Elefantöses – Die Liaison zwischen Elefanten und Baobabs

Was ist ein Baobab?
Beim Afrikanischen Baobab handelt es sich um den Afrikanischen Affenbrotbaum (Adansonia digitata) in den trockenen Savannen Afrikas, der aus der Familie der Malvengewächse (Malvaceae) stammt, zu denen auch der Kakaobaum, Baumwolle und Hibiskus gehören. Die Bezeichnung Affenbrotbaum wurde von deutschen Forschern vergeben, die beobachteten, wie Paviane die Früchte der Bäume ernteten. In seiner Krone nisten Webervögel und Sperlingspapageien. Höhlen im Stamm und in den Ästen werden von Blauracken, Eisvögeln, Schleiereulen, Nashornvögeln und Papageienarten wie den Lovebirds zum Brüten genutzt.

Wahrzeichen Afrikas
Wegen seiner markanten Wuchsform mit dickem Stamm und meist blätterlosen Krone, die eher wie Wurzelwerk wirkt, zählt der Baobab – neben dem Kilimandscharo, den Elefanten und den Schirmakazien – zu den Wahrzeichen Afrikas. Die hoch aufragenden, meist frei stehenden Bäume sind schon von weitem zu sehen und dienen häufig als Mittelpunkt des afrikanischen Lebens. Rund um so einen alten Baobab finden soziale Ereignisse wie Märkte, Verhandlungen, Versammlungen, Feiern usw. statt, ähnlich der Rolle, die früher alte Linden oder Eichen im europäischen Dorfleben spielten.

Warum sehen Baobabs so aus, als würden sie auf dem Kopf stehen?
Baobabs haben extrem breite Baumstämme und ihre weit verzweigten Äste, die etwa 9 Monate im Jahr unbelaubt sind, erinnern an Wurzeln, die in den Himmel ragen. Doch ihre Wurzeln sind natürlich weit im Erdreich verzweigt, können bis zu 200 Meter lang werden und auch noch den kleinsten Tropfen Wasser aus der Tiefe holen. Eine afrikanische Legende erklärt, warum der Baobab so aussieht, als würde er auf dem Kopf stehen:

Als der Schöpfer die Tiere erschuf, kam die Hyäne als Letzte dran. Sie wurde aus dem zusammengesetzt, was noch übrig war, weshalb sie ziemlich unvorteilhaft aussah: kurze Hinter-, aber lange Vorderbeine, was für einen schräg nach hinten abfallenden Rücken sorgte, und einen viel zu kurzen Schwanz. Die Hyäne ärgerte sich sehr über ihr hässliches Aussehen.
Nachdem der Schöpfer mit der Erschaffung der Tierwelt fertig war, rief er alle Tiere zu sich. Er gab jedem Tier einen Samen mit, da sie ihm bei der Verbreitung der Pflanzenwelt helfen sollten. Weil sich die Hyäne schmollend zurückgezogen hatte, kam sie zu spät und alle Samen waren verteilt. Bis auf den Samen des Baobabs, den sie zwar mitnahm, aber ihn aus Rache verkehrt herum in die Erde steckte. So kam es, dass der Baobab aussieht, als ob er seine Wurzeln in den Himmel reckt.

Eine schwierige Liaison
Baobabs gelten als die Elefanten im Pflanzenreich, die Sudanesen bezeichnen sie auch als hölzerne Elefanten. Sie passen sich hervorragend an ihre heiße, trockene Umgebung und karge Böden an. Sie sind genügsam und können lange Zeitspannen ohne Regen überstehen. Während der Trockenzeit tragen sie keine Blätter, um Wasser zu sparen. Die Photosynthese findet dann über eine spezielle Chlorophyllschicht unter ihrer Rinde statt. Die feinen Risse im Stamm ermöglichen zudem, über den ganzen Tag hinweg jeden verfügbaren Wassertropfen aufzunehmen, ob aus Morgentau oder einem Regenschauer. Baobabs weisen keine Jahresringe auf. Forscher müssen daher das Alter mithilfe der Radiokarbonmethode bestimmen. Sie schätzen, dass einige Bäume bis zu 3000 Jahre alt sind.

