Fotoausflug – Askanierturm am Werbellinsee

Märchenhaft schön im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg liegt der Rundturm aus Feldstein der als Kulisse für den Märchenfilm Rapunzel diente, welcher 2009 vom RBB produziert wurde. Nachdem wir ihn vergeblich unter den vielen Türmchen von Schloss Boitzenburg gesucht hatten, das die Außenkulisse des Films bildete, fanden wir den Rapunzelturm auf einem kleinen Hügel am südwestlichen Ufer des sagenumwobenen Werbellinsees.

»Es ist ein Märchenplatz, auf dem wir sitzen, denn wir sitzen am Ufer des Werbellin.«
(Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Teil 2:
Das Oderland. Barnim. Verlag Wilhelm Herz, Berlin 1863)

Landschaftlich besonders schöne Plätze wie die Ufer des Werbellinsees sind natürlich beliebte Urlaubsziele mit zahlreichen Zeltplätzen und Wassersportmöglichkeiten.

Ach ja, der Rapunzelturm. Genau an seiner Stelle, von Wasser, Sumpf und wildreichem Waldgebiet umgeben, stand einst die Burg Werbellin, erbaut von den Askaniern, einem der ältesten deutschen Adelsgeschlechter. Erstmals geschichtlich erwähnt wurde die Askanierburg Werbellin im Jahr 1247. Gemäß Bauhistorikern ist sie etwa Mitte des 14. Jahrhundert abgebrannt. Dennoch steht hier ein Askanierturm mit Balkon und backsteinerem Zinnenkranz, so pittoresk, dass man sich gut vorstellen kann, dass Rapunzel gleich den Zopf herunterlässt. Und tatsächlich …

… der Prinz ist schon unterwegs 😉 …

Im 19. Jahrhundert hatte Prinz Carl von Preußen den Schlossberg der einstigen Burg Werbellin erworben und den Eberswalder Baumeister Büscher mit der Errichtung eines Aussichtsturmes zur Erinnerung an die Askanier beauftragt. Er war nach den Ideen des märkischen Heimatdichters Friedrich Brunold aus Joachimsthal im Stil der alten Rittenburgen zur Zeit der Askanier gestaltet und am 2. Oktober 1879 eingeweiht worden. Bis zu den Zinnen beträgt die Höhe des Turmes 12 Meter, für den Durchmesser sind im Einweihungsbericht 4 Meter angegeben. Über der mit starkem Eisenbeschlag versehenen Eichentür erinnert eine Tafel an die Einweihung des Askanierturms durch Prinz Carl von Preußen.

Der märkische Dichter und Ideengeber für den Askanierturm beschrieb die märchenhafte Umgebung in Die Gartenlaube, Heft 39, S. 642, Der Werbellin-See, Verlag von Ernst Keil, Leipzig 1878:

»Es ist ein eigenthümlich märchenhafter Glanz, der auf diesem Wasser ruht. Der See ist immer schön, mag die Sonne ihn bescheinen oder der Mond sich in seinen Fluthen spiegeln. Fremde, die der Zufall an seine Ufer führt, stehen erstaunt; Heimische sehen an ihm sich nimmer satt, denken sein in der schönsten, reichsten Ferne, während Weitgereiste seines Lobes voll sind und ihn mit dem Königssee des baierischen Hochlandes vergleichen. […]

Wie ein Gottesauge glänzet,
D’rüber dunkle Brauen glüh’n,
Liegt, von Berg und Wald umkränzet,
Märchenhaft der Werbellin.

Und das Nebelkind, die Sage,
Schmücket ihn mit Blüth‘ und Kranz
Längstvergess’ne schöne Tage
Steigen auf in vollem Glanz. […]«

(Friedrich Brunold)

Nicht nur der Werbellinsee glänzt wie ein Gottesauge, auch die Bäume des Waldgebietes Schorfheide, einst das besonders beliebte wildreiche Jagdgebiet der preußischen Könige und deutschen Staatsoberhäupter, scheinen Märchenaugen zu haben …

Unter Wasser soll es in dem fischreichen See interessant zugehen. Wie Berichte von Tauchern der dortigen Tauchbasis belegen, ist der Werbellinsee nach dem Bodensee der zweitgrößte Schiffsfriedhof in Europa. Die am Grund liegenden Bootwracks sind mit Dreikantmuscheln besiedelt und werden von Quappen und Kaulbarschen umschwommen. Auch bauliche Reste des Cafés Wildau sollen im See versenkt worden sein. Es geht die Sage, dass dort nicht nur die Reste der auf Pfählen gebauten Wasserburg Werbellin liegen, sondern sogar die gesamte versunkene Stadt Werbellow.

Auch das Ufer des Werbellinsees ist sehr reizvoll. Es hat etwas Märchenhaftes, Verwunschenes und Phantasieanregendes, wie dort alles von Moosen, Farnen und Wurzeln überzogen ist.

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