Buchvorstellung – »Die Kunst, einen Elefanten zu reiten«

Cover fürs Buch »Die Kunst, einen Elefanten zu reiten«

Das 144-seitige, leicht zu lesende Buch Die Kunst, einen Elefanten zu reiten: Kaffeehausgespräche über das Glück und das Leben, Diederichs Verlag, München 2021, ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, welche sich mit den vielen Facetten des Glücks befassen. Die Freunde Max und Balduin, die sich regelmäßig in einem Wiener Kaffeehaus treffen, bilden dabei den roten Faden, der die Glücksgeschichten miteinander verbindet.

»Gibt es überhaupt so etwas wie einen Sinn?«
»Davon gehe ich aus. Irgendetwas muss es schließlich geben. Dass wir hier sitzen und Kaffee trinken, kann ja wohl nicht alles sein!«

»Vielleicht besteht der Sinn des Lebens einfach darin, nach dem Glück zu suchen.«

»Und wie machen wir das?«
»Ganz einfach: Wir nehmen uns vor, uns im Glücklichsein zu üben. Und wir schreiben es auf.«

Auch die beiden Autoren pflegen eine über vier Jahrzehnte dauernde Freundschaft zueinander. Ronald Schweppe ist Orchestermusiker und Meditationslehrer. Aljoscha A. Long studierte Psychologie, Philosophie und Linguistik. Er ist als Autor, Komponist, Therapeut, Taijiquan- und Qigong-Lehrer tätig. Er lebt mit seiner Frau, der chinesischen Heilerin Fei Long, in München und Guangzhou.

Möglicherweise ist bei einem Gespräch der beiden Freunde die charmante Idee entstanden, dass zwei Männer gemeinsam in einem Kaffeehaus über das Glück sinnieren. Die für die meisten Menschen erstaunlichste Weisheit über das Glück dürfte sein, dass man tatsächlich lernen kann, glücklich zu sein.

Jede der 31 kurzen Glücksgeschichten endet damit, dass die Freunde ihre Glückserkenntnis in einen prägnanten Weisheitssatz fassen, so dass eine Art Glückstagebuch entsteht. Ich habe mir dieses Buch in kleinen Lesehäppchen zu Gemüte geführt und mir die Zeit genommen, darüber nachzudenken, ob mich die gefundenen Lebensweisheiten glücklich machen würden, wenn ich sie im Alltag übte. Im Kapitel Liliane lächelt, wenn sie tanzt ist beispielsweise zu lesen:

»Je länger er tanzte, desto intensiver spürte er, wie sein Körper mit der Musik verschmolz. Er fühlte sich in seinem Körper mehr zu Hause als jemals zuvor. Je erschöpfter er war, desto mehr tanzte sein Körper für ihn. Da wir kein Platz für irgendetwas anderes als die Musik und die Bewegung in seinem Geist. Er vergaß die Zeit.«

Nach diesem intensiven Glückserlebnis versteht Balduin, warum sich Lilianes Stimmung beim Tanzen hebt. In sein Glücksheft schreibt er den Weisheitssatz: Glück ist, sich mit seinem Körper ganz verbunden zu fühlen. Dies ist eine Glücksweisheit, deren Wahrheitsgehalt ich aus eigener Erfahrung voll und ganz bestätigen kann.

Auch wenn der Buchtitel Die Kunst, einen Elefanten zu reiten eine Anspielung auf unseren inneren Elefanten ist, den wir täglich reiten (wollen), so fehlen dem Buch tiefere Erklärungen für psychologische Zusammenhänge. Trotzdem gefiel mir das gleichnamige Kapitel, welches die Aufmerksamkeit auf das unübertreffliche Glück der Vorfreude lenkt. In einem späteren Kapitel heißt es über die verschiedenen Pfade, die wir mehr oder weniger bewusst im Leben gehen:

»Es gibt viele Alternativen. Aber das sind leider nicht die ausgetretenen Pfade. Nehmen wir zum Beispiel den Pfad zur Gelassenheit – der ist sehr klein und schmal, und gerade am Anfang ist es wesentlich anstrengender, auf ihm voranzukommen. Wenn du dich aber dafür entscheidest, diese Mühe auf dich zu nehmen, wird der Gelassenheitspfad für dich irgendwann der bequemste sein.«
»Und dann?«, wollte Robert wissen.
»Dann wird es dir nachträglich ganz schön verrückt vorkommen, dass du soviel Zeit damit verbracht hast, den Wut der Wut entlangzustolpern und auf ein Ziel zuzusteuern, auf das du eigentlich gut verzichten kannst.«
»Und was würde mit dem Wutpfad passieren?«, fragte Robert.
»Genau das Gleiche wie mit allen Pfaden, die du nicht mehr benutzt: Er wird allmählich zuwachsen und irgendwann ist er kaum noch zu finden.«

In dem kleinen Büchlein wird nicht in die Tiefe gegangen. Dennoch hat mir an dieser Stelle gefallen, dass es auf unserem persönlichen Weg zum Glück eben nicht nur um Denkpfade geht, während wir das Glücklichsein üben, sondern primär um Gefühlspfade.

Dazu passt dann auch gut das finale Glücksresümee: Das Glück ist kein Zustand, sondern eine Reise. Als Glückstherapeutin stimme ich zu: Glück ist kein Gegenstand oder Zustand, den man sucht, findet und dann für immer und ewig besitzt. Glück passiert, oft im Kleinen und da, wo wir es gar nicht erwarten, und wenn es nicht aufgehört hat zu passieren, passiert es immer noch – um es mit den humorvollen Schlussworten der Autoren zu sagen. Passen wir also auf, dass wir das Glück in unserem Leben auch bemerken 😉

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