Elefantöses – Denk jetzt nicht an einen rosa Elefanten!

Denk jetzt nicht an einen rosa Elefanten!
Na, hat das funktioniert?
Nein?
Sicher ist – wie im Titel suggeriert – vor deinem inneren Auge das Bild eines rosafarbenen Elefanten aufgetaucht. Dazu brauchte es noch nicht einmal eine alkohol- oder drogenbedingte Halluzination bzw. davon auf Entzug zu sein.

Der Ursprung der Metapher der »rosa Elefanten« liegt nämlich im englischen Sprachraum (pink elephants). Zuerst wurde nur die Farbe Rosa mit einem Rausch assoziiert, in Kombination mit Elefanten dann ab 1913 nach dem Roman von Jack London »John Barleycorn« (König Alkohol):

»There are, broadly speaking, two types of drinkers. There is the man whom we all know, stupid, unimaginative, whose brain is bitten numbly by numb maggots; who walks generously with wide-spread, tentative legs, falls frequently in the gutter, and who sees, in the extremity of his ecstasy, blue mice and pink elephants. He is the type that gives rise to the jokes in funny papers.«

»Es gibt im allgemeinen zwei Sorten von Trinkern. Zum einen den Mann, den wir alle kennen, dumm, einfallslos, das tumbe Hirn zerfressen von tumben Maden; mit breitem, unsicheren Gang torkelt er auf schwankenden Beinen, fällt ständig in die Gosse und sieht auf dem Höhepunkt seines Rausches blaue Mäuse und rosa Elefanten. Er ist es, über den die Zeitungen Witze drucken.«

In der DDR nutzten Musiker oder Kabarettisten eine Taktik, die ebenfalls als »rosa Elefant« bekannt wurde, um die staatliche Zensur auszutricksen. In die Rohfassung der Texte wurden extreme Anspielungen eingebaut, die dann erwartungsgemäß gestrichen wurden. Aber dadurch entgingen den Zensurstellen oft die eigentlich beabsichtigten Anspielungen, die direkt danach eingebaut waren. Der raffinierte Kniff war: Eine kleine graue Maus sieht man nicht gleich nach einem dicken rosa Elefanten.

Der rötliche Elefant, der auf dem Titelfoto so aufgeschlossen und neugierig mit dem Rüssel grüßt, wurde von uns im Tsavo-East-Nationalparks in Kenia fotografiert. Tsavo ist für seine große Elefantenpopulation bekannt und für die ziegelrote Farbe der Erde, die durch das Eisenoxid (Rost) entsteht, das im dortigen Laterit-Boden vorhanden ist. Da die Elefanten zum natürlichen Sonnenschutz häufig Staub- oder Schlammbäder nehmen, entsteht die typische Rotfärbung der dortigen Elefanten. Aus den grauen Riesen werden, wenn die rote Lateriterde antrocknet – zumindest optisch – rote Elefanten.

Es gibt jedoch tatsächlich rosa Elefanten, auch wenn solche genetischen Varianten – wie beispielsweise Zebras mit Punkten statt mit Streifen – sehr selten sind. Rosa Elefanten sind Albino-Elefanten, deren Blut durch die Haut durchschimmert, da ihnen das Melanin (Pigmentstoff der Haut, Haare und Augen) fehlt. Sie sind deshalb sehr anfällig für Sonnenbrand und können auch leicht erblinden. Für helle Elefantenbabys sind die Überlebenschancen auch deshalb sehr gering, weil sie in der Nacht leichter von Fressfeinden wie Löwen wahrgenommen werden. Dennoch entdeckte und fotografierte 2009 Mike Holding von Afriscreen Films ein rosa Kalb innerhalb einer Herde von Elefanten im Okavangodelta in Botswana. 2019 gelang es dem Südafrikaner Tim Jansen van Vuuren, ein rosafarbenes Elefanten-Baby zu filmen, und zwar im Mala Mala Game Reserve, dem größten und ältesten privaten Big Five-Wildreservat in Südafrika.

Doch zurück zu unserem rosa Elefanten aus der Überschrift, an den wir nicht denken wollten. Solche mentalen Verbote funktionieren nicht oder funktionieren sogar auf gegenteilige Weise, weil ein Stichwort, noch dazu ein so bildliches, unwillkürlich Assoziationen in uns erzeugt – das können ganze Gedanken- und Gefühlskaskaden sein. Denn alles, was wir von Geburt an über unsere Sinne wahrnehmen, vor allem, wenn wir es wiederholt wahrnehmen, wird als Denk- oder Gefühlsmuster in unserem Körper abgespeichert. Diese Schablonen des Erlebens bestimmen im Laufe unseres Lebens dann immer mehr unser Denken, Fühlen und Handeln. Nur selten sind wir uns dieser Schablonen bewusst, was nicht negativ sein muss, denn dadurch spart unser Körper Energie. Doch ab und zu macht es Sinn, den inneren Autopiloten abzuschalten und zu schauen, ob es nicht auch andere, vielleicht sogar bessere Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster gibt.

Der sogenannte Rosa-Elefanten-Effekt – in der Psychologie als »ironischer Prozess« bekannt – zeigt uns deutlich, dass explizite Denkverbote genau das Gegenteil bewirken, denn das NICHT (an einen rosa Elefanten zu denken) wird nicht wahrgenommen. Bei dem Gedanken »Ich möchte NICHT zunehmen« nimmt unser Unterbewusstsein, unserer innerer Elefant, nur das Stichwort »zunehmen« wahr – und schon sind wir in der falschen Richtung unterwegs. Auch der Versuch, NICHT daran zu denken, dass man nicht einschlafen kann, zählt zu den »ironischen Prozessen«.

Das Verdrängen von unangenehmen Gefühlen fällt ebenfalls in diese Kategorie. Es bewirkt nämlich auf Dauer genau das Gegenteil, nämlich dass die Gefühle in uns immer stärker und lauter werden, bis wir den Gegendruck nicht mehr ausüben können und dem inneren Sturm Gehör schenken müssen.

Auch mit unseren Gewohnheiten ist es nicht anders. Wir tun oft das, was wir eigentlich vermeiden wollten. Wenn solche Schablonen erst einmal fest etabliert sind, braucht es sehr viel Bewusstheit, um diese zu ändern. Aber Rüssel hoch! – es geht, denn unser Gehirn hat die Fähigkeit, sich selbst zu verändern (Stichwort: Neuroplastizität), allerdings nur, wenn wir ihm nicht nur anderes Denkfutter, sondern auch andere Erfahrungen bieten, je emotionaler, desto besser.

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