Buchvorstellung – »Die bittere Wahrheit über Zucker«

Cover fürs Buch »Die bittere Wahrheit über Zucker«

Professor Dr. Robert H. Lustig ist auf die Betreuung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert. Sein Fachbereich ist die Neuroendokrinologie, die sich mit dem Zusammenhang von Hormonsystem und Nervensystem befasst. Als Vorstand der EatREAL-Organisation engagiert er sich zudem für die Eindämmung von Fettleibigkeit und Diabetes-Typ 2 bei Kindern. Sein 384-seitiges Sachbuch »Die bittere Wahrheit über Zucker – Wie Übergewicht, Diabetes und andere chronische Krankheiten entstehen und wie wir sie besiegen können«, riva Verlag München 2016, war sowohl in den USA als auch in Deutschland ein großer Erfolg.

Was ist die bittere Wahrheit über Zucker?
Zucker ist gefährlicher als seine Kalorien. Zucker ist giftig, macht abhängig und krank – ist aber gleichzeitig allgegenwärtig genauso wie Weizenmehl.

Schon in der Einleitung weist Dr. Lustig darauf hin: »Zucker tötet uns … langsam.« Er bezeichnet vor allem Fruktose als chronisches, dosisabhängiges Gift, das chronische Krankheiten fördert, zu denen er auch die Fettleibigkeit zählt, und inzwischen gäbe es mehr fettleibige als unterernährte Menschen auf unserem Planeten. Selbst bei Menschen, die nicht übergewichtig seien, könne zu viel Zucker schwere Krankheiten verursachen. Als besonders bitter empfindet der Autor dabei, dass die Lebensmittelindustrie praktisch jedes industriell verarbeitetes Nahrungsmittel mit verstecktem Zucker anreichert und sich die Politik dabei mitschuldig macht. Zuckerfrei zu leben scheine geradezu unmöglich. Schon in jungen Jahren würden wir angefixt, und nach Jahren der fortdauernden Nutzung sei es schwer, diese Gewohnheit abzulegen, denn Zucker wirke unmittelbar auf das Belohnungszentrum unseres Gehirns. Die Prognose von Dr. Lustig:

»Ich denke, wir müssen erst alle richtig krank werden und keine anderen Optionen mehr haben. Wir müssen erst am Tiefpunkt ankommen. Dann ist es Zeit für eine Entziehungskur der Gesellschaft. Diesen Punkt haben wir bald erreicht.«

Wegnehmen, was Freude bereitet?
Besonders gut haben mir die eingestreuten Erfahrungsberichte gefallen. Meist sind sie positiv, doch es gibt auch andere, beispielsweise sein Gespräch mit dem Stadtrat von Memphis im US-Bundesstaat Tennessee. Nachdem der epidemische Anstieg der Fettleibigkeit in Zusammenhang mit der Entwicklung der ärmsten Stadtviertel zur »Nahrungswüste« gebracht worden war, antwortete einer der Stadträte auf die Frage, ob es möglich sei, die Zulassung für Fastfoodeinrichtungen zu beschränken: »Sie wollen diesen Menschen das Einzige wegnehmen, was ihnen Freude bereitet?«

Dr. Lustig gibt zu, dass er auf diese Frage damals keine Antwort hatte, und sich nicht sicher ist, ob er heute eine hat: »Wenn das Ziel kurzzeitiges Vergnügen ist, hat der Stadtrat Recht. Wenn es das Ziel der Unternehmen ist, Geld zu machen, hat er auch Recht. Doch wenn die Ziele Gesundheit heißen, Zufriedenheit, medizinische, wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit sowie ein allgemeiner Nutzen für die Gesellschaft, dann ist es genau seine Denkweise, die uns von der Erreichung dieser Ziele abhält.«

Dr. Lustig beschreibt meiner Ansicht nach ziemlich ausschweifend, teilweise provokant, durchaus fesselnd, warum chronische Krankheiten wie Diabetes auf dem Vormarsch sind. Der Bösewicht in seiner Geschichte: Zucker. Die böse Hexe: Fruktose. Sie rege wie Alkohol zu einem übermäßigen und fortgesetzten Konsum an, indem sie dem Gehirn vorgaukle, mehr zu benötigen. Ich stimme ihm zu, dass wir unsere Kalorien lieber essen als trinken sollten, was besonders auf Obst zutrifft.

Empfohlene Änderungen des Lebensstils bei Adipositas
Nach Dr. Lustig ist Adipositas auf Funktionsstörungen drei verschiedener Organsysteme zurückzuführen: Gehirn, Fettgewebe und Hormonsystem.

Das Gehirn ist verantwortlich für Probleme in Bezug auf
Hunger (Fehlfunktion des Hypothalamus –> Peptid YY steigern durch mehr Ballaststoffe, die dafür sorgen, dass sich die Nahrung schneller durch den Darm bewegt und damit die Sättigung beschleunigt),
Sucht (Fehlfunktion des Nucleus accumbens –> Entzug durch Fasten)
oder Stress (Fehlfunktion der Amygdala –> Cortisolspiegel durch Bewegung senken).

Sowohl Alkohol als auch Zucker und Transfette vermehren das hormonaktive Bauchfett und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich Krankheiten entwickeln. Der Unterschied zwischen der alkoholischen Fettleber und der nichtalkoholischen Fettleber liegt lediglich in der Bezeichnung ‐ die negativen Auswirkungen auf den Körper sind dieselben.

Um die hormonelle Fehlfunktion umzukehren, empfiehlt Dr. Lustig den Spiegel bestimmter Hormone zu senken:
Insulinspiegel senken –> weniger raffinierte Kohlenhydrate und mehr Ballaststoffe zu sich nehmen, um das Körperfett zu reduzieren und die Leptinresistenz zu verbessern
Ghrelinspiegel senken –> um das Hungergefühl einzudämmen, mehr schlafen, vier Stunden vor dem Schlafengehen keine Mahlzeit mehr einnehmen, erste Mahlzeit des Tages sollte eiweißreich sein
Cortisolspiegel senken –> um die Stress- und Hungerwahrnehmung zu reduzieren und die Ablagerung von Energie als Bauchfett einzudämmen, viel bewegen, was gleichzeitig die Insulinsensitivität verbessert

Kalorie ist NICHT gleich Kalorie
Wenn ein Zuckermolekül (Glukose) in die Blutbahn kommt, hat es eins von drei Schicksalen:
Es kann verbrannt werden (durch Bewegung),
es kann als Fett eingelagert werden (durch Insulin)
oder es kann über den Urin ausgeschieden werden (was schlussendlich die Nieren zerstört –> Diabetes!).

Dr. Lustig kommentiert:
»Eine verbrannte Kalorie ist eine verbrannte Kalorie, doch eine verzehrte Kalorie ist nicht eine verzehrte Kalorie. Und darin liegt der Schlüssel zum Verständnis der Adipositaspandemie. Die Qualität unserer Nahrung legt die Quantität fest. Und sie bestimmt über unsere Energie, sie zu verbrennen.«

Auch ich würde mich als Qualitarierin bezeichnen. Ganz auf Süßes verzichte ich dabei nicht, denn für mich gilt die Devise: Die Dosis macht das Gift.

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