Making-of »Im Zeitenmeer der Liebe«
An Weihnachten geht es um Liebe, sagt man. An Weihnachten geht es nur um Kommerz, sagt man. Das Weihnachtsfest ist das Fest der Liebe, sagt man. Das Weihnachtsfest ist das Fest der Einsamkeit, sagt man. Die wahren Geschenke sind Gefühle, schöne Erinnerungen und gemeinsame Zeit mit der Familie, sagt man. An Weihnachten steigt die häusliche Gewalt, sagt man. Das Geheimnis der Weihnacht besteht darin, dass wir auf unserer Suche nach dem Großen und Außerordentlichen auf das Unscheinbare und Kleine hingewiesen werden, sagt man. Weihnachten ist eine Dosis Sentimentalität, sagt man.
»Wer ist jener Sagtman?«, fragt Gottfried Keller, der Schweizer Dichter, welcher der Meinung war, dass alle Welt nach Liebe dürstet. Sein Gedicht über die Liebe (im Buch enthalten) schließt er zwei Zeilen weiter mit den Worten: »Wir machen die Liebe zu dem, was sie uns wird.«
Es liegt also bei uns selbst, was wir aus den weihnachtlichen Feiertagen machen. Der eine ist vielleicht mit der biblischen Geschichte von der Geburt Jesu Christi, jedoch ohne das dazugehörige Weihnachtsfest groß geworden. Der andere wünscht sich die heimelige Weihnachtsstimmung zurück, die er als Kind immer empfunden hat. Der eine versäumt keinen Adventssonntag in seiner Kirche und empfindet die Christmette als Höhepunkt der Weihnachtszeit. Der andere liebt die Weihnachtsmärkte, die hell beleuchteten Innenstädte, stürzt sich gern in den Weihnachtstrubel und hält dabei vielleicht nach besonderen Geschenken Ausschau.
Eine ganz besondere Geschenkidee – nicht nur zum Fest der Liebe – ist meine inspirierende Kurzgeschichte Im Zeitenmeer der Liebe. Als ich bei Recherchen zu einem Kundenauftrag für einen Tisch-Adventskalender auf die Kernidee dieser Parabel stieß, hat sie mir so gut gefallen, dass ich die gleichnishafte Geschichte über eine Insel der Gefühle, in der das Gefühl der selbstlosen Liebe im Mittelpunkt steht, noch weiter ausgesponnen habe.
Hier eine kleine Leseprobe:
»Vor langer Zeit entstand eine wunderschöne kleine Insel […] Es dauerte nicht lange, bis auch allerlei menschliche Gefühle auf dieser neugeborenen Insel zu Hause waren: das Glück, die Freude, der Humor, die gute Laune, die Traurigkeit, die Einsamkeit, die Gelassenheit, die Ausgelassenheit, die Weisheit und viele weitere Eigenschaften, Empfindungen, Wesenszüge und Gefühle, alles, was Menschen so menschlich macht. Selbst die Unbeholfenheit hatte dank der Freundlichkeit ein schönes Plätzchen auf der Insel gefunden […] Natürlich lebte auch die Liebe dort.
Im täglichen Inselleben hatte die Liebe oft erfahren, wie größtes Glücksempfinden vor allem durch die kleinen Dinge und Ereignisse im Leben ausgelöst wurde: durch einen entspannenden Spaziergang am Wasser, bei dem die Sonne auf der Haut zu spüren war – denn Natur tat einfach gut […] In solch einfachen Dingen, die der Seele guttaten, war das Glück oft zu finden, sodass es im Grunde jedem möglich war, sich im Zeitenmeer seine eigene kleine Glücksinsel zu schaffen.«
Doch eines Tages stellt die Sorge fest, dass der Wasserspiegel um die Insel herum immer höher steigt und die Insel bald im Ozean versinken wird. Wer denkt in diesem Krisenchaos, wo jeder seine eigene Haut retten will, noch an die Liebe? Wer hilft der Liebe, die immer uneigennützig für andere da war, von der sinkenden Insel wegzukommen? Ist am Ende etwa keiner da, der ihr hilft? Die Antwort wird den einen oder anderen überraschen und regt zum Nachsinnen an. Die gefühlvolle Glücksparabel vermag, die warme Stimmung von Besinnlichkeit im Herzen hervorzurufen.
Bald ist es wieder soweit. Wir werden wieder in eine vorweihnachtliche Adventszeit voller Plätzchenduft und Kerzenschein eintauchen. In den Vorgärten werden wir wieder die in dieser dunklen Jahreszeit sehr beliebten beleuchteten Tannenbäume und in den Fenstern den einen oder anderen Stern leuchten sehen. An den christlichen Hintergrund der prachtvollen Weihnachtsbeleuchtung wird wahrscheinlich kaum einer denken – ich meine an den, der sagte: »Ich bin das Licht der Welt.«
Im Zeitenmeer der Liebe ist keine religiöse Geschichte, und doch trägt sie den Geist des Urchristentums weiter, nämlich in Liebe füreinander da zu sein, und das an allen Tagen des Jahres.
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