Buchvorstellung zum Welt-Alzheimertag (21.9.) – »Jung bleiben ist Kopfsache«

Cover fürs Buch »Jung bleiben ist Kopfsache«

»Im Grunde haben die Menschen nur zwei Wünsche:
alt zu werden und dabei jung zu bleiben.«
(Peter Bamm)

Wenn Altern Kopfsache ist, dann bedeutet das natürlich auch, dass wir das Organ, welches unser Kopf beherbergt, vor Alterung schützen müssen. Neurodegenerative Erkrankungen – allen voran die unterschiedlichen Formen der Demenz ‐ drohen laut Deutschem Ärzteblatt zur »Epidemie des 21. Jahrhunderts« zu werden.

Dies ist ein Auszug aus dem Vorwort des 240-seitigen Sachbuchs Jung bleiben ist Kopfsache – Erstaunliche Fakten aus der Altersforschung, Gräfe und Unzer, München 2022. Der Autor, Prof. Dr. med. Bernd Kleine-Gunk, zählt zu den weltweit führenden Anti-Aging-Medizinern. Er ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Anti-Aging Medizin, mit 1.200 Ärzten die größte Gesellschaft Europas für Anti-Aging (Altersverhinderung). Sein Buch hilft, das Altern besser zu verstehen und zu erkennen, welche Prozesse wir selbst deutlich verlangsamen können.

Gerade im Hinblick auf Demenz, gegen die es noch immer keine Behandlung gibt, ist alles, was wir präventiv (vorbeugend) tun, besonders wichtig. Professor Kleine-Gunk weist darauf hin, dass nach aktuellen Statistiken zwei von drei Alzheimer-Patienten Frauen sind und vieles darauf hindeutet, dass es der Östrogenmangel ist, der dafür im Wesentlichen verantwortlich ist. Ausführlich erklärt er, inwiefern Hormone als Regisseure unseres Lebens wirken, warum uns Stress alt macht, wie Darmbakterien in der Lage sind, unser Denken zu steuern, oder wie wir das Immunsystem unserer Seele stärken können. Mich hat besonders eine Frage interessiert:

Wie bleibe ich jung im Kopf?
Wie viele andere Altersforscher auch, legt uns Professor Kleine-Gunk ans Herz, den Alterungsprozess durch regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung und mentale Entspannung zu verlangsamen. Es entspräche den Erkenntnissen des 21. Jahrhunderts, dass Gene kein vorprogrammiertes Schicksal seien, sondern es vor allem die epigenetische Steuerung des Erbguts sei, die über ein gesundes Altern entscheide. Einfacher gesagt, unser Lebensstil entscheidet in hohem Maße darüber, welche Körperfunktionen im Alter nachlassen und welche degenerativen Erkrankungen unser Leben im höheren Alter bestimmen.

Als wichtigste Faktoren für die Alterung nennt Professor Kleine-Gunk den Verlust der mitochondrialen Funktion (Energieerzeugung in den Zellen), chronisch-niederschwellige Inflammation (Entzündung), oxidativer Stress (schädigende Sauerstoffreaktionen an Zellen), Glykierungsprozesse (Verzuckerung) und die Telomerenverkürzung (bei jeder Zellteilung werden die Schutzkappen an den Enden der erbguttragenden Chromosome kürzer, weshalb sie als die »biologischen Uhren« unserer Zellen gelten).

Verlust der mitochondrialen Funktion
Chronischer Stress schädigt die Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen. Sie haben vor allem die Aufgabe, unseren Körper mit Energie zu versorgen, was mit den Jahren immer schlechter funktioniert. Werden die Mitochondrien durch chronischen Stress, der auch als Schlafräuber gilt, zusätzlich geschädigt, so nimmt die Energieversorgung noch mehr Schaden. Außerdem aktiviert chronischer Stress eine Substanz, die wiederum proinflammatorische Zytokine mobilisiert, welche die Auslöser jener chronisch-niederschwelligen Entzündungsprozesse sind, die als ein weiterer entscheidender Alterungsfaktor eingestuft werden. Vor allem befeuern sie im Gehirn neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz.

>> Wir bleiben jung im Kopf, wenn wir chronischen Stress bestmöglich vermeiden und gezielt Entspannungspausen in unseren Alltag einbauen.

