Fotoausflug – Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen
Als wir die gute Nachricht lasen, dass die Tierparks in Brandenburg wieder öffnen durften, freuten wir uns und nutzten die Gunst der Stunde für einen Fotoausflug. Wir nahmen die »Autobahn der Freiheit«, die Berlin mit Frankfurt/Oder und Polen verbindet und an die Überwindung des Eisernen Vorhangs zwischen West und Ost erinnern soll.
Die brandenburgische Stadt Frankfurt liegt direkt am Ufer der Oder, der deutschen Staatsgrenze zu Polen. Es ist die Geburtsstadt des deutschen Dramatikers und Lyrikers Heinrich von Kleist, der gesagt haben soll: »Einen Lehrer gibt es, wenn wir ihn verstehen; es ist die Natur.« Ruhig und abgelegen auf der anderen Seite der Stadt, dort, wo der Stadtwald beginnt, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, befindet sich auf einem ehemaligen Schießplatzgelände ein kleiner Wildpark.
Das erinnerte uns doch gleich an das Kinderlied »Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, sonst wird dich der Jäger holen, mit dem Schießgewehr.« So ein Foto von einem schönen Rotfuchs wollten wir schon gern mit unserer Kamera schießen, doch die ersten Tiere, auf die wir im Tierpark stießen, waren Gänse am Teich. Die hatten es gut, die konnten sich abkühlen, während wir bei strahlendem Sonnenschein bereits ins Schwitzen kamen. Kein Wunder, dass der Fuchs, den wir ein wenig später aufsuchten, bei der Hitze so dösig war, dass er kaum die Augen aufbrachte.
Wir hatten unterdessen Spaß mit einem Zylinderspiegel, der uns im Handumdrehen wie superschlanke Models aussehen ließ. Als wir um die nächste Ecke bogen, sahen wir gerade noch einen geringelten Schwanz in einem Holzverschlag verschwinden. Waren wir zu spät gekommen oder würde das Pelztier wieder auftauchen? Der Vorhang wurde zur Seite geschoben und das maskenartige Gesicht eines Waschbären lugte hervor. Ursprünglich in Nordamerika verbreitet, sind die Waschbären vor etwa 100 Jahren mit Pelzhändlern nach Europa gekommen. Einige rissen aus den Zuchtfarmen aus und vermehrten sich schnell in europäischen Wäldern.
Was für ein putziges Kerlchen, dieser Kleinbär! Mit seinen Kletterkünsten und seinem Spieltrieb brachte er uns zum Schmunzeln und natürlich machten unsere Kameras dabei klick-klick-klick.
Dann ging er auf Nahrungssuche. Waschbären fressen alles, was ihnen in die Finger kommt. Oft finden sie ihre Nahrung im Wasser. Wenn sie diese mit ihren Pfoten von allen Seiten betasten, bis sie sicher sind, dass sie fressbar ist, sieht es so aus, als ob sie die Nahrung waschen – daher der Name Waschbär.
Eine Amsel näherte sich vorsichtig dem Futternapf des Waschbären. Blitzschnell und tropfnass war der Waschbär an seinem Futternapf. Drollig, wie er seine Futterrechte fauchend verteidigte.
Etwas später bekommen wir Buchfinken vor die Linse, sowohl das Weibchen als auch das farbenprächtige Männchen. Die Vögel wissen anscheinend, dass sie hier im Tierpark so einige Leckerbissen stibiezen können.
An einem schattigen Platz picknickten wir gemütlich, bevor es auf dem Rundweg weitergehen sollte zu den Präriehunden. Ob das wohl auch so eine Art Wildhund war wie der Fuchs, der tatsächlich mal kurz die Augen aufmachte?
Es gefiel uns, und ganz besonders natürlich den Kindern, dass sich einige Tierarten frei im Wildpark bewegen durften. Das Dam- und Rotwild sowie einige Hängebauchschweine liefen frei im ganzen Wildpark herum und waren schon daran gewöhnt, von den Besuchern zusätzlich Futter zu erhalten.
Neben Zwergziegen, Zwergeseln, Shetland-Ponys und Schafen machten auch noch kleinere Tiere wie Kaninchen und Meerschweinchen den Streichelzoo komplett. Sogar eine kleine Imkerei und Wildparkschule gab es, wo Kinder bestimmt viel Interessantes über die Tiere lernen können.
Auch wir lernten etwas Neues. Als wir ein zweites Mal bei den Lamas angelangt waren, von denen eines wegen seines hervorstehenden Gebisses besonders lustig dreinblickte, fragten wir uns, wie wir auf diesem kleinen Areal die nordamerikanischen Präriehunde hatten übersehen können.
Als wir nämlich auf ein kleines Schild mit einem Foto der Präriehunde aufmerksam wurden, fiel es uns wie Schuppen von den Augen – natürlich, mit Hunden hatten diese kleinen Nagetiere überhaupt nichts zu tun! Sie sind eine nordamerikanische Gattung der Erdhörnchen. Doch weil sie bellen können – eigentlich hatte es sich in unseren Ohren mehr wie ein Quietschen angehört – wurden sie von kanadischen Trappern Präriehunde genannt.
Wären sie nicht halb so groß und viel schlanker, hätte man sie für Murmeltiere halten können, die ja auch Warnlaute ausstoßen, wenn Gefahr droht, damit die Großfamilie schnell im Bau verschwinden kann. Doch diese tagaktiven, kleinen Präriehunde leben in den Prärien, den weiten Gras- und Steppenlandschaften Nordamerikas, wo sie unterirdische Erdhöhlen und lange Gänge anlegen.
Unterirdische Gänge anlegen – das tun sie offensichtlich auch hier im Tierpark – über ihr ursprüngliches Gehege hinaus. Das ganze Areal sieht aus wie eine Kraterlandschaft auf dem Mond, nur dass hier immer wieder eines der putzigen Tierchen den Kopf herausstreckt und mit seinen kurzen Beinchen schnell zum nächsten Loch trippelt. Auch im Tierpark Berlin haben die Präriehunde offensichtlich fleißig gegraben und sich schon einmal bis zu den Elefanten durchgebuddelt, denen sie dann zwischen den Füßen herumliefen. Na, das hätten wir gern gesehen!
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