Elefantöses – Können Elefanten Diabetes bekommen?

Geschichte des Diabetes Mellitus
Schon in der altindischen Sankritmedizin, etwa in den berühmten medizinischen Schriften von Susruta, Charaka und Vagbhata (zwischen 300 v. Chr. und 600 n. Chr.), erschienen immer wieder Hinweise auf spezifische Erkrankungen, bei denen ein Zuckerrohrharn (Iksumeha) oder ein Honigharn (Madhumeda) festzustellen seien. Zusätzliche Hinweise auf einen Hastimeha, das heißt einen Harnfluss wie bei einem brünstigen Elefanten oder auf die Beobachtung, dass Ameisen und Insekten zu einem derartigen Harn hineilen würden, um sich an diesem süßem Abfallprodukt gütlich zu tun, sind als Indizien für echte diabetische Krankheitsfälle zu werten.

Diabetes mellitus (von altgriech. diabainein für hindurchfließen und von lat. mellitus für honigsüß) ist eine Stoffwechselerkrankung, die auf Insulinresistenz oder Insulinmangel beruht und durch einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Sie ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwere Begleit- und Folgeerkrankungen verbunden. Bewegungsmangel und Übergewicht gelten als die wichtigsten Verursacher von Typ-2-Diabetes, denn beides führt zu einer Insulinresistenz, sodass das Hormon Insulin nicht richtig wirken kann und sich im Blut zu viel Glukose ansammelt.

»Können Elefanten Diabetes bekommen?«
So lautete eine der Fragen, die den Elefantenspezialisten Jeheskel Shoshani und Dr. Charles Foley im Jahr 2000 gestellt wurden. Die Antwort gab Dr. Susan Mikota, Audubon Institute for Research of Endangered Species, New Orleans, Louisiana, USA: »Wir haben eine ganze Reihe von Daten über normale Blutwerte von Elefanten. Mir sind keine dokumentierten Fälle von Diabetes bei Elefanten bekannt.«

[Shoshani, J., & Foley, C. (2000). Frequently Asked Questions About Elephants. Elephant, 2(4), 78-87. Doi: 10.22237/elephant/ 1521732268]

Das klingt logisch, denn obwohl wildlebende Elefanten Unmengen essen (bis 200 kg Grünzeug pro Tag) und zu den schwersten Tieren der Welt gehören, ernähren sich die ausschließlich pflanzenfressenden Elefanten sehr vielfältig und laufen täglich 20 Kilometer und notfalls das Doppelte, um genügend Nahrung und Wasser zu finden. Um solche weiten Strecken zurückzulegen, müssen sie viel Energie aufwenden.

Im Gegensatz zu Wiederkäuern verfügen Elefanten nicht über mehrere Mägen und können deswegen die zellulosehaltige pflanzliche Nahrung schlechter verdauen. Um den Bedarf an Nährstoffen trotzdem ausreichend decken zu können und weil Grünzeug im Vergleich zu Getreide oder Fleisch wenig Kalorien hat, sind Elefanten im Prinzip 18 bis 20 Stunden täglich mit Fressen beschäftigt.

Ein erwachsener Afrikanischer Elefant kann einen ganzen Baum fressen. Auch Asiatische Elefanten fressen Gräser, Büsche, Zweige, Blätter, Früchte, Samen, Rinden und Wurzeln. Dabei nutzen sie ihre Stoßzähne, um einen Baum zu entrinden, und ihre flachen Backenzähne, um die Nahrung zu zermahlen. Offensichtlich genügt das Eiweiß, das in den Pflanzen enthalten ist, um die Elefanten groß und stark zu erhalten.

2011 zeigte ein dokumentierter Fall, dass Elefanten doch Diabetes bekommen können.
In der Fallstudie wurde von einem 50-jährigen in Gefangenschaft lebenden Asiatischen Elefantenbullen berichtet, der jahrelang nicht nur unter starken Gelenkschmerzen litt, sondern auch unter einer schweren nekrotisierenden Hufrehe, die immer wieder zum vollständigen Verlust von Zehennägeln führte. Zudem entwickelte der Elefantenbulle Polydipsie und Polyurie. Polydipsie ist ein pathologisch gesteigertes Durstgefühl, das mit übermäßiger Flüssigkeitsaufnahme durch Trinken einhergeht, die in der Regel von einer Polyurie, einer vermehrten Harnausscheidung, begleitet wird. Obwohl keine genauen Messungen der Wasseraufnahme des Bullen vorgenommen worden waren, nahm er nach Angaben des Tierpflegers größere Mengen Wasser zu sich und urinierte mehr als normal war.

Urinuntersuchungen ergaben eine schwere anhaltende Glukosurie, also eine hohe Ausscheidung von Glukose mit dem Urin. Der Elefantenbulle wurde eingeschläfert, da sich sein Gesundheitszustand weiter drastisch verschlechterte, unter anderem entwickelte er Meläna (Teerstuhl), verursacht durch Blutungen im Verdauungstrakt. Der Krankheitsverlauf in Verbindung mit den Ergebnissen der Blutbiochemie, der Urinanalyse und den festgestellten histopathologischen Läsionen (krankhafte Gewebsveränderungen) in der Bauchspeicheldrüse stimmten mit Diabetes mellitus überein, vermutlich ein durch Insulinmangel verursachter Typ-1-Diabetes. Eine Infektion mit dem endotheliotropen Elefantenherpesvirus (EEHV) hielten die Forscher als Krankheitsursache für weniger wahrscheinlich.

[Diabetes mellitus in a 50-year-old captive Asian elephant (Elaphas maximus) bull, June 2011, Veterinary Quarterly 31(2):99-101, DOI:10.1080/01652176.2011.585793]

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