Buchvorstellung – »Anleitung zum Unglücklichsein«

Cover fürs Buch »Anleitung zum Unglücklichsein«

»Watzlawick ist ein Forscher in Sachen
Glück, Wirklichkeit und Kommunikation.
Ein Spürhund auf der Fährte des Paradoxen

und ein brillanter Kopf mit Witz und Charme:
Der Erfolgsautor und Philosoph Paul Watzlawick

verleiht der Unbill menschlicher Existenz Unterhaltungswert.«
(Zitat der Schweizer Frauenzeitschrift annabelle)

Über den Autor
Der österreichische Philosoph, Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick (* 1921, † 2007), der ab 1960 am Mental Research Institut in Palo Alto (Kalifornien) an der Erforschung von Geisteskrankheiten arbeitete, hat etliche Fachbücher veröffentlicht, die Einfluss auf die allgemeine Psychotherapie, Familientherapie und Kommunikationswissenschaft hatten. Von ihm ist beispielsweise eine Erkenntnis überliefert, die heutzutage in aller Munde ist: »Man kann nicht nicht kommunizieren!« Damit ist gemeint, dass jedes Verhalten eine Art von Kommunikation ist, nicht einzig und allein das Sprechen an sich. Denn mit allem, was wir tun, drücken wir etwas aus.

Über das Buch
Sein 144-seitiger populärwissenschaftlicher Millionenbestseller Anleitung zum Unglücklichsein, Piper Verlag, München 2021 (Erstausgabe 1983) möchte eine Einführung in die auf Jahrzehnten klinischer Erfahrung beruhenden Mechanismen der Unglücklichkeit geben, indem er uns den Spiegel vorhält und zeigt, was wir alltäglich alles selbst gegen unser mögliches Glück tun, anstatt in die »zeitlose Fülle des gegenwärtigen Augenblicks« zu stürzen. Doch nicht jeder wird mit seiner verklausulierten Art zu schreiben etwas anfangen können.

Anders als die gängigen »Glücksanleitungen« wie beispielsweise Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück – und deshalb für unser Gehirn anstrengender, da wir ständig umdenken müssen im Sinne von »so sollte ich es nicht machen, wenn ich mich nicht unglücklich machen will« – führen die ironischen Philosophierereien von Paul Wazlawick uns vor Augen, wie wir unserem Glück täglich im Weg stehen. In seiner Einleitung ironisiert er:

»Es ist höchste Zeit, mit dem jahrtausendealten Ammenmärchen aufzuräumen, wonach Glück. Glücklichkeit und Glücklichsein erstrebenswerte Lebensziele sind. Zu lange hat man uns eingeredet – und haben wir treuherzig geglaubt -, dass die Suche nach dem Glück uns schließlich das Glück bescheren wird.
Dabei ist der Begriff des Glücks nicht einmal definierbar. So wurden zum Beispiel die Hörer der 7. Folge des Abendstudios des Hessischen Rundfunks im September 1972 Zeugen der zweifellos befremdenden Diskussion zum Thema ›Was ist Glück?‹, in deren Verlauf es vier Vertretern verschiedener Weltanschauungen und Disziplinen nicht gelang, sich auf die Bedeutung dieses scheinbar so selbstverständlichen Begriffs zu einigen – und das trotz der Bemühungen des eminent vernünftigen (und geduldigen) Gesprächsleiters.«

Wie man ein Problem verewigt
Einen der beschriebenen Mechanismen der Unglücklichkeit möchte ich aus der Anleitung zum Unglücklichsein herausgreifen, um euch eine Idee vom Inhalt des Buches zu geben, nämlich das Kapitel Die verscheuchten Elefanten.

In diesem Kapitel geht es »nicht um die Herstellung, sondern die Vermeidung eines Problems zum Zwecke der Verewigung. Das Grundmuster dafür liefert die Geschichte vom Manne, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem Grunde für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er:
›Um die Elefanten zu verscheuchen.‹
›Elefanten? Aber es sind doch hier gar keine Elefanten.‹
Darauf er: ›Na, also! Sehen Sie?‹
Die Moral von der Geschichte ist, dass Abwehr oder Vermeidung einer gefürchteten Situation oder eines Problems einerseits die scheinbar vernünftigste Lösung darstellt, andererseits aber das Fortbestehen des Problems garantiert. Und darin liegt der Wert der Vermeidung für unsere Zwecke.«

Als Leser/in kann ich mir dann selbst Gedanken darüber machen, was alles in dieser Elefantengeschichte steckt. Zum Beispiel weist sie auf die Sinnlosigkeit hin, mit großem Aufwand ein Problem zu bekämpfen, das eigentlich gar nicht existiert. Sie stellt auch die Vermessenheit mancher Menschen bloß, eine problemfreie Situation eigenen Aktivitäten zuzuschreiben. Was das Thema Glück angeht, wollte Watzlawick mit dieser Elefantengeschichte allerdings ausdrücken, dass ein vermeidendes Verhalten im Alltag dazu führt, dass man sein Problem verewigt. Denn wenn man eine bestimmte Situation meidet, wird man »auch nie herausfinden, dass die Gefahr schon längst nicht mehr besteht«.

Die ewige Suche nach der Blauen Blume
Die Fußnote, in der er die romantische Suche nach der Blauen Blume als Gegenteil der Vermeidung anführt, ist als Parodie aufzufassen. Denn auch der Glaube an die (völlig unbewiesene) Existenz der Blauen Blume verewigt etwas, nämlich die Suche. So können sowohl Passivität (sich einem Problem nicht zu stellen) als auch Aktivität (in die falsche Richtung) zum Unglücklichsein führen.

Watzlawick setzt literarisch gebildete Leser voraus, die beispielsweise an dieser Stelle des Buches mit dem Symbol der Blauen Blume, die irgendwo im Verborgenen blüht und deren Finden in der romantischen Literatur die Erfüllung der tiefsten Sehnsucht darstellt, vertraut sind. Es war der Roman Heinrich von Oftendingen des Dichters Novalis, der mit der Suche nach der sagenhaften Blauen Rose als Symbol für die romantische Sehnsucht nach neuen Bewusstseins- und Erlebnishorizonten prägend für weitere Werke der Romantik wurde.

Zweifellos ein Buch für anspruchsvolle, gebildete Leser/innen, aus dem sie beispielsweise für sich mitnehmen können, dass Glück weder in der ständigen Vermeidung von Dingen, die uns Angst machen, zu finden ist, noch in der fortlaufenden Suche nach Glück im Außen. Denn wir sollten in Betracht ziehen, dass die Blaue Blume in der materiellen Welt möglicherweise nicht zu finden ist bzw. dass die Suche im Außen der Grund für das bisherige Nichtfinden ist. Wahres Glück kommt von innen aus dem Herzen heraus, ist also in uns selbst zu suchen, wie ich es in meiner Glücksparabel Im Zeitenmeer der Liebe ausdrücke.

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