Elefantöses – Der Elefant, der Walzer tanzt

Tanzender Elefant | © Oliver Bayer

Camille Saint-Saëns wurde am 9. Oktober 1835 in Paris geboren. Bereits mit vier Jahren spielte er Klavier, mit sechs Jahren komponierte er kleinere Musikstücke und mit 11 Jahren trat er in Paris mit seinem ersten öffentlichen Konzert auf. Nach einer reichhaltigen Schaffensperiode gab er mit 86 Jahren seinen letzten Klavierabend und verstarb am 16. Dezember 1921 in Algier. Frankreich ehrte seinen Pianisten, Dirigenten, Organisten, Musikwissenschaftler, Musikpädagogen und Komponisten mit einem Staatsbegräbnis auf dem Pariser Friedhof Montparnasse.

Eines seiner bekanntesten Werke komponierte er 1886 in einem österreichischen Dorf. Das heitere Werk »Le Carnaval des animaux – une grande fantaisie zoologique« (Karneval der Tiere – eine zoologische Fantasie) wurde damals mit ihm selbst als Pianisten bei einem Hauskonzert in Wien uraufgeführt. Es war eine Suite für Kammerorchester mit 14 kurzen Sätzen, die zur Programmmusik zählt, da allerlei Tierrufe durch Instrumente imitiert und Tierbewegungen in Klang umgesetzt werden:

  1. Introduction et Marche royale du Lion (Introduktion und königlicher Marsch des Löwen)
    Andante maestoso, Allegro non troppo, Piu Allegro
  2. Poules et coqs (Hühner und Hähne), Allegro moderato
  3. Hémiones/Animaux veloces (Halbesel oder schnelle Tiere), Presto furioso
  4. Tortues (Schildkröten), Andante maestoso
  5. L’Éléphant (Der Elefant), Allegretto pomposo
  6. Kangourous (Kängurus), Moderato
  7. Aquarium (Das Aquarium), Andantino
  8. Personnages à longues oreilles (Persönlichkeiten mit langen Ohren), Ad libitum
  9. Le coucou au fond des bois (Der Kuckuck in der Tiefe des Waldes), Andante
  10. Volière (Das Vogelhaus), Moderato grazioso
  11. Pianistes (Pianisten), Allegro moderato
  12. Fossiles (Fossilien), Allegro ridicolo
  13. Le Cygne (Der Schwan), Andantino grazioso
  14. Final (Das Finale), Molto allegro

Im fünften Satz »L’Éléphant« (Der Elefant), dem Allegretto pomposo, vertonte Camille Saint-Saëns einen Elefanten, der versucht, einen Walzer zu tanzen. Während ein Klavier die Begleitung im Walzertakt übernimmt, ist es vor allem der Kontrabass, der die schwerfälligen und unbeholfenen Walzerbewegungen des Elefanten herüberbringt. Auch die starke Betonung der ersten Zählzeit durch eine Pause lässt einen sofort an einen großen, schwerfälligen Elefanten denken, der sich mit schweren Füßen und schleppenden Bewegungen an einem Walzer versucht. Die Schwere der Fortbewegung wird allenfalls durch das Schwingen seines Rüssels abgemildert.

Wie könnte auch ein Elefant je wie eine Elfe tanzen? Der Clou an dem Stück ist, dass der französische Komponist mit feiner Ironie zwei musikalische Zitate in dieses Elefantenporträt eingebaut hat: Walzerklänge aus dem Elfentanz »Danse des Sylphes« (Tanz der Sylphen) von Hector Berlioz und aus dem fröhlichen Scherzo von Felix Mendelssohn-Bartholdys »Ein Sommernachtstraum«, der ebenfalls ins Elfenreich entführt. Die eigentlich von Violinen gespielten luftigen Melodien klingen beim Kontrabass schwer und unbeholfen.

Möglicherweise deshalb, weil er andere Komponisten parodierte oder weil er es nicht für passend zu seinem sonstigen ernsthaften Musikstil hielt, verbot Camille Saint-Saëns zu seinen Lebzeiten die öffentliche Aufführung. Deshalb bekamen die Pariser den »Karneval der Tiere« erst nach seinem Tod zu hören, und zwar zur Karnevalszeit am 25. Februar 1922. Bis heute entwickelte sich das Stück zu einem weltweiten Musikklassiker – mitsamt der heiteren Sequenz, in der lautmalerisch ein Elefant im Walzertakt tanzt.

Die etwa 20 Minuten dauernde Komposition wurde vielfach verarbeitet. Der 13. Satz »Le Cygne« (Der Schwan) wurde beispielsweise berühmt als Musik für das ausdrucksvolle Tanz-Solo »Der sterbende Schwan« des Choreografen Michel Fokine. Die Primaballerina Anna Pawlowa tanzte es erstmals 1905 im Mariinski-Theater in St. Petersburg. Es gibt auch einige literarische Verarbeitungen vom »Karneval der Tiere«, wie beispielsweise des deutschen Humoristen Loriot, der dazu 1975 einen humorvollen Erzähltext verfasste.

Wenn du jetzt neugierig geworden bist und hören willst, wie ein Elefant Walzer tanzt, dann hör doch mal rein (Elefant bei Position 05:55, Schwan bei 17:45):

Camille Saint-Saëns / CC BY-SA

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