Weltelefantentag (12. August 2021)

Seit 2012 gibt es den Welttag für Elefanten. Am letztjährigen Welt-Elefanten-Tag habe ich von Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana) im Tsavo-East-Nationalpark in Kenia berichtet. Heute geht es um einen – was die Schulterhöhe betrifft – viel kleineren Vertreter der Elefantenfamilie (Elephantidae) – den Waldelefanten (Loxodonta africana cyclotis). Die Stoßzähne des Waldelefanten sind weniger gebogen, dünner und ihr Elfenbein kompakter als beim Savannenelefanten. Seine kleineren Ohren sind runder und nicht wie die Umrisse des afrikanischen Kontinents geformt. Zudem ist die Haut etwas dunkler sowie glatter und weniger behaart.

Waldelefanten bevorzugen Früchte und Samen. Mit den geschickten Greiffingern am Ende des Rüssels und ihren Stoßzähnen knacken sie sogar die fußballgroßen Nüsse des Omphalocarpum-Baums. Waldelefanten werden »Gärtner des Regenwaldes« genannt, weil sie eine Schlüsselrolle im Ökosystem Regenwald haben – sie sorgen für Artenvielfalt, indem sie als »Samentaxi« fungieren. Sie scheiden gefressene Samen unversehrt wieder aus, trampeln sie in den Waldboden und düngen sie mit ihrem Kot. So verteilen sie überall Pflanzensamen mit einer Samenverteilungsrate von ca. 350 Samen pro Quadratkilometer pro Tag. Viele Pflanzen sind in der Ausbreitung ihrer Samen hauptsächlich oder sogar ausschließlich von den Waldelefanten abhängig, da sie erst keimen, wenn sie deren Magen-Darm-Trakt durchlaufen haben. Forscher denken, dass fast 30 Prozent aller Regenwald-Riesen von Waldelefanten »gepflanzt« werden.

Während einst große Herden des mächtigen Europäischen Waldelefanten (Palaeloxodon antiquus) sogar deutsche Wälder durchstreiften, ist der Bestand der Waldelefanten in Afrika in den vergangenen drei Jahrzehnten um 86 Prozent zurückgegangen – auf weniger als 100.000 Elefanten, so dass die IUCN (Internationale Union zur Bewahrung der Natur) im März 2021 die Waldelefanten in die höchste Gefährdungskategorie ihrer ROTEN LISTE gesetzt hat: akut »vom Aussterben bedroht«. Damit ist ihre Lage noch schlimmer als die des Afrikanischen Elefanten, der als »stark gefährdet« eingestuft ist.

Wen das Herz drängt, etwas für die Zukunft der Elefanten zu spenden, kann das zum Beispiel über den als gemeinnützig anerkannten Verein Future for Elephants e.V. tun. Die Spende kommt zu 100 % bei den Elefanten an, da die ehrenamtlichen Mitglieder anfallende Verwaltungsausgaben privat tragen. Um die Elefanten zu schützen, setzen sie sich dafür ein, jeglichen Elfenbeinhandel weltweit und ohne Ausnahmen zu beenden – für immer. Ein weiteres Ziel ist es, Trophäenjagd und Wildfänge von Elefanten zu unterbinden und Perspektiven für ein konfliktfreies Zusammenleben von einheimischer Bevölkerung und wildlebenden Elefanten zu entwickeln. Hierzu unterstützt der Elefantenverein Projekte vor Ort.

Was die Trophäenjagd angeht, bin ich bei der Vorbereitung dieses Artikels auf folgende Online-Werbung eines Anbieters von Jagdreisen gestoßen: Waldelefant/Savannenelefant, 15 Tage Jagdaufenthalt für 31.995 Euro pro Person. Unser Partner verfügt über mehr als eine Million Hektar Wildnis in neun Konzessionen. Hier können wir Jagdsafaris von hoher Klasse und zwei verschiedene Arten von Jagd bieten, nämlich die Jagd im tropischen Regenwald und in der subtropischen Savanne.

Es ist schon mehr als traurig, dass der Schutz vom Aussterben bedrohter Tierarten einen so geringen Stellenwert besitzt, dass solche Reisen angeboten werden dürfen. Das ZDF berichtete 2020, dass Trophäenjäger behaupten, eine geregelte Trophäenjagd schütze die Elefanten vor Wilderern und stelle eine wichtige Einnahmequelle für afrikanische Länder dar. Heike Henderson von Future for Elephants e.V. zweifelt an der Nachhaltigkeit der Trophäenjagd und fordert ein Verbot des momentanen legalen Imports von Jagdtrophäen wie Elefantenstoßzähne: »Es wäre ein starkes Zeichen international, wenn Deutschland als drittgrößte Trophäen-Jagdnation – nach USA und Spanien – das verbieten würde.«

Anhand der Lebensgeschichte eines Elefanten, der in die Geschichtsbücher als Der Elefant des Sonnenkönigs einging, informiere ich in meinem am Welt-Elefanten-Tag 2019 veröffentlichten Elefantenroman eingehender über die historischen Ursprünge der Elefantenjagd samt Elfenbeinhandel. Dieser berühmte Elefant stammte aus dem Kongo, wo es heutzutage neben Gabun noch die größte Zahl von Waldelefanten gibt.

Im Kongo sollen in den vergangenen 15 Jahren 9 von 10 Waldelefanten getötet worden sein. Doch auch im Minkébé-Nationalpark in Gabun ist ihre Zahl in den letzten zehn Jahren drastisch geschrumpft – von etwa 36.000 auf circa 6.000. Hauptursache: Wilderei. Durch die Corona-Krise und das damit verbundene Ausbleiben der Touristen fehlt Geld, so dass in mehr als der Hälfte der Schutzgebiete in Afrika die Einsätze gegen Wilderer reduziert oder eingestellt werden mussten. Die Stoßzähne des kleineren Waldelefanten sind unter Elfenbeinhändlern besonders geschätzt, da das rosa schimmernde Material härter ist und sich besser zu filigranen Figuren verarbeiten lässt. Außerdem ist es für die Waldelefanten nachteilig, dass sie ihren Lebensraum, den Urwald, oft mit Rebellenverbänden teilen, die aus den Gewinnen des Elfenbeinschmuggels Waffenkäufe tätigen.

Ein weiteres wachsendes Problem – auch für die Waldelefanten – ist die Klimaerwärmung der Erde, denn diese hat zur Folge, dass die Urwaldbäume weniger Früchte tragen. Die hungernden Waldelefanten verlassen immer häufiger den Urwald, um sich anderswo nach Essbarem umzuschauen, und geraten dann in Konflikt mit den Menschen, die verständlicherweise ihre Felder schützen wollen. Doch die Menschen nehmen den Waldelefanten durch das Abholzen des Regenwaldes zugunsten landwirtschaftlicher Flächen beständig immer mehr Lebensraum. Laut IUCN ist der Waldelefant bereits aus 75 Prozent seines ursprünglichen Verbreitungsgebiets verschwunden und der Trend wird anhalten. Dennoch gibt es einen Hoffnungsschimmer: In Gabun und im Kongo ist es laut IUCN vorerst gelungen, die Populationen des Waldelefanten zu stabilisieren – dank erfolgreicher Schutzmaßnahmen aus Spendengeldern.

Ich wünsche mir, dass eines Tages das gespendete Geld aller Elefantenliebhaber ausreichen möge, der Elfenbeinwilderei ein Ende zu setzen.

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