Fotoausflug – Freundschaftsinsel Potsdam

Es ist bezeichnend für die Erdenfreuden,
Das erste Lenzgrün glänzt an Trauerweiden.
(erschienen in der deutschen Wochenzeitschrift
»Fliegende Blätter«, die von 1845 bis 1928 erschien)

Dieser Frühlingsspruch, der auf die Dualität des Lebens anspielt, auf die Schaukel zwischen Glücks- und Trauergefühlen, hat mich an meine gerade neu erschienene Kurzgeschichte Zu den Wurzeln des Glücks über eine Trauerweide erinnert und entsprach genau unserem ersten Blick auf die Freundschaftsinsel in der Innenstadt Potsdam. Von der Langen Brücke aus war an diesem frühlingshaften Tag das erste Lenzgrün der alten Trauerweiden gut zu sehen. Bei warmen 18 °C kam auf der von der Havel umarmten Insel Frühlingsstimmung auf. Von den frischen Frühlingsdüften und -gesängen können wir euch nur erzählen, doch für die Augen haben wir euch Fotos der ersten farbenfrohen Frühjahrsblüher sowie einiger Skulpturen mit frühlingsleichten Namen wie Jugend oder Harmonie mitgebracht.

Es war nicht das erste Mal, dass wir – wie der englische Earl (entspricht dem deutschen Grafen) – in der Frühlingssonne über diese kleine Parkinsel spaziert sind. Der Name geht zurück auf ein Ausflugsrestaurant mit dem Namen Insel der Freundschaft, das dort ab 1845 betrieben wurde. In den Jahren 1938 bis 1940 entstand auf Anregung Karl Foersters ein Gartenkunstwerk aus winterharten Blütenstauden, Farnen und Gräsern, das jedoch im Zweiten Weltkrieg unterging. Danach pflanzten die Potsdamer auf der Freundschaftsinsel Gemüse an, um die harten Nachkriegsjahre zu überstehen.

Für die BUGA 2001 in Potsdam wurden über 70.000 Stauden (1.200 Sorten) angepflanzt, insbesondere Foersters Lieblingssorten Phlox, Rittersporn und Sonnenbraut. 370 Staudensorten züchtete er im Laufe seines Lebens, die sich zusammen mit Gräsern und Farnen in vielen Gärten neu etablierten. Vor dem Lebenswerk Karl Foersters, der als unglaublich positiv denkender Mensch beschrieben wird, gab es nur wenige Staudenzüchtungen, die winterhart waren.

Auf den zwei geschwungenen Edelstahlblättern wird Karl Foerster wie folgt zitiert: »Wer Träume verwirklichen will, muss wacher sein und tiefer träumen als andere.«

Das hat auch der Potsdamer Architekt Günther Vanderhertz (1926-2020) beherzigt, wie uns ein Blick auf seine sehenswerten Reiseskizzen und städteplanerischen Handzeichnungen zeigte. Sie werden das erste Mal gezeigt – im Ausstellungsraum des Inselcafés. Vandenhertz hatte nicht nur einen Blick für das architektonisch Schöne, er hat seine Träume auch gekonnt aufs Papier und in die Umsetzung gebracht.

Besonders freuten wir uns über den Frühlingstanz des beschwingten Tanzpaares, denn Tanzen ist Träumen mit den Füßen.

Wir strebten zum Museum Barberini. Dort hatten wir einen Vortrag mit dem Titel »Eine neue Kunst. Photographie und Impressionismus« gebucht. Die Präsentation führte uns in einer Nebeneinanderstellung von Werken impressionistischer Maler und Fotografen von den 1850er Jahren bis um 1900 eindrucksvoll die Anfangszeit der Fotografie vor Augen. Sehr anschaulich wurde vergleichend herausgearbeitet, wie ähnlich Fotografen wie Gustave Le Gray und impressionistische Maler wie Claude Monet bei ihren Bildkompositionen vorgingen und sich gegenseitig inspirierten. Jahrzehnt um Jahrzehnt eroberte sich die Fotografie aus der reinen Technikecke heraus einen besonderen Platz in der Kunst.

In der Fotoausstellung belustigte uns eine Geheimkamera, die man um den Hals trug und mit der man aus einem Knopfloch heraus fotografieren konnte. Und – nachdem ich nun live den riesigen, schweren Fotokasten gesehen habe, mit dem die Fotografen in der Anfangszeit unterwegs waren, oftmals wurde die ganze Ausrüstung von Eseln getragen – werde ich mich künftig ganz bestimmt nie wieder darüber beklagen, dass meine Spiegelreflexkamera schwer ist 😉

Es folgen noch einige Fotos vom tierischen Leben auf der Freundschaftsinsel, die uns ihre Frühlingsmelodien in die Ohren zwitscherten. Sie waren alle schon fleißig am Nestbau und manche dabei, einen Nistkasten zu beziehen. So einen haben wir dieses Jahr auch für unseren Garten gebaut und mit einer kleinen Kamera ausgestattet. Wir sind schon sehr gespannt darauf, wer dort einziehen wird.

An diesem Tag haben wir zweifellos die täglich empfohlenen 10 000 Schritte geschafft. Mit einem Frühlingslächeln auf unseren Lippen, das wir in allen Winkeln unserer Seele spüren konnten, machten wir uns quer durch Potsdam wieder auf den Heimweg.

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