Elefantöses – Mammute, eiszeitliche Giganten

Hast du erkannt, dass es sich bei dem Elefanten auf dem Titelbild um ein Mammut handelt?
Ein toller Blickfang mit seinen charakteristisch gebogenen Stoßzähnen, mit denen notfalls Schnee weggeschoben werden konnte, um an das lebensnotwendige Grünfutter zu kommen. Diese ausgestorbene Gattung der Elefanten (Gattung Mammuthus) mit dichter Behaarung hatte teilweise eine Schulterhöhe von mehr als 4 Metern, beispielsweise das Präriemammut (Mammuthus columbi) oder das Steppenmammut (Mammuthus trognotherii), das mit seinen 4,7 Metern an Schulterhöhe zu den größten bekannten Rüsseltieren zählt – wahrhaft gigantisch!

Mammute lebten im erdgeschichtlichen Zeitabschnitt Pleistozän, das durch den Wechsel von Kalt- und Warmzeiten geprägt war und vor rund 12.000 Jahren endete, in weiten Teilen Asiens, Afrikas, Nordamerikas und Europas – auch in Deutschland. Wesentlich weniger behaart, waren die ebenfalls ausgestorbenen riesigen Europäischen Waldelefanten.

1975
Am 11. Oktober 1975 entdeckte der 16-jähriger Schüler Bernard von Bredow in einem Bachbett des Gerhartsreiter Grabens in Siegsdorf eines der größten Mammutskelette Europas (mit einer Schulterhöhe von 3,60 Metern ausgestellt im Südostbayerischen Naturkunde- und Mammut-Museum Siegsdorf). An der Fundstelle wurden auch Knochen von anderen eiszeitlichen Tieren ausgegraben wie Höhlenlöwe, Riesenhirsch, Urrind und Wollnashorn. Das Siegsdorfer Mammut ist kein Einzelstück. Mindestens sechs vollständige Skelette wurden allein in Deutschland gefunden. Das forschungsgeschichtlich älteste Mammutskelett wurde 1903 in Klinge bei Cottbus entdeckt.

Doch man stieß nicht nur auf Mammutskelette, sondern auch auf im Permafrost konservierte Mammutkadaver wie den Beresowka-Mammutbullen, der am Beresowka-Fluss in Ostsibirien zu Tage kam. Mit einer Höhe von 2,80 Metern und einer Länge von 4,05 Metern wird er als Dermoplastik im Zoologischen Museum Sankt Petersburg ausgestellt. Nach Radiokarbonanalysen lebte dieses Wollhaarmammut (Mammuthus primigenius) vor etwa 44.000 Jahren:

1900
Jäger vom altsibirischen Stamm der Lamuten verfolgten mithilfe eines Hundes die Fährte eines Elches, der sie bis an den Beresowka-Fluss führte. Dort gibt es einen 50 Meter hohen Steilhang, der komplett aus altem Eis besteht und jeden Sommer ein Stück zurückschmilzt. In diesem steckte ein Mammutkadaver, dem Wölfe schon Haut- und Fleischstücke aus dem Rücken gerissen hatten. Die Lamuten nahmen den noch vorhandenen Stoßzahn mit und verkauften ihn, wodurch der Mammutfund bekannt wurde.

1901
Eugen Wilhelm Pfizenmayer, ein württembergisch-russischer Paläontologe und Zoologe, war Präparator der von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg beauftragten Expedition, die das Ziel hatte, diesen wertvollen Fund auszugraben. Er erzählt:

»Schon eine ganze Weile, bevor ich den Mammutkadaver erblickte, traf ein Geruch, der überhaupt nicht angenehm war, meine Nase. Er ähnelte den Dämpfen, die aus einem schlecht gehaltenen Pferdestall kommen, stark gemischt mit Aasgeruch. Dann, nach einer Biegung des Pfades, erschien der Schädel, der hoch aufragte. Und jetzt standen wir am Grab dieses diluvialen [eiszeitlichen] gigantischen Tieres! Der Rumpf und die Glieder saßen noch teilweise in den Erdmassen. In ihnen war der Kadaver von oben her aus einer der breiten Spalten der Eiswand gerutscht. Die Mauern dieser Eiswand erhoben sich fast senkrecht an mehreren Stellen über dem Gebiet, wo die Erde herabgefallen war.«
(E. W. Pfizenmayer, Mammutleichen und Urwaldmenschen in Nordost-Sibirien, 1926, Seite 126)

Über dem außergewöhnlich gut erhaltenen Wollhaarmammut wurde eine Blockhütte errichtet, die mit zwei Öfen beheizt wurde, um den Boden und den zu bergenden Mammut aufzutauen. Es dauerte drei Wochen, um den Mammutkadaver in kleinere Teile zu zerlegen, um ihn für den Transport vorzubereiten, zunächst bis Irkutsk und dann weiter mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Sankt Petersburg. Dabei stieß der Präparator auf Nahrungsreste, die offen auf der Zunge und den Backenzähnen der linken Seite des Unterkiefers lagen und erst teilweise durchgekaut waren:

»Es muss sehr schnell gestorben sein, nachdem es in eine Spalte im Eis gefallen war. Denn in seinem Maul, auf der wohlerhaltenen Zunge, und zwischen seinen Backenzähnen fanden wir ungekautes Futter. Es bestand aus grünen Pflanzen und Gräsern von denen einige Samenkörner hatten. Das Mammut ist plötzlich im Herbst umgekommen.«
(E. W. Pfizenmayer, Mammutleichen und Urwaldmenschen in Nordost-Sibirien, 1926, Seite 131/132)

Der Magen enthielt etwa 27 Pfund Pflanzenreste, die zeigten, aus was die letzte Mahlzeit des Mammuts bestanden hatte: verschiedene Seggenarten (unter anderem von der Gerstenpflanze Hordeum violaceum), Quendel, Gelber Alpenmohn sowie Scharfer Hahnenfuß, Alpenwiesenraute und Alpen-Waldrebe.

Bibelgläubige Menschen sind davon überzeugt, dass die Mammute in der weltweiten Sintflut der Tage Noahs umgekommen sind. Ihrer Ansicht nach konnte nur durch ein solches Großereignis ein derart plötzlicher und extremer Temperatursturz ausgelöst werden, der die grasenden Mammute schockgefror.
Interessant: Der altertümliche Begriff Diluvium (diluere = wegwaschen, überschwemmen) bezeichnet nicht nur das geologische Zeitalter des Pleistozän, das vor rund 12.000 Jahren in das jetzige Holozän überging, sondern auch das Zeitalter der biblischen Sintflut.
Wie dem auch sei, das plötzliche Aussterben der Mammute kann von Wissenschaftlern bis heute nicht schlüssig erklärt werden. Bei der sogenannten quartären Aussterbewelle – dem Massenaussterben in der letzten Kaltzeit – verschwanden vor allem körperlich große Arten der eiszeitlichen Tierwelt auf verschiedenen Kontinenten.

Es gibt neuerdings Berichte darüber, dass Wissenschaftler mithilfe des gut erhaltenen Mammut-Erbguts versuchen wollen, Mammute wieder neu heranzuzüchten. Meiner Meinung nach wäre es viel besser, die finanziellen Mittel dafür zu verwenden, noch vorhandene Elefantenarten vor dem Aussterben zu bewahren.

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