Buchvorstellung – »Ein Elefant in meiner Küche«

Cover fürs Buch »Ein Elefant in meiner Küche«

In seiner Autobiografie Der Elefantenflüsterer – Mein Leben mit den sanften Riesen und was sie mir beibrachten erzählt Lawrence Anthony, wie seine enge Freundschaft mit einer ganzen Elefantenherde entstand, die er vor dem Tod gerettet und in sein Wildtierreservat Thula Thula umgesiedelt hatte. Diese Freundschaft ging so tief, dass sich die gesamte Elefantenherde vor seinem Haus versammelte, um ihn wie einen der ihren zu betrauern, nachdem der Elefantenflüsterer am 2. März 2012 an einem Herzinfarkt verstorben war.

In dieser Freitagnacht waren die Warnungen des KwaZulu-Natal-Notfalldienstes, dass der Zyklon Irena Thula Thula treffen würde, immer lauter geworden. Inmitten dieses Chaos erhielt Françoise Malby-Anthony um sieben Uhr früh den Anruf, dass ihr Ehemann in der Nacht an einem Herzinfarkt verstorben war. Es war ein schwerer Schock für sie. Alle im Wildtierreservat verfielen in ungläubiges Schweigen. Keiner konnte es fassen, dass dieser tatkräftige, unverwüstlich erscheinende Mann urplötzlich tot sein sollte. Der Zyklon schwenkte aufs Meer ab. Diese Krise war vorüber, doch das Schwerste stand der Witwe noch bevor – mit dem Verlust ihres geliebten Mannes fertigzuwerden.

Viele gingen davon aus, die Pariserin würde in ihre französische Heimat zurückkehren und dort Zuflucht suchen. Lawrence und sie hatten einander geliebt. Sie liebten auch ihre Oase Thula Thula (der Zulu-Name bedeutet wörtlich Frieden und Ruhe), die sie im afrikanischen Busch errichtet hatten. Tiere zu schützen, insbesondere Elefanten und Nashörner, war der Mittelpunkt ihres gemeinsamen Lebens gewesen. Auch wenn für Françoise »wilde Tiere wie das Meer waren – wunderschön, unberechenbar, gefährlich«, stand für sie außer Frage, dass sie ihr gemeinsames Lebenswerk nicht nur bewahren wollte, sondern es sogar noch weiter ausbauen würde.

Sie schrieb ein bewegendes 352-seitiges Memoir über Verlust, Loyalität und den Mut, einfach weiterzumachen, betitelt Ein Elefant in meiner Küche: Was mir die Herde über Liebe, Trauer und Lebensmut beibrachte, mvg Verlag, München 2020, das ebenfalls ein Bestseller wurde. Die mutige Französin erzählt darin von den Herausforderungen, die es insbesondere für sie als Frau mit sich brachte, das Wildtierreservat Thula Thula allein zu leiten. Wie sie es schaffte und was sie dabei erlebte, ist zu einer packenden Fortsetzung geworden.

Sie berichtet, dass die Herde oft vor dem Haus auftauchte und dort geduldig graste, wenn Lawrence nach längerer Abwesenheit zurückgekehrt war, und darauf wartete, dass er herauskam und sie begrüßte. Oder wenn sie ein Baby vorstellen wollten, standen sie, Frieden ausstrahlend, am Zaun und stießen das Neugeborene sanft nach vorn, damit es ihn begrüßte.

Zwei Tage nach Lawrences Tod, nachdem man die Elefantenherde monatelang nicht in der Nähe des Hauses gesehen hatte, drängelten sich jedoch sämtliche 21 Mitglieder der Elefantenherde am Tor zum Hauptgebäude und Empfangsbereich – sogar die Bullen waren da, die sich sonst eher von der Herde getrennt aufhalten. Stundenlang waren sie marschiert, um den Mann und Freund zu ehren, der sie einst vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.

An diesem Sonntagmorgen sind die Elefanten unruhig und dunkle, feuchte Linien laufen ihnen an den Wangen herab, was zeigt, dass sie etwas tief berührt hat. Man hat den Eindruck, sie weinen. Nach etwa vierzig Minuten reihen sie sich am Zaun auf, der das Haus vom Busch trennt, und beginnen mit ihrer sanften, niederfrequenten Kommunikation. Feierliches Kollern wälzt sich durch die Luft. Für Françoise Malby-Anthony ist völlig klar: Als das Herz ihres Ehemannes aufhörte zu schlagen, regte sich etwas in ihrem Herzen, und sie legten die vielen Kilometer an Wildnis zurück, um mit den Trauernden von Thula Thula zu trauern.

Die Witwe sorgt dafür, dass Lawrences Asche am Mkhulu-Stausee ausgestreut wird. Es war sein Lieblingsort in Thula Thula. Dorthin war er immer gegangen, um den Kopf frei zu bekommen und seine Seele zu füllen. Und noch etwas veranlasst sie: »Wir sollten die Knochen von Mnumzane zum Stausee bringen. Ich möchte, dass Lawrence und er beieinander liegen«, sagt sie zu den engsten Vertrauten ihres verstorbenen Mannes. Mnumzane war sein liebster junger Elefantenbulle gewesen: »Sie waren verwandte Geister, diese beiden – tapfer, unberechenbar, lustig und sanft. Ich wusste aus tiefstem Herzen, dass ihre Wiedervereinigung im Tod genau das war, was Lawrence gewollt hätte.«

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