Fotoausflug – An der Reling (3) – Jever

Wer Jever hört, kommt nicht umhin an Bier zu denken und an den Werbeslogan, dieses Pils sei so friesisch herb wie das Land der Friesen. Wie gesund das »friesisch herbe« Reizklima an der Nordseeküste ist, habe ich schon erwähnt, und auch dass unser Kurzurlaub in Dornumersiel der wohlverdienten Entspannung nach unserem interessanten Altersforschungs-Projekt »Fit ins Alter« diente, dessen stolzes Ergebnis mein erhellender Roman RELING ist. Apropos Selbstbewusstsein, Karl-Heinz Karius soll gesagt haben: »Im Tierreich gibt es keinen Titel-Schwindel: Jeder Pfau muss sein eigenes Rad schlagen.« Übrigens, je mehr Augen der Pfau beim Radschlagen zeigen kann, desto paarungsfördernder, denn desto attraktiver wirkt er auf Pfauenweibchen. Das Pfauenweibchen im Schlosspark von Jever zeigte sich allerdings paarungsunwillig und machte sich sofort aus dem Staub. Das war das erste Mal, dass ich einen Pfau fliegen sah. Das Rad des Pfauenmännchens hatte wohl nicht die gewünschte Anzahl an Pfauenaugen gezeigt.

Bevor ihr uns mithilfe der folgenden Bildern auf unserem Stadtrundgang durch Jever begleiten könnt, möchte ich euch gern noch etwas von dem reizenden alten Fräulein Maria erzählen, die laut einer Tafel in der Stadt Jever »die Identifikationsfigur für ein selbstbewusstes Jeverland« ist:

Wir schreiben das Jahr 1530. Maria, die Tochter des letzten Häuptlings des Herrschaftsgebiets Jeverland, übernimmt die Herrschaft und festigt sie durch geschickte Diplomatie gegenüber den Grafen von Ostfriesland. Sie erteilt das Stadtrecht für Jever und stärkt seine Wehrhaftigkeit mit Wall und Graben. Jever wird so zum Mittelpunkt der friesischen Gebiete Rüstringen, Östringen und Wangerland. Maria lässt Schloss Jever repräsentativ ausgestalten, gründet eine heute noch bestehende Lateinschule (Mariengymnasium), sorgt für Eindeichungsmaßnahmen an der Nordseeküste und die Aufforstung des Upjeverschen Forstes. Die taffe Maria von Jever – letzte Herrin des Jeverlands – verstirbt ehe- und kinderlos. In ihrem Testament verfügt sie, dass das Jeverland keinesfalls an Ostfriesland, sondern an das Oldenburger Grafenhaus übergeben werden soll.

Noch heute gibt es eine historische Gaststätte, den »Hof von Oldenburg« am »Alten Markt« in Jever, die 1798 als eines der ersten Gebäude außerhalb der Schutzanlagen der Stadt gebaut wurde. Ein Glockenspiel an der Fassade lässt, wenn es nicht – wie bei unserem Besuch – außer Betrieb ist, mehrmals täglich die wichtigsten Herrschaften des Jeverlands als geschnitzte Holzfiguren durch das rechte Tor herauskommen und durchs linke wieder hineingehen – neben Fräulein Maria unter anderem auch die mit ihr verwandte Zarin Katharina die Große von Russland und Graf Anton Günther von Oldenburg.

Der Sagenbrunnen zeigt den Grafen auf seinem Lieblingspferd, das ihm bei einem Ausritt zur Insel Wangerooge das Leben rettete, als dichter Nebel aufkam und der Graf die Orientierung verlor. Trotz gefährlich steigender Flut brachte ihn sein Apfelschimmel wieder sicher ans Festland. Einer anderen Sage nach ist Maria von Jever nicht verstorben, sondern durch einen unterirdischen Gang verschwunden. Um ihr den Heimweg zu erleichtern, erklingt auch heute noch das Marienläuten vom Glockenturm der evangelischen Stadtkirche.

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