Der auffällige Stamm der Baobabs, dessen Höhe bis zu 25 Meter und dessen Durchmesser bis zu 12 Meter betragen kann, ist ein perfekter Wasserspeicher. Je nach Vorhandensein von Wasser schrumpft oder dehnt sich der Stamm in seiner Breite. Wenn ausreichend Wasser vorhanden ist, beginnt der Baum seine Wasservorräte aufzufüllen und dehnt sich aus. Bis zu 120 000 Liter Wasser kann ein Baobab in seinem Innern speichern. Die Blätter, die er kurz vor der Regenzeit austreibt, helfen dem Baum, so viel Wasser in kurzer Zeit aufzunehmen wie nur möglich. Bei anhaltender Dürre dagegen schrumpft der Baumstamm, weil der Baobab mehr und mehr des gespeicherten Wassers zur eigenen Flüssigkeitsversorgung verbraucht.

Dass Elefanten einen hohen Wasserbedarf haben – ein Elefant trinkt bis zu 200 Liter Wasser am Tag – und zudem sehr intelligente Tiere sind, ist allgemein bekannt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie über die enormen Speicherkapazitäten der Baobabs Bescheid wissen. Wenn das Wasser überall knapp wird, suchen Elefanten daher besonders gern Baobabs auf, um ihren Durst zu stillen. Das ist der schwierige Aspekt der Liaison zwischen Elefanten und Baobabs. Denn mit ihren Stoßzähnen ist es den Elefanten ein Leichtes, die etwa fünf bis zehn Zentimeter dicke äußere Rinde aufzubrechen, um sie abschälen zu können. Jetzt ist der Zugang frei zum besten Teil des Baumes. Denn das Bauminnere eines Baobabs gleicht einem mit Wasser vollgesogenen Schwamm – 80 Prozent des Stammes bestehen aus Wasser. Elefanten kauen mit großem Vergnügen auf den fasrigen Stücken herum, die sie aus dem Bauminneren herausreißen. Das schmeckt ihnen so gut wie uns ein saftiges Stück Melone an einem heißen Sommertag.

Baobabs – einzigartige Überlebenskünstler
Faszinierend ist nicht durch die Fähigkeit der Wasserspeicherung, sondern auch die hohe Regenerationsfähigkeit der Baobabs. Sie können Verletzungen an Rinde und Ästen in hohem Maße ausgleichen. Jasper Visser, ein begeisterter Ranger, sagt: »An Baobabs fasziniert mich, dass sie einen natürlichen Elefantenschutz haben. Jeder andere Baum kann Schäden an der Rinde nur von den Seiten der Verletzung zu deren Innerem reparieren. Der Baobab heilt die ganze Wunde an allen Stellen gleichzeitig. Deshalb ist er als Baum sehr erfolgreich. […] Ich finde es erstaunlich, dass Elefanten fast jeden Baum entwurzeln und umwerfen können, aber mit dem Baobab versuchen sie es nicht einmal. Sie begnügen sich damit, Stücke aus der Rinde zu brechen.«

Lassen die Elefanten rechtzeitig von einem Baobab ab, kann er sich wieder regenerieren. Kommen die Elefanten zu oft, sind es zu viele oder sind sie allzu durstig, entstehen in vielen Baobabs mit den Jahren riesige Hohlräume. Diese nutzen Menschen gelegentlich als Wohn- oder Lagerraum, Gefängnis, Begräbnisstätte, Poststation, Kapelle oder sogar als Toilette. In Modjadjiskloof in der Provinz Limpopo im Norden von Südafrika gibt es einen ausgehöhlten Baobab, der so breit ist, dass in ihm 1993 eine komplette Bar – mit Theke, Barhockern, Gläsern, Beleuchtung, Musikanlage und Getränken – eingerichtet wurde, in der bis zu 40 Gäste Platz finden.

Baobabs – einzigartige Nutzbäume
Das Öffnen der großen, weißen Baobab-Blüten, die bei Arthrose und Arthritis helfen sollen, ist sensationell. Sie öffnen sich im Gegensatz zu den meisten anderen Blüten nur in der Nacht, zwar nicht alle in der gleichen Nacht, aber alle, die sich öffnen, tun dies gleichzeitig in Sekundenschnelle, als ob ein Schirm aufgeklappt wird. Sie verströmen einen herben Geruch und lassen sich in den 12 bis 18 Stunden, in denen sie befruchtungsfähig sind, von Flughunden, Faltern, Schmetterlingen und Lemuren bestäuben. Am anderen Morgen werden die Blütenblätter welk, fallen ab und werden zu einem leicht zugänglichen Festmahl für Tiere.

