Elefantöses – Mutterliebe
Wie ist das eigentlich mit der Mutterliebe bei Elefanten? Wer den Film Die Elefantenmutter gesehen hat, hat sicher einen anschaulichen Eindruck bekommen, was es für eine Elefantenmutter bedeutet, nach der langen Tragzeit von etwa 22 Monaten ihr Elefantenkalb großzuziehen.
Längste Schwangerschaft der Welt
Schon allein die bis zu 680 Tage dauernde Trächtigkeitsdauer ist elefantös. Sie ist länger als bei jedem anderen Säugetier. Forscher/innnen des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben untersucht, wie die längste Schwangerschaft der Welt hormonell gesteuert wird. Sie fanden heraus, dass bei Elefantinnen pro Zyklus nicht nur ein Follikel bis zum Eisprung heranreift, sondern neben dem ovulatorischen Gelbkörper noch bis zu elf weitere Hilfsgelbkörper gebildet werden, welche konstant die Menge an Gestagenen produzieren, die für den Erhalt der Trächtigkeit über eine so lange Zeit erforderlich sind.
(Lüders I, Niemüller C, Rich P, Gray C, Hermes R, Göritz F, Hildebrandt TB (2012): Gestating for 22 months: luteal development and pregnancy maintainance in elephants. PROC R SOC B, 1 – 10, doi: 10.1098/rspb.2012.1038)
Geburt
Die Mutterliebe fängt schon damit an, dass die werdende Elefantenmutter eine geeignete Stelle für die Geburt sucht, damit das Elefantenkalb, das im Stehen zur Welt gebracht wird, weich fällt. Da die hochentwickelten Tiere komplexe Sozialstrukturen haben, ist sie bei der Geburt nicht allein. Die Herde bildet um sie einen schützenden Kreis. Eine bereits erfahrene Elefantenmutter hilft ihr wie eine Hebamme, das Elefantenbaby aus der Fruchtblase zu befreien, wenn das etwa hundert Kilogramm schwere Neugeborene aus dem Mutterleib auf den Boden geplumpst ist. Danach wird der Nachwuchs von der ganzen Herde begrüßt, indem sie das Kalb beschnuppern, berühren und dabei leise brummen. Die häufigen liebevollen Berührungen, nicht nur von Elefantenmutter zu Elefantenkind, tragen dazu bei, dass sich innerhalb der Herde sehr enge Bindungen aufbauen.
Stillzeit
Die Bindung zwischen Mutter und Kind ist bei Elefanten ähnlich intensiv wie bei Menschen. Das Elefantenbaby versucht schon kurz nach der Geburt auf seinen Beinen zu stehen. Bis zu einem Alter von etwa vier Jahren wird das Elefantenkalb von seiner Mutter gesäugt. Dabei trinkt es etwa zehn Liter Milch täglich. Interessant ist, dass sich die Elefantenzitzen nicht zwischen den Hinterbeinen befinden – wie bei den meisten anderen Säugetieren – sondern zwischen den Vorderbeinen. Britische Biologen fanden heraus, dass bei Säugetieren die Größe des Gehirns eng mit der Länge der Trag- und Stillzeit verknüpft ist: Je größer bzw. hochentwickelter das Gehirn des Nachwuchses, umso länger sind Muttertiere trächtig. Umgekehrt gilt aber auch: Je größer die Mutterliebe, umso besser entwickelt sich das Gehirn des Nachwuchses.
Ja, Mutterliebe macht stark fürs ganze Leben.
Aufzucht
Am meisten beeindrucken Elefanten nicht mit ihrer Stärke, ihrer Rüsselgeschicklichkeit oder ihrem guten Gedächtnis, sondern mit ihren engen sozialen Bindungen innerhalb der Herde, wo gerade die Kleinen ganz besonders umsorgt werden.
In meinem Buch Der Elefant von A bis Z (für Grundschüler) erkläre ich:
Elefantenbabys genießen den besonderen Schutz der Herde. Neben der Mutter passen auch die anderen Elefantenmütter auf sie auf. »Tanten«, die noch keine eigenen Babys haben, kümmern sich ebenso darum, dass die kleinen Elefanten wachsen und gedeihen. Sie sind wie Kindergartentanten, die mit ihnen spielen, sie aber auch zur Ordnung rufen, wenn sie sich nicht benehmen, sich zum Beispiel zu weit von der Herde entfernen.
Die erfolgreiche Aufzucht der Nachkommen ist für Elefanten zur Arterhaltung überlebenswichtig. Deswegen kümmert sich die Großfamilie gemeinschaftlich rund um die Uhr fürsorglich um den Nachwuchs. Die Elefantinnen pflegen ein inniges Verhältnis untereinander, insbesondere zu den Kälbern, denen sie geduldig alles beibringen, was zum Überleben notwendig ist – beispielsweise, wo Wasser zu finden ist, wie man Grünzeug frisst, wie der Rüssel sonst noch eingesetzt werden kann oder wie man mit anderen Elefanten kommuniziert.
Vor allem die Leitkuh gibt den jungen Elefantenmüttern ihr gesamtes Wissen samt sozialer Werte weiter, die wiederum das Gelernte ihrem Nachwuchs vermitteln. Außerdem helfen Elefanten in der freien Natur einander bei Gefahren und schützen aufopferungsvoll ihren Nachwuchs vor Feinden bis hin zum eigenen Tod. Eine Elefantenmutter stellt das Leben ihres Kindes über das eigene – mehr Mutterliebe geht nicht!
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