Buchvorstellung – »Damals in Afrika«

Cover fürs Buch »Damals in Afrika«

»Entweder lassen wir ihn hier zurück, oder wir sterben alle. Manchmal muss man eine Entscheidung treffen. Nicht jeder kann in dieser Welt überleben. Ausgerechnet du solltest das wissen.« Er schwieg und rang mit dieser grausamen Logik. »Der Stärkere überlebt, Kip. Das ist Afrika, nicht wahr?«

Dieses Zitat aus dem 624-seitigen Afrikaroman des Australiers Frank Coates (ins Deutsche übersetzt von Katharina Volk, herausgegeben vom Knaur Verlag, München 2008) charakterisiert das zentrale Thema von Damals in Afrika. Die Abfolge von geschilderter Grausamkeit, Brutalität, Hass, Freiheitskampf, Massaker und Entführung liest sich wie ein Action-Drama, das sich neben ständig drohender Gefahr und Gewalt die Zeit nimmt, die Entwicklung der Charaktere auf ihrem von Härten geprägten Lebensweg darzustellen.

Es geht dem Autor darum, den Weg ostafrikanischer Kolonialländer in die Unabhängigkeit möglichst realitätsnah darzustellen. Den historischen Hintergrund dieses Romans bilden der blutige und langwierige Entkolonialisierungsprozess von Großbritannien bis zur Unabhängigkeit Kenias im Jahr 1963 und der in Uganda von 1966 bis 1986 unter den Regierungen von Milton Obote und Idi Amin geprägte autoritäre Führungsstil mit bürgerkriegsartigen Zuständen, Gewalttätigkeiten, schweren Menschenrechtsverletzungen und wirtschaftlichem Niedergang.

Der Autor Frank Coates wurde in Melbourne geboren. 1989 wurde er von den Vereinten Nationen nach Nairobi berufen. Vier Jahre lang reiste er durch Afrika und lernte dabei in Tansania eine Frau vom Nyamwezi-Stamm kennen, die er heiratete. Dieser persönliche Bezug zu Afrika schwingt zwischen den Zeilen mit. Vor allem die Beschreibung der afrikanischen Landschaften und der dörflichen Lebensverhältnisse haben in mir die 2016 auf einer Safari gewonnenen eigenen Eindrücke der afrikanischen Landschaften Kenias und Tansanias wiederaufleben lassen.

Glücksmomente, wie ich sie als Safari-Touristin in Afrika erlebte und im ersten Kapitel meines Romans RELING als Reise meines Lebens beschrieben habe, sind in diesem Roman sehr selten, dennoch vermochte das gewaltige Afrikaepos meine Aufmerksamkeit zu fesseln. Grund dafür war sicherlich auch, dass der Autor Frank Coates die Essenz von zwei wahren Lebensgeschichten in diesem Roman verarbeitet hat. Einerseits die Geschichte eines australischen Freundes, der auf der Suche nach seinem Vater mit einer schockierenden Wahrheit konfrontiert wurde. Andererseits die Geschichte einer atemberaubend schönen Uganderin, ehemals internationales Model, verheiratet mit einem Deutschen. Sie erzählte Coates eines Abend bei einem Glas Wein eine wahre Geschichte von ungeheurem Mut und familiärer Solidarität, nämlich wie ihre Familie vor den Säuberungsaktionen des Diktators Idi Amin aus Uganda flüchtete.

In einer heißen Sommerwoche bin ich also – in der Hängematte liegend und von den afrikanischen Wandmalereien unseres Innenhofs umgeben – voll und ganz in diesen Afrikaroman eingetaucht und habe mit Spannung die Lebensgeschichte zweier Menschen mitverfolgt, deren Wege sich immer wieder kreuzen: Kip Balmain und Rose Nasonga.

Der Australier Kip wächst in einem kleinen kenianischen Dorf bei seiner gefühlskalten Mutter auf und erlebt eine von brutaler Gewalt geprägte Kindheit. Eine Jugendfreundschaft wird zu einer tödlicher Gefahr, als die Mau Mau seinen afrikanischen Freund rekrutieren. Diese antikoloniale Unabhängigskeitbewegung gegen die Herrschaft weißer Siedler wird hauptsächlich von den bäuerlichen Kikuyu Kenias getragen.

In Uganda flieht eine afrikanische Familie vor den Schrecken des Bürgerkriegs. Rose Nasonga, ein Mädchen, das in Gefahr ist, nachdem ihr idyllisches Dorfleben zu einem Albtraum der Gewalt geworden ist, nutzt ihre Schönheit, um in die Welt der internationalen Mode zu fliehen, lernt aber, dass Drogen und Alkohol ebenso zerstörerisch sein können.

Nach den Schrecken des Krieges, über die Grenzen von Zeit und unterschiedlicher Abstammung hinweg, entdecken Kip und Rose, dass ihre Leben miteinander verbunden sind. Der Hinweis darauf liegt in einem zerbrochenen Andenken – zwei bemalte Hölzer, die sich nahtlos zu einem kleinen Bumerang zusammenfügen. Daraufhin begibt sich Kip auf die Suche nach seinem Vater, den er nie kennengelernt hat …

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