Fotoausflug – Marlygarten im Schlosspark Sanssouci
Als ich bei unserem letzten Fotoausflug Herbstgoldenes Sanssouci für die Bildbeschreibungen zu den vier Kapitellsäulen im Gartenparterre von Schloss Sanssouci recherchierte, erfuhr ich ganz nebenbei, dass auch eine andere Mädchen-Skulptur, das wasserholende Mädchen, wieder zu sehen sei – im Marlygarten, einem Bereich im Schlosspark Sanssouci, in dem wir bisher noch nicht gewesen waren. Wir konnten die Skulptur zunächst nicht finden. War sie etwa – wie jetzt im November fast alle Skulpturen im Schlosspark Sanssouci – eingehaust und damit winterfest gemacht worden? Egal, sagten wir uns, es gibt trotzdem wundervolle Fotomotive an diesem sonnigen Novembermorgen …
(es erinnert mich immer ans heimatliche Schloss Solitude)
(im Hintergrund das Gebäude der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)
(der Glockenturm wird noch bis etwa 2024 eingerüstet bleiben)
»Schloss Marly« ist ein Gebäudeensemble, das sich um zwei Höfe (Atrium und Kreuzgang) gruppiert. Über das Atrium erreicht man die evangelische Friedenskirche und das Kaiser-Friedrich-Mausoleum, vom Kreuzgang aus sind der freistehende Glockenturm (Campanile) und »Schloss Marly« zugänglich. Dabei handelt es sich um das ehemalige Kavalierhaus (Gästehaus) mit Turmgebäude und Pförtnerhaus sowie Pfarr- und Schulhaus.
Die segnende Christusstatue wurde von dem dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen 1821 geschaffen. Sie steht auf einem Brunnen, dessen Umschrift besagt: Reinige dich von Sünden und nicht nur dein Antlitz.
Blick zum Marlygarten, Schlosspark Sanssouci | © Iris Sofie Bayer
Die Friedenskirche trennt zwei Gärten – Friedensgarten und Marlygarten. Der Marlygarten ist der älteste Teil vom Park Sanssouci, sozusagen der »Grundstein« des Schlossparks Sanssouci. Zu Zeiten von Friedrich Wilhelm I. diente er als Küchengarten des Stadtschlosses. Der spartanisch lebende Soldatenkönig bezeichnete seinen Küchengarten ironisch als »mein Marly« in Anspielung auf den prachtvollen Lustgarten Ludwigs XIV. rund um sein Jagd- und Sommerschloss Marly-le-Roi. Damit distanzierte er sich von seinem ebenfalls prachtliebenden Vater.
Vom Marlygarten aus sah sein Sohn, Kronprinz Friedrich II., den bewaldeten Bornstedter Hügel, welcher später das Schloss Sanssouci tragen sollte. Anlässlich des Baus der Friedenskirche in den Jahren 1845 bis 1848 nach Plänen von Ludwig Persius wurde der Obst- und Gemüsegarten vom preußischen Gartenkünstler Peter Joseph Lenné und seinem Meisterschüler und späteren Berliner Gartendirektor Gustav Meyer in einen Landschaftsgarten umgestaltet.
Erst jetzt betraten wir also den Marlygarten. In dessen Zentrum fiel uns auf dem Florahügel die Statue einer blumenbekränzten jungen Frau auf. Die Marmorstatue von Flora, die der Bildhauer Emil Wolff schuf, stellt die Göttin der Blüte und der Sinnesfreuden dar.
Ganz überraschend stießen wir am Ende unseres Fotospaziergangs doch noch auf das wasserholende Mädchen. Es versteckte sich neben einem kleinen Goldfischteich. Ich freute mich sehr über den Bronzenachguss, der im Jahr 1842 von dem Bildhauer Ludwig Wilhelm Wichmann sehr fein ausgearbeiteten Skulptur. Beschwingt machten wir uns danach auf den Heimweg.
(Die Mauer aus dem Jahr 1714 ist das älteste Bauwerk im Schlosspark Sanssouci.)
Am Eingang (siehe Titelfoto) zum Marlygarten stand in einer Nische der Umfriedungsmauer des Marlygartens eine interessante Büste. Sie stellt den für seine Stärke berühmten griechischen Helden Herakles (bzw. Herkules) dar. Der Sage nach hat er den Nemeischen Löwen besiegt, einen unverwundbaren Löwen der griechischen Mythologie, der in den peloponnesischen Wäldern sein Unwesen trieb. Herakles merkte erst, dass der Löwe unverwundbar war, als seine Pfeile einfach abprallten, doch es gelang ihm aufgrund seiner ungeheuren Stärke den Löwen mit einem Würgegriff zu besiegen. Danach balgte er den Löwen mit dessen eigenen Krallen ab, denn nur diese konnten die Haut des Löwen durchschneiden. Später fertigte er sich aus dem Fell einen Umhang, der ihn fast unverwundbar machte. Der Löwe wurde von der Göttin Hera als Sternbild an den Himmel versetzt.
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