Fotoausflug – Schloss Lieberose
Nach unserem letzten Fotoausflug, bei dem wir Schloss Blankensee besichtigten, war unser Interesse für ein weiteres Schloss der Brandenburgischen Schlössergesellschaft geweckt. »Lieberose – was für ein schöner Name!«, dachten wir, und so fiel unsere Wahl auf Schloss Lieberose.
»Die schönste aller Perlen in weiter Lausitz Rund
ist’s Städtchen Lieberose und liegt im Wiesengrund.«
»Die Rosen sind die Frauen in unserem Städtchen hier,
wer wollte sie nicht lieben in ihrer Anmut Zier?«
»Mein Lieberose, kleine Stadt, gelagert in ein stilles Tal,
wie suchte meine Seele dich wohl in der Ferne tausendmal.«
Die Zitate stammen aus Heimatgedichten der Lieberoserin Ida-Luise Auth
(* 1. März 1879 in Berlin; † 8. Juni 1951 in Lieberose).
Ihre Heimatgedichte wurden in der Niederlausitzer Zeitung und der Oderzeitung veröffentlicht.
Lieberose gehört zum Landkreis Dahme-Spreewald (bis 1993 zum Landkreis Beeskow). Zunächst etwas über die Dornen von Lieberose: Südlich der Stadt liegt die Lieberoser Wüste (5 Quadratkilometer), eine Sandoffenlandschaft, die als die größte Wüste Deutschlands gilt. Sie liegt innerhalb der Lieberoser Heide, mit mehr als 25.000 Hektar der größte ehemalige Truppenübungsplatz der DDR.
Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich in Lieberose einer der bedeutendsten Forstbetriebe Brandenburgs. Es wunderte uns deshalb nicht, dass wir direkt am Schloss den Landesbetrieb Forst Brandenburg mit Unterer Forstbehörde und Oberförsterei Lieberose vorfanden. Ein Rothirsch offenbarte schon äußerlich den Zweck des Gebäudes.
Die alte Darre des Schlosses dient seit ihrer Restaurierung und nachfolgender Einweihung im Jahr 2012 als Bürgerzentrum der Stadt, wo auch Konzerte, Ausstellungen und Lesungen stattfinden. Diese Kulturarbeit leistet der Förderverein Lieberose. In dem restaurierten Gebäude befinden sich ein Bürgersaal, das Restaurant »Zur Darre«, die Tourist-Information und ein Darre- und Forstmuseum.
Darre bedeutet, dass etwas unter Zufuhr von Wärme getrocknet wird. Die Lieberoser Darre war eine Kienäppeldarre, die zum Dörren und damit zur Gewinnung von Kiefernsamen aus Kienäppeln (Kiefernzapfen) diente. Wurden sie von warmer Luft umströmt, spreizten sie ihre Schuppen ab und gaben beim sogenannten Ausklengen den zuvor gut geschützten Samen frei. Aus 100 Kilo Kiefernzapfen konnten etwa 1,5 Kilo Reinsamen gewonnen werden, um Waldflächen wieder aufzuforsten. Der Rest war gutes Heizmaterial.
Letzter Besitzer der Adelsherrschaft Lieberose waren der 1945 gestorbene Graf Otto und sein Sohn Graf Albrecht Friedrich von der Schulenburg. Ob die adlige Familie von Schulenburg, die das Schloss Lieberose mit seinem fast 50 Hektar großen Landschaftspark 1519 kaufte, wohl Rosen gemocht hat? Vielleicht die Nachfahrin Sigrid Hedwig Helene Gräfin von der Schulenburg (* 18. Juli 1885 in Lieberose; † 11. Oktober 1943 in Klein Oels), eine deutsche Philosophin, Editorin und Schriftstellerin? Sie arbeitete bis 1939 als freie Mitarbeiterin für die Leibniz-Ausgabe der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Wie auch immer, seit 2020 gibt es eine neue Rosensorte mit dem Namen »LiebeRose«, die extra für die Stadt Lieberose gezüchtet wurde. Feierlich getauft wurde die neue hellrote Strauchrose am 21. August 2020 in der Schlossgärtnerei.
Die Rose gilt schon lange als die Königin der Düfte. Kreuzritter sollen einst die Damaszener-Rose (Rosa damascena) nach Europa mitgebracht haben. Die im Mai/Juni blühenden Sommerdamaszener lieferten das geschätzte Damaszener-Rosenöl. Für einen einzigen Tropfen dieses teuren ätherischen Öls werden etwa 30 Rosenblüten benötigt. Echtes Rosenöl wirkt desinfizierend, immunstimulierend, entzündungshemmend, nerven- und herzstärkend, ausgleichend, stressreduzierend und auch aphrodisierend.
1710 begann der Rosenanbau in Bulgarien. Die halbgefüllte Rosensorte Rosa damascena trigintipetala, die auch als »Bulgarische Ölrose« bekannt ist, wird heute noch bevorzugt in Bulgarien, in dem weltberühmten »Tal der Rosen« angebaut. Schon von der österreichischen Kaiserin Sissi (* 24. Dezember 1837 in München, Königreich Bayern; † 10. September 1898 in Genf, Schweiz) ist bekannt, dass sie ein Parfum mochte, dessen wichtigste Ingredienz kostbares Rosenöl aus Bulgarien war.
