Elefantensterben in Botswana aufgeklärt
Botswana galt in den letzten Jahren als Elefantenparadies – wegen seiner etwa 130.000 Elefanten, der größten Elefanten-Population Afrikas und weil besonders viel für den Artenschutz unternommen wurde. Ab Mai 2019 ließ der neue Präsident die Großwildjagd auf Elefanten wieder zu. Damit sollen Devisen erwirtschaftet werden, die unter anderem auch für den Artenschutz benötigt werden. Die weltweite Corona-Angst hat jedoch zu einem kompletten Einbruch des Tourismus in Afrika geführt. Kaum ein Staat weiß jetzt noch, wie er seine teuren Anti-Wilderer-Aktionen finanzieren soll.
In den vergangenen Monaten – von März bis Juni 2020 – sind in Botswana plötzlich reihenweise Elefanten verendet, und zwar unabhängig von Alter und Geschlecht. Wilderei durch Cyanid-Vergiftung wurde als Ursache ausgeschlossen, da die toten Tiere mit ihren Stoßzähnen gefunden wurden und keine weiteren verendeten Tiere in der Nähe der Elefantenkadaver entdeckt wurden. Was für ein unerklärliches Massensterben einer Tierart, die sowieso schon wegen massiver Wilderei und stetiger Verkleinerung ihres Lebensraums vom Aussterben bedroht ist!
Mmadi Reuben, der Chefveterinär des Ministeriums für Wildtiere und Nationalparks in Botswana, teilte inzwischen mit, dass Giftstoffe, die durch mikroskopisch kleine Algen im Wasser gebildet wurden, den bisher unerklärlichen Tod von etwa 330 Elefanten im Okavango-Delta verursacht haben.
Cyanobakterien, auch als Blaualgen bekannt, kommen natürlicherweise weltweit vor allem in stehenden, nährstoffreichen Gewässern vor. Manchmal wachsen sie zu großen Blüten heran, sogenannten Blaualgen. Wissenschaftler warnen davor, dass der Klimawandel solche »toxischen Blüten« immer wahrscheinlicher machen wird, weil das Wachstum der Blaualgen durch warmes Wasser begünstigt wird. Starkes Wachstum wird sichtbar durch eine bläulich-grüne Verfärbung des Wassers, grünliche Schlierenbildung und einen türkisfarbenen Algenteppich an der Wasseroberfläche.
Etwa 40 der bis zu 2.000 Arten von Cyanobakterien produzieren leider Toxine, die sich schädlich auf Tiere und Menschen auswirken. Menschen können Cyanobakterientoxinen ausgesetzt sein, wenn sie verunreinigtes Wasser trinken oder darin baden. Zu den Symptomen gehören Haut- und Schleimhautreizung, Magenkrämpfe, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Fieber, Hals- und Kopfschmerzen. Es ist alarmierend, dass sehr hohe Konzentrationen solcher toxinproduzierender Cyanobakterien sogar ganz große Tiere wie Elefanten vergiften können. Das Nervengift der Bakterien führte dazu, dass die Tiere schwach, lethargisch und orientierungslos herumirrten, bevor sie starben. Einige zeigten sogar Lähmungserscheinungen beim Gehen. Viele der aufgefundenen Elefanten lagen auf dem Bauch, als seien sie ganz plötzlich tot umgefallen.
Zwar wurden viele verendete Elefanten in der Nähe von Wasserstellen gefunden, aber die Wildbehörden hatten lange bezweifelt, dass eine solche Blaualgen-Vergiftung die Ursache für das Elefantensterben sein könnte, da die Blüten an den Rändern der Wasserlöcher erscheinen und Elefanten dazu neigen, aus der Mitte zu trinken. Doch die neuesten Wasser- und Bluttests zeigten eindeutig, dass Cyanobakterien-Neurotoxine die Ursache der Todesfälle waren. Die Todesfälle hörten gegen Ende Juni 2020 auf, zeitgleich mit dem Austrocknen der Wasserstellen der Elefanten.
Aber warum starben nur Elefanten und keinen anderen Wildtiere, die aus denselben Wasserlöchern tranken? Das lag ausgerechnet an ihren einzigartigen Rüsseln. Denn damit trinken Elefanten nicht nur direkt von der Wasseroberfläche, sondern auch aus tieferen Wasserschichten, wo die giftigen Bakterien vermehrt vorkommen.
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