Elefantöses – Der innere Elefant
Jeder von uns reitet auf einem Elefanten – so der Vergleich des amerikanischen Psychologieprofessors Jonathan Haidt bei einem Spiegelgespräch im Februar 2013:
»Man kann unser Bewusstsein mit einem Reiter auf einem Elefanten vergleichen. Das große Tier hat seine eigene Intelligenz und seinen eigenen Willen. Es neigt dazu, den Weg einzuschlagen, den es für den richtigen hält.
Der Reiter liefert die Kommentare dazu, sein Job besteht darin, dem Elefanten zu helfen, aber das Hauptgeschehen spielt sich nicht in seinen Erklärungen ab […] Argumente haben eine begrenzte Überzeugungskraft, weil in ihnen stets ein Stück Selbstgerechtigkeit steckt: Je konfrontativer wir sie vertreten, umso hartnäckiger der Widerstand, auf den wir stoßen […]
Wir [die Reiter] sind gewissermaßen nur die Pressesprecher unseres tieferen, verborgenen Selbst [des Elefanten].«
Seit diesem Interview wird in der Positiven Psychologie unser emotionales Unterbewusstsein des Öfteren als Elefant bezeichnet und unser analytisches Bewusstsein der Zahlen, Daten und Fakten als der Reiter, also der rationale Teil unseres Bewusstseins, auf den wir Zugriff haben, wenn wir Entscheidungen treffen, planen und koordiniert handeln.
In der Angewandten Psychologie wird als Erklärungsversuch des Unbewussten, das unserem Bewusstsein nicht direkt zugänglich ist, das Eisbergmodell verwendet. Bei einem Eisberg befindet sich der überwiegende Anteil – für unsere Augen unsichtbar – unter der Wasseroberfläche. Damit soll veranschaulicht werden, dass nur ein kleiner Teil unseres menschlichen Gehirns bewusst arbeitet, der wesentlich größere Teil sich jedoch unserem Bewusstsein entzieht.
Interessant ist, dass es der Schriftsteller Ernest Hemingway war, der den Anstoß für das Eisbergmodell gegeben hat. Er nahm die Metapher des Eisbergs um seinen Schreibstil zu beschreiben:
»Wenn ein Prosaschriftsteller genug davon versteht, worüber er schreibt, so soll er aussparen, was ihm klar ist. Wenn der Schriftsteller nur aufrichtig genug schreibt, wird der Leser das Ausgelassene genauso stark empfinden, als hätte der Autor es zu Papier gebracht. Ein Eisberg bewegt sich darum so anmutig, da sich nur ein Achtel von ihm über Wasser befindet.«
Hemingway war also der Ansicht, als Autor müsse er nicht alle Details seiner Hauptfiguren erzählen, sondern die Leser könnten sich den tiefergehenden Bedeutungsgehalt seines schriftstellerischen Werkes durch ihre eigene Vorstellungskraft erschließen.
Diese Vorstellungskraft, auch Fantasie genannt, kommt aus unserem Unterbewusstsein. Bilder sagen oft mehr aus als viele Worte. Und genau das – Bilder, Farben und Gefühle – ist die Sprache, die unser innerer Elefant spricht, insbesondere in unseren Träumen. Es gibt nur zwei Dinge, die ihn, das emotionale Unterbewusstsein, beeindrucken: er will jeglichen Schmerz vermeiden und so viel Freude und Glück fühlen wie möglich. Alles andere ist für unseren inneren Elefanten »irrelefant«.
Die Macht des Unterbewusstseins solltest du nicht unterschätzen. Es gleicht einem großen Afrikanischen Elefanten, der ganz gelassen einen Pfad entlang trottet. Es steuert deinen Alltag, indem fast alles in deinem Körper völlig unbewusst, sozusagen auf Autopilot läuft. Dein Reiter, die bewusste Ebene, bekommt nur etwas mit, wenn mal etwas nicht so gut funktioniert oder wenn deine Willens- und Entscheidungskraft am Ende eines Tages so erschöpft ist oder du so abgelenkt bist, das du Dinge tust, die du eigentlich nicht mehr tun wolltest, wie zum Beispiel fernzusehen und dabei etwas zu knabbern, anstatt noch eine Runde zu laufen.
Mehr Informationen über deinen inneren Elefanten und wie du besser mit ihm umgehen kannst, damit er dich in die gewünschte Richtung trägt, findest du in meinem Minilexikon Das ABC des inneren Elefanten. Dieses erhältst du als Willkommensgeschenk (in Form einer PDF), wenn du dich für unseren monatlichen Newsletter anmeldest.
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