Nach unserer zweistündiger Autofahrt, vorbei am über hundert Jahre alten Niederlehmer Wasserturm direkt an der »Autobahn der Freiheit«, der nach dem Vorbild des Istanbuler Galataturms aus Kalksandstein errichtet wurde, waren wir gespannt darauf, wie sich uns das ehemalige Wasserschloss Lieberose und sein Park präsentieren würden.
Schloss Lieberose bot uns den Anblick eines verfallenden Schlosses im Dornröschenschlaf.
Erbaut wurde Schloss Lieberose in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts als Wasserburg. Nach einem großen Stadtbrand im Jahr 1657 wurde es mittels Eichenpfählen auf modrigem Grund wieder aufgebaut.
Um 1750 wurde durch Georg Anton von der Schulenburg, königlich-preußischer Ober-Jägermeister und Geheimer Staatsminister, der in den Reichsgrafenstand erhoben worden war, das Schloss einheitlich dreigeschossig zu einer Vierflügelanlage ausgebaut und mit barocken Fassaden versehen. Damit wurde Platz geschaffen für den gesamten Hofstaat des sächsischen Kurfürsten, der auf seinen Reisen häufig Quartier in Lieberose bezog. Das folgende historische Foto soll zeigen, wie imposant Schloss Lieberose als eines der größten Barockschlösser Deutschlands Mitte des 19. Jahrhunderts ausgesehen hat.
unten: Wappen von Lieberose | gemeinfreies Bild
Das blaue Wappen der Stadt Lieberose, das offiziell am 15. Februar 1993 verliehen wurde, zeigt eine rote Rose im Schildfuß, ein silbernes Sensenblatt und zwei schwebende silberne Zinnentürme ohne Tore. Die Türme weisen wahrscheinlich auf den befestigten Charakter der Stadt hin. Das Wappen geht zurück auf das älteste bekannte Siegel der Stadt aus dem Jahr 1553, welches zwei Türme zeigt mit einem kleinen unklaren Symbol dazwischen, wahrscheinlich einer Rose.
In der heraldischen Symbolik ist die Rose die Blume der Liebe, der Lebensfreude und des Glücks. Für blühende Rosen im Schlosspark war es natürlich noch viel zu früh, doch uns lachte das Herz, als wir die ersten Frühlingsboten fotografieren durften, die überall im Park blühten. Manche der umliegenden Gärten waren auf andere Weise frühlingshaft bunt geschmückt.
Das Wappen von Lieberose entwickelte sich weiter mit einer stilisierten roten Rose, welche die Blüte einer fünfblättrigen Wildrose bzw. Heckenrose darstellt, und einer Sensenklinge. Die Sensenklinge wurde aus dem Wappen der Herren von Strehla übernommen, welche in der ganzen Region als die Ritter von Strele bekannt wurden. Als eine der ältesten Lausitzer Herrschaften übten sie einflussreiche Ämter aus, u. a. in Storkow und Beeskow, und hatten einen bleibenden Anteil an der Entwicklung der Region. Heute gehört die Burg Beeskow, die ehemalige Wasserburg der Ritter von Strele am Ufer der Spree, gemeinsam mit Burg Storkow und Burg Friedland zum Verbund der Strele-Burgen.
Die Stadt Beeskow liegt idyllisch an der Spree. Die Burg befindet sich direkt neben der Spreebrücke und gleich gegenüber der historische Fischerkietz.
Rund um Beeskow erstrecken sich große Wald- und Wiesengebiete mit vielen kleineren und größeren Seen, die vom 30 Meter hohen Bergfried sicher gut zu sehen sind. In der Burg ist das Kunstarchiv Beeskow untergebracht, in dem sich rund 23.000 Objekte der DDR-Kunst befinden sollen. Das erklärt vielleicht auch den riesigen Steinkopf, der sich nahe der Burg am Ufer der Spree befindet. Vielleicht eine Arbeiterskulptur?
Oder vielleicht doch ein Mahnmal für Zwangsarbeiter? Die heruntergezogenen Mundwinkel verbreiteten keine gute Stimmung. Da ziehen wir ein fröhliches Rüssel hoch! vor, wie wir es zuvor in Lieberose gesehen hatten. Zu schade, dass diese elefantöse Eisdiele nicht geöffnet hatte!
Auf der Heimfahrt hielten wir ein weiteres Mal an. Ein Ensemble aus Schloss, Park, Wirtschaftsgebäuden, Kirche und Friedhof im Dorf Groß Rietz, etwa fünf Kilometer nordwestlich von Beeskow, hatte schon auf der Fahrt nach Lieberose unsere Aufmerksamkeit erregt.
Das Barockschloss Groß Rietz bot sich uns in seiner vollen Pracht als Fotomotiv dar – ein »rosiges« Schmuckstück. Früher ebenfalls im Bestand der Brandenburgischen Schlössergesellschaft ist Schloss Groß Rietz nun im Privatbesitz des Hamburger Unternehmers Percy Bongers.
Den Eingang zum Schlosspark säumten zwei reich mit Blumenmotiven dekorierte Sandsteinobelisken.
Die mit floralen Ornamenten verzierten Obelisken, insbesondere die schmückenden Rosenblüten, bildeten einen schönen Abschluss unseres Fotoausflugs nach Lieberose und Umgebung. Einen letzten blumigen Frühlingsgruß aus dem Schlosspark nahmen wir auch noch mit nach Hause, um ihn digital an Freunde zu verschenken.
Rechts: Florale Krokusschönheit im Schlosspark Groß Rietz | © Iris Sofie Bayer
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