Fotoausflug – Blutströpfchen im Strümpfelbachtal

Dieser Beitrag wird kein Fall für die Kriminalpolizei, auch wenn wir viele Blutströpfchen im wildromantischen Strümpfelbachtal entdeckt haben. Bei den Blutströpfchen handelt es sich um wunderschöne Wiesenblumen, die wir noch nie gesehen hatten.

Natürlich haben wir für euch von allen Seiten »Beweisfotos« von den Blutströpfchen gemacht 😉

Die Goldnessel ist nicht die Gesuchte – die haben wir schon öfter gesehen. Die goldgelben Blüten dieser Taubnesselart, die in sogenannten Scheinquirlen am Stängel angeordnet sind, sehen wie kleine Quallen aus.

Die »Tatwaffe«, die für die Blutströpfchen sorgte, welche wir entdeckt haben, ist das Naturschutzgebiet Strümpfelbachtal, das mit seinen typischen Keuperklingen für das wachstumsfördernde Feuchtgebietsklima sorgt. Keuper bezeichnet das Gestein innerhalb des Südwestdeutschen Schichtstufenlands, das auch in der Region Stuttgart über weite Flächen die Berghänge bildet, zum Beispiel die Hänge des Stuttgarter Talkessels. Keuperklingen sind tief eingeschnittene Bachtäler mit kleineren Wasserfällen.

Auch das sind keine Blutströpfchen am Wegesrand, sondern Guldengünsel, eine ausdauernde krautige Pflanze mit blauen Blüten, die hauptsächlich von langrüsseligen Bienen und Hummeln besucht werden. Die Blätter und Blütentriebe der essbaren Wildpflanze schmecken chicoréeartig.

Nicht nur diese Heilpflanze, auch die Blutströpfchen haben es ganz schön in sich. Bei Hildegard von Bingen bringen sie die Liebe zum Entflammen. Es empfiehlt sich also dem/der Auserkorenen einen Salat mit den Blättern dieser glockenförmigen Wiesenblume zu servieren. Unter der Bezeichnung Gei rivale radix werden die Wurzeln mit dem ätherischen Öl Eugenol in der Volksheilkunde immer noch als Arzneidroge bei fieberhaften Infekten und Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt. Die Wurzel wurde früher auch bei Mundgeruch oder Zahnschmerzen gekaut. Das Rhizom (Wurzelstock) wurde früher zudem als Nelkenersatz beim Kochen und zum Aromatisieren von Likören verwendet. Vielleicht sind die Blutströpfchen deshalb auch als Bach- oder Wasserbenedikt, Kapuziner sowie Herrgottsbrot bekannt geworden.

Das waren jetzt einige deutliche Hinweise aus der Spurensicherung. Habt ihr denn schon erraten, um welche Wiesenblume es sich beim Blutströpfchen handelt? Wenn nicht, bleibt dran, bald werdet ihr am »Tatort« – einer nährstoffreichen Feucht- und Nasswiese – ankommen.

Viele rutschige Stege und Brücken und matschige Wege gibt es im Strümpfelbachtal, sodass sich gute Wanderschuhe empfehlen. Wir wollten uns auf der langen Fahrt zu unserer Familie in Baden-Württemberg nur kurz die Beine vertreten, doch wir werden ganz bestimmt nochmals für eine längere Wanderung ins Strümpfelbachtal mit seinem reizvollen Wasserlauf zurückkehren. Es gibt hier so viel Naturschönheit zu entdecken. Das Blutströpfchen gehört für uns auf jeden Fall dazu.

Aber so schnell lassen sich »Kriminalfälle« in der Regel nicht lösen. Wir überquerten bei unseren »Ermittlungen« erst einmal den Strümpfelbach auf einem der vielen Holzstege.

Die Hahnenfußgewächse sind mit über 600 Arten weltweit eine formenreiche Artengruppe. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Hahnenfuß auf dem Foto um Gold-Hahnenfuß, im Volksmund auch Butterblume.

Jetzt aber Butter bei die Fische. Wir wollen nun endlich wissen, was hinter den Blutströpfchen steckt, die Wanderer nicht überall zu Gesicht bekommen. So habe ich sie fotografisch »eingefangen«:

Zuerst hielt ich diese Wiesenblumen, die auch Blutströpfchen heißen, für Akeleien, eine Pflanzengattung aus der Familie der Hahnfußgewächse. Doch Bach-Nelkenwurz (Geum rivale) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Nelkenwurzen (Geum) in der Familie der Rosengewächse. Der zweite Namensteil rivale (rivus ist im Lateinischen der Bach) bedeutet am Bach wachsend.

Weitere Namen aus dem Volksmund neben dem Blutströpfchen sind: Blutströpferl, Herzwurz, Wasserwurz, Bachrösle, Kuhglocke, Kaminfegerchen oder Schlotfegerle. Der letzte Name geht auf den Samenstand zurück (Klettfrucht), der aussieht wie der kugelrunde Stoßbesen eines Kaminfegers.

In meinen Augen ist das Blutströpfchen eine echte Wiesenschönheit. Ich freue mich sehr, dass ich es entdeckt habe und mit »kriminalistischem« Spürsinn seinen Namen ausfindig machen konnte. Damit ist das Rätsel um die Blutströpfchen im zauberhaften Strümpfelbachtal glücklich gelöst.

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