Es ist schon etwas Besonderes, dass Baobabs zu einer Zeit im Jahr, wo wenig anderes reift und lebenswichtige Vitamine und Mineralstoffe bietet, wahre Superfrüchte hervorbringt, und das, obwohl sie auch beim Reifungsprozess ihrer Früchte Wasser sparen, indem sie es den Früchten entziehen und wieder in ihren Wasserkreislauf zurückführen. Deshalb besitzen die bis zu 40 Zentimeter langen ausgereiften Baobab-Früchte kein saftiges Fruchtfleisch, sondern eher trockenes Fruchtpulver, das die Samen umschließt. Aus diesem lässt sich beispielsweise ein erfrischendes Getränk mischen. Es lässt als Backtriebmittel Brotteig aufgehen und eignet sich als Bindemittel für Brotaufstriche, Soßen und Süßigkeiten. Baobab-Früchte schmecken süß-säuerlich, da sie viel Vitamin C enthalten. Sie sind reich an antioxidativ wirksamen Polyphenolen und wirken präbiotisch. Das Fruchtpulver wird u.a. gegen Viruserkrankungen wie Pocken und Masern eingesetzt.

Da in der afrikanischen Volksmedizin nahezu jeder Bestandteil des Baumes verwendet wird – Blüten, Früchte, Samen, Blätter, Rinde und Wurzeln – wird der Baobab auch Apothekerbaum, Baum des Lebens oder Zauberbaum genannt. Die Bezeichnung Baobab kommt aus dem Arabischen: bu hibab bedeutet Frucht mit vielen Samen. Eine einzige Frucht enthält zwischen 120 und 200 dunkelbraune Baobab-Samen, die sehr fettreich sind. Das daraus gewonnene Öl wird nicht nur bei der Nahrungszubereitung, sondern auch in Haut- und Haarpflegeprodukten verwendet. Die Baobab-Samen werden auch gern geröstet gegessen, zu Kaffee verbrüht oder fermentiert als Gewürz verwendet. Zudem enthalten sie ein Gegengift gegen Strophanthus, eine in Afrika verbreitete Giftpflanze. Sie werden auch als Herzmittel, bei Zahnschmerzen, Leberinfektionen und Malaria-Erkrankungen eingesetzt.

Die fünffingrigen Baobab-Blätter (Adansonia digitata – nach dem Naturforscher Michel Adanson und dem Lateinwort digitata für Hand) dienen als Viehfutter oder aus ihnen wird – wie bei uns aus Spinatblättern – eine Mahlzeit gekocht. Sie werden auch bei Magen-Darm-Erkrankungen wie beispielsweise Durchfall eingenommen.

Fasern der Baobab-Rinde werden zu Kleidung, Bastmatten, Schnüren, Seilen, Netzen, Hüten, Kisten, Körben, Papier und mehr verarbeitet. Aus der Baobab-Wurzel wird ein roter Farbstoff gewonnen. Die Asche des Baumes dient zur Seifenherstellung.

Elefanten lieben Baobabs
Elefanten halten sich gern in der Nähe der Baobabs auf. Sie genießen seinen Schatten, seine saftige Rinde und – seine Früchte. Die Früchte ähneln in Form und Größe einer Mango, sind aber im botanischen Sinne Beeren, die an langen Lianen von den Zweigen des Baobabs herabhängen. Ranger Jasper Visser erzählt: »Der Boden unter den Bäumen ist um diese Jahreszeit wie leergefegt. Nicht ein Stück Schale finden wir – alles ist restlos aufgefressen.«

Ja, Liebe geht durch den Magen – in zweifacher Hinsicht, und hier verbirgt sich der positive Aspekt der Liaison zwischen Elefanten und Baobabs. Vor allem Elefanten und Paviane, aber auch Antilopen und Buschbabys, lassen die Samen den Verdauungstrakt passieren, wo Verdauungssäfte die harten Samenschalen aufweichen. Wenn sie dann in einem Dunghaufen wieder nach draußen abgegeben werden, findet der Baobab-Sämling beim nächsten Regen beste Bedingungen für eine Keimung vor. Vor allem die Elefanten sind es, die mit ihren weiten Wanderungen dafür sorgen, dass der Baobab seinen Nachwuchs verbreiten kann.

Es ist also eine schwierige Liaison: Mit den durstigen Elefanten, die große Löcher in die Baobab-Rinde hacken, wird es in Dürrezeiten unangenehm, aber ohne Elefanten geht es auch nicht, wenn diese einzigartige Baumart erhalten bleiben soll.

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