Chronische Inflammation und oxidativer Stress
Unser Verdauungssystem ist eine der wichtigsten Quellen für chronisch-niederschwellige Inflammation (Entzündung). Es beginnt schon in der Mundhöhle, denn Parodontitis (chronisch-entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates) gehört zu den wichtigsten Ursachen von chronischer Inflammation. Falsche Essgewohnheiten – Haushaltszucker wird als der schädlichste Makronährstoff für das Gehirn benannt – führen zu weiteren Entzündungsprozessen, die über die Darm-Hirn-Achse auch unserem Gehirn Schaden zufügen.

Wir können durch eine antientzündliche Ernährung die schädliche Inflammation nachhaltig beeinflussen. Als wertvollsten Nahrungsbestandteil für den Erhalt unseres Gehirns nennt Professor Kleine-Gunk die Omega-3-Fettsäuren. Sie liefern die entscheidenden Baumaterialien für den Aufbau, Umbau und die Reparatur von Neuronen (Nervenzellen). Zudem verbessern sie die Signalübertragung zwischen den Neuronen des Gehirns und unterstützen die Ausschüttung von Neurotransmittern zur Informationsübertragung auf den gesamten Körper. Ferner schützen Omega-3-Fettsäuren nicht nur vor Inflammation, sondern auch vor Oxidation, dem Prozess, bei dem durch sogenannte freie Radikale Zellstrukturen geschädigt werden.

>> Wir bleiben jung im Kopf, wenn wir ausreichend Omega-3-Fettsäuren zu uns nehmen.

Glykation
Unter Glykation versteht man eine chemische Reaktion, bei der durch Verzuckerung Eiweiße und Fette einen Teil ihrer Funktion einbüßen. Solche Glykierungsprozesse bedeuten, dass vieles, was altersbedingt in unserem Körper starr und unflexibel wird, nicht nur verkalkt, sondern auch verzuckert. Wenn wir vermeiden wollen, dass unser Gehirn dadurch Schaden nimmt, dann sollten wir auf kohlenhydratreiche Speisen und süße Getränke möglichst verzichten und in der Ernährung auf mehr Polyphenole achten. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in allen Gemüse- und Obstsorten vorkommen, welche Entzündungen hemmen, vor freien Radikalen schützen und Krebs vorbeugen.

Auch Menschen mit ausgeprägter Adipositas, durch die wiederum die niederschwelligen Entzündungen gefördert werden, sind gemäß einer Studie biologisch älter als chronologisch Gleichaltrige mit Normalgewicht.
(Susan J. van Dijk, Peter Molloy, Hilal Varinli, Janna L. Morrison, Beverly S. Muhlhausler & members of EpiSCOPE (2015); Epigenetic and Human Obesity; International Journal of Obesity 39; 85-97)

Es ist gut, schon in den mittleren Lebensjahren auf den Blutdruck, die Blutfette und den Blutzucker zu achten, denn zu hohe Werte begünstigen nicht nur Arteriosklerose, sondern auch Demenz. Beta-Amyloid-Plaques, die für die Alzheimer-Krankheit typisch sind, sind nichts anderes als Eiweißmüll, der durch Glykation verklumpt und nicht mehr aus dem Gehirn abtransportiert wird. Professor Kleine-Gunk lässt uns nachvollziehen, dass Enzyme wie die Sirtuine, die darauf spezialisiert sind, solchen Zellmüll zu recyceln, insbesondere für unsere mentale Gesundheit von größter Bedeutung sind. Sirtuine werden vor allem durch Fasten stimuliert. Besonders das Gehirn profitiert davon, wenn die Sirtuine aufgrund eines Fastentages den zellulären Hausputz besser erledigen können.

>> Wir bleiben jung im Kopf, wenn wir regelmäßig fasten.

Wer rastet, der rostet
Wer im Alter nichts mehr tut, baut ab – körperlich und geistig. Deshalb empfiehlt Professor Kleine-Gunk, weiterzuarbeiten, solange es geht und Spaß macht. Wenn das nicht geht, wäre es gut, sich etwas Neues zu suchen, für das man sich engagieren möchte. Allerdings meint er damit nicht unbedingt ein Hobby, sondern eher eine Aufgabe. Unser Gehirn sei ein soziales Organ und der Austausch mit anderen Gehirnen somit wesentlich. Unser Gehirn sei neugierig. Ein Leben lang weiter zu lernen und unser Gehirn immer wieder neu auf unterschiedliche Art zu stimulieren, sei das beste Trainingsprogramm für unser Gehirn. Das Fazit des Buches lautet deswegen:

>> Wir bleiben jung im Kopf, wenn wir unser Gehirn durch ständigen Gebrauch und neue Impulse trainieren.

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