Buchvorstellung – »Das Kind in dir muss Heimat finden«

Cover fürs Buch »Das Kind in dir muss Heimat finden«
»Die meisten Schatten
in unserem Leben
rühren daher,
dass wir uns selbst
in der Sonne stehen.«

(Ralph Waldo Emerson)

Obiges Zitat ist der Leitgedanke des 288-seitigen psychologischen Ratgebers von Stefanie Stahl, der 2015 im Kailash Verlag (München) erschienen ist. Stefanie Stahl, die 1963 in Hamburg geboren wurde, arbeitet als Psychotherapeutin in eigener Praxis und als Autorin. Ihre Kernthermen sind Bindungsangst und Selbstwertgefühl. Außer ihrem bekanntesten Titel Das Kind in dir muss Heimat finden: Der Schlüssel zur Lösung (fast) aller Probleme habe ich auch drei weitere Bücher von ihr gelesen: Jein! Bindungsängste erkennen und bewältigen, Leben kann auch einfach sein! und So bin ich eben! Als Vielleserin (95 Bücher im Jahr 2021) fand ich es sehr interessant, mich in ihre psychologischen Fachbücher zu vertiefen, denn sie alle handeln vom inneren Elefanten, unserem Unterbewusstsein.

Was meint Stefanie Stahl mit »Das Kind in dir …«?

Sie erklärt es in ihrem Vorwort wie folgt: »Wenn wir von diesen Kindheitsprägungen sprechen, die, neben unseren Erbanlagen, sehr stark unser Wesen und unser Selbstwertgefühl bestimmen, dann sprechen wir von einem Persönlichkeitsanteil, der in der Psychologie als ›das innere Kind‹ bezeichnet wird. Das innere Kind ist sozusagen die Summe unserer kindlichen Prägungen – guter wie schlechter, die wir durch unsere Eltern und andere wichtige Bezugspersonen erfahren haben. An die allermeisten dieser Erfahrungen erinnern wir uns nicht auf der bewussten Ebene. Sie sind jedoch im Unbewussten festgeschrieben. Man kann deshalb sagen: Das innere Kind ist ein wesentlicher Teil unseres Unbewussten. Es sind die Ängste, Sorgen und Nöte, die wir von Kindesbeinen an erlebt haben. Und zugleich sind es auch alle positiven Prägungen aus unserer Kindheit.«

Was versteht Stefanie Stahl unter dem »Sonnenkind« und dem »Schattenkind«?

Natürlich gibt es gibt keine perfekten Eltern und keine perfekten Kindheiten. Jeder Mensch hat neben guten Prägungen von seinen Eltern auch schwierige Anteile übernommen, die im späteren Leben Probleme bereiten können. Stefanie Stahl teilt deshalb in ihrem Buch das innere Kind in zwei Persönlichkeitsanteile – in ein Sonnenkind und ein Schattenkind. Das Sonnenkind steht für gute Gefühle wie Lebensfreude, Tatendrang, Neugierde, Abenteuerlust, Spontaneität und Selbstvergessenheit, also für den intakten Teil unseres Selbstwertgefühls, gestärkt durch Glaubenssätze (innere Überzeugungen) wie »Ich bin willkommen« oder »Ich bin okay«.
Das Schattenkind hingegen umfasst belastende Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit, Trauer und Wut, die aus unbewussten inneren Überzeugungen der Minderwertigkeit entstehen wie »Ich genüge nicht«, »Ich bin nichts wert« oder »Ich bin unfähig«. Solche Glaubenssätze sind unbewusste Störprogramme, die automatisch ablaufen und den erwachsenen Persönlichkeitsanteilen auf Vernunftsebene öfter mal dazwischenfunken. (Das merken wir zum Beispiel, wenn unser Kind-Ich unbedingt etwas Süßes haben möchte, während unser Erwachsenen-Ich nur zu genau weiß, dass es beispielsweise hinsichtlich einer Diabeteserkrankung oder Übergewicht auf solche Naschereien besser verzichten sollte.)

Wie erklärt Stefanie Stahl »… muss Heimat finden«?

Das Buch soll dabei helfen, das eigene innere Kind kennenzulernen (die Sonnen- und die Schattenanteile) und Freundschaft mit ihm – also mit sich selbst – zu schließen und dadurch zu sich selbst zu finden. Am Schluss fasst die Autorin zusammen: »Je mehr dein Schattenkind und dein Sonnenkind in dir eine liebevolle und geborgene Heimat finden, desto mehr ruhst du in dir selbst, und desto verständnisvoller und wohlwollender kannst du dich anderen Menschen öffnen. Denn Heimat ist dort, wo du du selbst sein darfst. Heimat bedeutet Vertrautheit, Geborgenheit und Sicherheit. Heimat bedeutet dazuzugehören. Wenn ich mich in mir selbst beheimate, dann gehöre ich dazu – ich bin mit mir und anderen in Verbindung. Und das ist das, worauf es ankommt im Leben.«

Wer sich selbst besser kennenlernen möchte, findet in diesem Buch eine Fülle von Anregungen und Übungen, wie er seinem Schattenkind und dessen »Schutzstrategien« auf die Schliche kommen und diese verändern kann. Typische Schutzstrategien sind zum Beispiel Rückzug, Realitätsverdrängung, Harmoniestreben, Perfektionsstreben, Macht- und Kontrollstreben und viele andere. Das gleiche gilt für die »Schatzstrategien«, alternative Verhaltensweisen, die das Sonnenkind in uns zur ganzen Entfaltung bringen. Dazu gehört, dass wir über unsere Werte, Stärken und Ressourcen reflektieren.

Was mir am besten gefallen hat

Die Autorin vergleicht das Erlernen neuer Strategien – anderer Denk-, Fühl- und Verhaltensweisen, mit denen wir aus dem Modus des Schattenkindes aussteigen und in unser Erwachsenen-Ich wechseln – mit dem Tanzen. Wer einen Tanz einstudiere, müsse das anfangs ganz konzentriert tun. Das sei ziemlich mühselig, aber mit der Zeit würden sich die Tanzbewegungen immer mehr ins Körpergedächtnis einspuren, bis sie schließlich zur Freude der Tanzenden ganz automatisch abliefen. Ein schöner Vergleich, den eine Hobbytänzerin wie ich sehr gut nachvollziehen konnte.

Am besten hat mir eine Textpassage gefallen, in der Stefanie Stahl einen ihrer eigenen Glaubenssätze – »Sympathisch ist, was Macken hat« – umschreibt: »Apropos Stimmung: Humor kann uns dabei helfen, unsere Beziehungen mit mehr Leichtigkeit und Wohlwollen zu gestalten. In diesem Sinne: Ich habe keine Macken, es handelt sich um Special Effects!«
Wow! Auch so kann man sich selbst sehen 😉

Sehr überzeugend legt sie weiter dar: »›Wem soll das schlechte Leben nutzen?‹, fragte mein Vater immer, und ich liebe diesen Spruch. Bedenke bitte, dass Lebensfreude und Genuss dich in eine gute Stimmung versetzen. Sie bringen dein Sonnenkind zum Vorschein. Deswegen sollte es geradezu deine Pflicht sein, möglichst oft dafür zu sorgen, dass es dir gut geht und du dein Leben genießt.« Da kann ich nur zustimmen – mit einem Rüssel hoch! und mit Genieße den Augenblick!

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