Making-of »Der Elefant des Sonnenkönigs«
Moi, ich, die Weltstadt Paris, bin unumstritten die »Stadt der Liebe«. In dem vielschichtigen Roman von Iris Sofie Bayer darf ich die Erzählerin sein, und ich liebe es, von mir und von meinen historischen Liebespaaren sozusagen »aus dem Nähkästchen« zu plaudern. Eine Stadt meines Flairs hat eben so ihre kleinen Geheimnisse. (Die Redewendung vom Nähkästchen stammt übrigens aus Theodor Fontanes Roman »Effi Briest« (1895), in dem die junge Frau ihre geheimen Briefe in ihrem Nähkästchen versteckte.)
Der Kriminalroman, der den skrupellosen Handel mit Elfenbein beleuchtet, beginnt in meinem Muséum national d’Histoire naturelle (MNHN) mit seinen 62 Millionen naturgeschichtlichen Exponaten. Es war in der Nacht zum 30. März 2013. Ein junger Einbrecher schlug ein Fenster ein, um sich dadurch Zugang zum Museum zu verschaffen. Zielgerichtet und mit einer Kettensäge bewaffnet, betrat er die Galerie der Vergleichenden Anatomie. Gegenstand des Begehrens waren die Stoßzähne eines historischen Elefantenskeletts. Er schätzte, dass jeder Stoßzahn so um die drei Kilogramm wog. Dafür würde er auf dem Schwarzmarkt für Elfenbein mehr als 10.000 Dollar erzielen können. Das laute Geräusch der Kettensäge drang durch das leere Museum, als er den linken Stoßzahn absägte. Doch der Lärm setzte das Alarmsystem des Museums in Gang, so dass er flüchten musste. Weit kam der Dieb aber nicht. Die Polizei konnte ihn in einer benachbarten Straße stellen und ihm die Beute wieder abnehmen.
Es war genau diese Pressemeldung aus meinem Nationalen Museum für Naturgeschichte, welche die Autorin zu ihrem romantisch angehauchten Krimi inspirierte, welcher kurz nach dem Diebstahl dieses ganz besonderen Stoßzahnes seinen Anfang nimmt. Denn – der gestohlene Stoßzahn gehörte dem berühmten Elefanten des Sonnenkönigs.
Wie war dieser berühmte Elefant im 17. Jahrhundert nach Frankreich gekommen? Wie hatte er zur Zeit Ludwigs XIV. in dessen höfischer Menagerie im Schlosspark von Versailles gelebt? Spannende Fragen, die Iris Sofie Bayer nicht mehr losließen. Gemäß ihrer umfangreicher Recherche, auch in alten französischen Quellen, darf nun ich, Paris, wie in einem bunten Kaleidoskop und getreu den historischen Fakten das Leben des Elefanten des Sonnenkönigs vor eurem inneren Auge lebendig werden lassen – von seiner Geburt im Kongo im Jahr 1664 bis zu seinem Tod in Versailles am 21. Januar 1681.
Dieser Elefanten-Roman, der 2019 zum Weltelefantentag (12. August) im Oliver Bayer Verlag erschienen ist, war zweifelsfrei ein Herzensprojekt von Iris Sofie Bayer. Sie möchte mit ihren Worten – was das bewegende Schicksal dieser einzigartigen Rüsseltiere angeht – eure Herzen tief berühren.
Der Afrikanische Elefant gilt als fast ausgerottet. Die meisten Tiere leben heutzutage in Nationalparks, nur noch wenige in freier Wildbahn, und trotzdem geht der illegale Elfenbeinhandel ungebremst weiter – eine große Schande für die Spezies Mensch!
Als Stadt Paris bin ich stolz, dass am 6. Februar 2014 direkt vor dem Eiffelturm eine große Menge beschlagnahmtes Elfenbein vernichtet wurde. Damit setzte mein Land ein deutliches Zeichen gegen Wilderei und illegalen Elfenbeinhandel. Ich teile die Ansicht der Autorin, die sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht: dass die persönliche Lebenszeit eines jeden Lebewesens einzigartig und kostbar ist. Das erkennen auch die Hauptfiguren Leon und Lia, die in meinen Straßen – zwischen Eiffelturm und Montparnasse-Turm – in arge Bedrängnis durch die Elfenbeinmafia geraten.
Der Verein Rettet die Elefanten Afrikas e.V. unterstützt den Kampf gegen profitgierige Wilderer in vielen afrikanischen Ländern und kümmert sich im Elephant Nursery des Sheldrick Wildlife Trust in Kenia um kleine verwaiste Elefanten. Aus vollem Herzen im Sinne von Rüssel hoch! gibt die Autorin daher für jeden gekauften Roman Der Elefant des Sonnenkönigs eine Spende an diesen engagierten Verein.
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