Buchvorstellung – »Das :EKV-Prinzip: oder Der gefesselte Elefant«
Im Klappentext des 380-seitigen Ratgebers Das :EKV-Prinzip: oder Der gefesselte Elefant«, J.K.Fischer Verlag, Gelnhausen-Roth 2008, wird als Erstes erklärt, was es mit dem EKV-Prinzip auf sich hat, nämlich Erfolgsverhindernde Konditionierungen zu Verändern. Es geht also um »erfolgswirksame Persönlichkeitsentwicklung«. Der erfahrene Erfolgstrainer Gerhard A. Jantzen (Jahrgang 1946) verspricht vollmundig: »Wenn Sie dieses wertvolle Buch richtig nutzen, kann es für Sie den Wert von hunderten Goldbarren darstellen.« Das erklärt auf jeden Fall den goldenen Einband.
Doch was soll der gefesselte Elefant auf dem Cover bedeuten?
Auch das wird bereits im Klappentext erläutert: »Als Symbol für ein Wesen, das stark genug ist, um selbstständig durch die Welt zu gehen, das aber aus irgendwelchen Gründen gehemmt ist und bei der Herde (den schwächeren Menschen) bleibt, wählt Gerhard A. Jantzen den domestizierten indischen Elefanten: ›Er ist gesellig, überall ist er sowohl beliebt als auch gefürchtet. Er ist grau und fällt nur durch seine Masse auf. Er trinkt gern und viel, aber er ist nicht essbar. Er kann gut arbeiten. Die meiste Zeit des Tages ist er angebunden. Warum läuft der Elefant nicht weg?‹, fragt der Autor dieses Buches, das uns Wege aufzeigt, wie wir dem Schicksal des grauen, gutmütigen, aber in einer hilflosen Passivität gefangenen Riesen entkommen können.«
Schon als ich das Cover sah, war mir klar, auf welche Elefantengeschichte der gefesselte Elefant anspielte. Hatte ich doch selbst diese Augen öffnende Geschichte von Jorge Bucay in meiner eigenen beruflichen Biografie Kaputtgekündigt…‽ verwendet, weil sie mir so gut gefiel. Der Autor enttäuschte mich nicht. Auf einer der letzten Seiten sieht man auf einer Skizze, wie der gefesselte Cover-Elefant sich befreit hat und glücklich von dannen geht. Die Geschichte dazu klingt bei Jantzen so:
»In einem urwaldnahen Dorf wurde eines Tages ein kleines männliches Elefantenbaby gefunden. Die Dorfbewohner liebten es sehr und zogen es auf. Damit es nicht weglief, banden Sie ihm einen Strick um einen Fuß. Das andere Ende des Strickes befestigten sie an einem Holzpflock, der im Boden steckte.
Der kleine Elefant zog und zerrte immer wieder an dem Strick, denn Elefanten wollen frei sein – wie jedes Tier. Doch da weder der Strick noch der Pflock nachgaben, gewöhnte sich der kleine Elefant an seine Fesselung. Da er regelmäßig zu essen und zu trinken bekam, fand er sein Leben ganz gut und lebte mit diesem Strick um den Fuß. So wuchs der kleine Elefant zu einem prächtigen und großen Elefanten heran, und immer noch war er durch den Strick um den Fuß an den Holzpflock gebunden.
Eines Tages kam zufälligerweise eine wunderschöne Elefantendame des Weges und fragte den Elefanten, warum er denn mit einem Strick um den Fuß dauernd im Kreis ginge. Da antwortete der Elefant, dass er ja angebunden sei und er keine andere Wahl habe.
Da lachte die Elefantendame und sagte dem Elefanten, dass er mit seinen Kräften den Strick leicht zerreißen könne. ›Du bist konditioniert‹, sagte sie zu ihm. ›Die Welt ist groß und voller Abenteuer. Komm, gib deine selbst auferlegten Fesseln auf und folge mir. Eine wunderschöne Welt wartet auf dich.‹ Da zog unser Elefant einmal kräftig an dem Strick und tatsächlich, der Strick zerriss. Der Elefant war frei und er begann ein Leben zu führen, das eines erwachsenen Elefanten würdig war.«
Seit vielen Jahren beschäftige ich mich nun schon mit dem Thema Entwicklung und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, sodass das Buch Das :EKV-Prinzip: oder Der gefesselte Elefant für mich nichts fundamental Neues enthielt. Im Grunde ist es auch nicht zum Durchlesen gedacht, sondern als Übungsbuch, in das man seine Gedanken bzw. Erfahrungen zum Berufs- bzw. Lebensalltag auf den linierten Seiten hineinschreibt, um sich seine eigenen Konditionierungen bewusst zu machen. Auch die darin enthaltenen Übungen sind als Hilfe gedacht, um sich nicht mehr mit »millimeterkleinem Tagesbewusstsein« weiter im Kreise zu drehen, sondern mit dem »kilometergroßen Unterbewusstsein« zu wachsen.
Der Autor erläutert, dass uns die Auflösung Erfolgsverhindernder Konditionierungen hilft, wenn wir unter äußerem Druck zusammenzubrechen drohen oder im Begriff sind, das Vertrauen in uns selbst und damit unsere Balance zu verlieren. Dazu empfiehlt er eine Übung, wie wir uns innerlich wieder aufrichten und unser inneres Selbst – unseren inneren Elefanten – wieder zum Strahlen bringen können. Diese 15. Übung sei an dieser Stelle als ein Beispiel für die insgesamt 61 Übungen zur Veränderung zitiert:
»Stellen Sie sich einen Diamanten in Ihrem Innersten vor, der lichtvoll und unbeeindruckbar von äußeren Einflüssen dem Druck der Zeit standzuhalten vermag. Wann immer der Stress bei Ihnen überhand nimmt, stellen Sie sich vor, dass der Diamant sich ausdehnt, bis er Ihre ganze Körperhülle umfasst. Diese Imagination kann Ihnen helfen, dass geistiger Stress an Ihnen abprallt. So wie ein Diamant alle Regenbogenfarben zurückstrahlt und doch unbeeinflusst bleibt, so ermöglicht Ihr innerer Diamant Ihnen, das Licht der Umwelt zu reflektieren, ohne die individuelle Einzigartigkeit aufzugeben.«
Einige Stellen des Buches sind philosophisch bzw. spirituell angehaucht. Wenn Gerhard A. Jantzen im Anklang an die Quantentheorie von »geistigen Resonanzfeldern« spricht oder von der Telepathie und außersinnlichen Fähigkeiten, die mehr und mehr zu »Flughelfern« bei der Entprogrammierung von Erfolgsverhindernden Konditionierungen werden, dann muss ich ehrlich zugeben, dass mir in diesem Punkt die »Bewusstseinserweiterung« zu weit geht und mein innerer Elefant die Bodenhaftung vorzieht. Doch gehe ich mit dem Autor dahingehend einig, dass wir – wenn wir am eigenen Sein arbeiten – nur das verändern können, was uns bewusst wird, und dafür müssen wir an die Wurzeln der eigenen Konditionierungen gelangen. Das Buch stellt auf jeden Fall eine Menge Strategien vor, wie dies auf verschiedenen Veränderungsebenen gelingen kann oder – um es mit Jantzens fliegenden Worten auszudrücken – »zu Quantensprüngen in der persönlichen Entwicklung« führen kann.
Okay, auf was warten wir dann noch? Rüssel hoch! Entfesseln wir uns!
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