn, Höhlenlöwe, Säbelzahntiger, Auerochse sowie Wild- und Flusspferd, bis klimabedingte Kaltzeiten die Urzeitgiganten aussterben ließen. Ein Nachkomme in Zwergform, der Elephas falconeri, existierte sogar bis vor etwa 4.000 Jahren noch auf einigen Mittelmeerinseln (Sizilianischer Zwergelefant, Zypern-Zwergelefant, Kreta-Zwergmammut).

Der Name »Waldelefant« bezieht sich auf sein Vorkommen während der sogenannten Waldzeit, also während der klimatischen Warmzeiten Europas. Die nachfolgende Karte, auf der die maximale Ausdehnung des Verbreitungsgebietes des Europäischen Waldelefanten in Mittel-, Ost- und Südeuropa und Vorderasien dargestellt ist, zeigt anhand der schwarzen Punkte die wichtigsten Fundorte von Skelettteilen wie Schädel, Beckenknochen und Stoßzahnresten, aber auch ganzer Skelette.

Verbreitungsgebiet des Europäischen Waldelefanten (Palaeloxodon antiquus) | Bildnachweis: DagdaMor / CC BY-SA

Beispielsweise wurde 1948 in Lehringen bei Verden an der Aller (Niedersachsen) das Skelett eines Europäischen Waldelefanten gefunden, das in die Eem-Warmzeit (vor 126.000 bis 115.000 Jahren) datiert wurde. Zwischen dessen Rippen befanden sich eine Lanze aus Eibenholz sowie 25 Feuersteinartefakte, was leider zeigt, dass der Elephas antiquus schon seit der Altsteinzeit zur Jagdbeute von Menschen zählte.

Im Geiseltal (Sachsen-Anhalt) wurden 1985 im Braunkohleabbaugebiet Neumark mehr als tausend Knochenfunde gemacht, die zu etwa 70 verschiedenen Europäischen Waldelefanten gehörten, darunter auch 10 vollständig erhaltene Skelette. Die Fundstelle, ein ehemaliges Seebecken, an dessen Uferbereich sich über Jahrhunderte viele Elefantenskelette angesammelt hatten, gilt als weltweit bedeutendste Fundstelle des Elephas antiquus. Die an den Uferzonen gefundenen Pflanzenfossilien zeigten einen hohen Salzgehalt an, der wahrscheinlich – mehr noch als das Wasser – die Elefanten angelockt hat.

Wirklich schade, dass wir die Sonderausstellung »Elefantenreich – eine Fossilwelt in Europa« des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle (Saale) verpasst haben. Es wurden die 1.350 Exponate der rund 200.000 Jahre alt geschätzten Fossilien dieses Seebiotops gezeigt, die Archäologen vor dem Schaufelradbagger in der Braunkohlegrube Neumark retten konnten. Hauptattraktion der Ausstellung und größtes Exponat war ein in Lebensgröße und beeindruckend lebensecht rekonstruierter Europäischer Waldelefant.

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