Fotoausflug – 2 Glanz und Gloria des Neuen Palais

Das Neue Palais wurde zwischen 1763 und 1769 im Auftrag von Friedrich II. (dem Großen) als letztes preußisches Barockschloss errichtet. Mit dem prachtvollen Repräsentationsbau zeigte er, dass er trotz des gerade erst beendeten Siebenjährigen Krieges und dem Aufstieg Preußens zur fünften europäischen Großmacht über genügend Mittel verfügte, ein prächtiges neues Schloss zu bauen, nur um seine Gäste zu empfangen, denn er lebte nicht im Neuen Palais. In der sogenannten Königswohnung hielt er sich nur bei besonderen Gelegenheiten auf.

Ein Jahrhundert später ließ der deutsche Kaiser Wilhelm II. das Neue Palais renovieren und modernisieren. Es wurde zu seiner Lieblingsresidenz.

Machen wir gemeinsam einen fotografischen Rundgang, der im unteren Vestibül begann, wo bereits das Muschelmotiv mit der verspielten Szenerie einen kleinen Hinweis auf den großen Muschelsaal gab, der hinter der nächsten Tür lag.

Mehr als 20.000 unterschiedliche Muscheln, Schnecken, Mineralien, Erze, Fossilien, Gesteine, Halbedelsteine und Artefakte verzierten den als Grotte gestalteten Gartensaal. Auch die »Spitze des Kilimandscharo« wurde integriert.

Wir konnten auch nochmals einen Blick auf den lichtdurchfluteten Spiegelsaal werfen, der uns schon bei der ersten Führung durch die Königswohnung sofort an den prunkvollen Spiegelsaal des Sonnenkönigs in seinem Versailler Schloss erinnert hatte.

An den Grotten- bzw. Muschelsaal grenzte das Tamerlanzimmer an, welches nach dem darin enthaltenen orientalischen Gemälde des italienischen Malers Andrea Celesti vom siegreichen mongolischen Heeresführer Tamerlan benannt wurde. Es zeigte nicht nur den gefangenen, in die Stangen seines Käfigs beißenden osmanischen Sultan Bajazet, welcher der Legende nach ansehen musste, wie seine Frau den siegreichen Tamerlan bediente, sondern im Hintergrund auch Elefanten 😉.

In den Gemäldekabinetten wie der Roten Damastkammer waren die Wände mit einfarbigem Damast bespannt, um die Gemälde besser zur Wirkung kommen zu lassen.

Unter Kaiser Wilhelm II. mussten die schadhaften Raumtextilien erneuert werden. Anstatt zeitgenössische moderne Stoffe zu verwenden, bestellte man um 1900 Gewebekopien bei französischen Herstellern in der Seidenmetropole Lyon.

Friedrich II. hatte für textile Wandbespannungen, Möbelbezüge und Draperien fast ausschließlich Seiden aus Berliner Manufakturen verarbeiten lassen. Die Damaste, bedruckten oder bemalten Gewebe und reich gemusterten Seidenstoffe waren häufig mit Gold, Silber und kostbarer Chenille gearbeitet. Selbst die kostbaren Tressen, Borten und Quasten aus Seide, Silber und Gold waren regionale Produkte.

Nach weiteren Gemäldezimmern wechselten wir ins obere Stockwerke des Neuen Palais, wo wir an der kaiserlichen Teeküche vorbeikamen und einen Blick in die verborgene Lebenswelt der Hofdienerschaft werfen konnten. Die Teeküche und der dahinterliegende Anrichteraum konnten vom Keller aus über ein Dienstbotentreppenhaus erreicht werden. Zur Ausstattung gehörten eine elektrische Kochmaschine, ein dazu passender Wasserfilter sowie ein Porzellanbecken. Hier wurden die Getränke zubereitet, die im kaiserlichen Frühstückszimmer serviert wurden.

Kaiser Wilhelm II. ließ das friderizianische Gästeschloss mit zahlreichen modernen Einbauten versehen, um dieses den gestiegenen Ansprüchen an den zeitgemäßen Komfort eines kaiserlichen Wohnsitzes anzupassen – unter Wahrung des friderizianischen Charmes: Toiletten und Bäder verschwanden in Wandzwischenräumen, ehemaligen Puderkammern und sogar in einem barocken Holzschrank, um die friderizianischen Räume nicht in ihrer Originalwirkung zu beeinträchtigen.

Vier Porzellanleuchter gehörten zu den kostbarsten Teilen der königlichen Innenausstattung. Von den kostspieligen Blickfängen waren zwei in Meißen und zwei in der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) in Berlin entstanden. Den oberen Abschluss der KPM-Prunkstücke bildete eine Ananas, die kostbarste Frucht des 18. Jahrhunderts.

Der große Marmorsaal direkt über dem Grottensaal war an Wänden und Fußboden mit edlen Marmorsorten ausgestattet. Auf der Empore rechts spielten die Musiker. Der Tanzsaal mit Tanzparkett befand sich nebenan.

Wir verließen das Neue Palais durch eine Tür des oberen Vestibüls. Was wir nicht gesehen hatten, war einer der schönsten noch erhaltenen Theaterräume des 18. Jahrhundert, das Schlosstheater. Auf eine Königsloge in diesem in Rot und Weiß gehaltenen Amphitheater mit seinen goldfarbenen Hermen wurde verzichtet. Friedrich der Große soll in den vorderen Reihen gesessen haben. Noch heute finden auf der kleinen Rokokobühne Aufführungen statt.

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