Fotoausflug – Neowise

Die meiste Zeit am frostigen Rand unseres Sonnensystems unterwegs, wagte sich Komet Neowise – er mag den sperrigen wissenschaftlichen Namen »C/2020 F3« nicht so sehr – auf seiner Bahn um die Sonne dieses Jahr auch in die »Nähe« unseres Heimatplaneten Erde. Okay, die minimal 100 Millionen Kilometer Abstand klingen erst einmal nicht so wirklich nah für unsereins, die wir auf einer (Fast)-Kugel mit gerade mal so 12.700 Kilometern Durchmesser wohnen, aber in kosmischen Maßstäben ist das ein Klacks.

Forscher schätzen den Durchmesser von Neowise auf nur 5 Kilometer. Wie kann es da sein, dass wir den Winzling bei so einer Entfernung trotzdem am Nachthimmel wahrnehmen können? Eine Erbse sehen wir schließlich auch nicht aus 200 Kilometer Distanz.

Zunächst einmal besteht ein Komet im Wesentlichen aus Eis, Staub und Gesteinsbrocken und kommt bei Annäherung an die Sonne gehörig ins Schwitzen. Das Eis verdampft beinahe schon explosionsartig und schleudert dabei eine Unmenge an feinstem Staub mit. Dieses Gas-und-Staub-Gemisch, auch Koma genannt, legt sich wie eine Wolkenschicht mit einem Durchmesser von bis zu 100.000 Kilometern und mehr um einen Kometen.

Ab einer Entfernung Komet zu Sonne von ca. 2 astronomischen Einheiten (1 AE = mittlerer Abstand zwischen Erde und Sonne = ca. 150 Millionen Kilometer) pustet der Strahlungsdruck unseres heißen Zentralgestirns das Koma auf die der Sonne abgewandte Seite des Kometen. So entsteht ein riesiger Schweif von bis zu 100 Millionen Kilometer Länge, dessen feine Partikel das Sonnenlicht reflektieren und uns so in den Genuss kommen lassen, an diesem Himmelsspektakel auch mal mit bloßem Auge teilnehmen zu können.

Im Falle des im März 2020 entdeckten Neowise, eigentlich ja der Name eines Nasa-Projektes zur Entdeckung erdnaher Objekte, ist der Schweif »nur« geschätzte 16 Millionen Kilometer lang.

Wer C/2020 F3 diesmal verpasst hat – nur bis Ende Juli 2020 konnte man ihn bei günstigen Licht- und Wetterverhältnissen mit bloßem Auge am Nachthimmel erspähen – der muss zum Glück nicht die knapp 7.000 Jahre bis zur nächsten Erdpassage warten, denn Neowise war ein Fotostar! Auch ich konnte nicht widerstehen und habe mir eines Nachts im Juli Kamera und Stativ geschnappt und bin kurz nach der Geisterstunde losgezogen.

Nein, keine Angst, Kometen galten zwar früher oft als Unheilsboten, die Kriege oder sogar den Weltuntergang ankündigten, heutzutage denken die allermeisten da zum Glück rationaler – außer dass mich ein Radfahrer ohne Licht samt Kamera und Stativ auf dem stockdunklen Feldweg fast umgefahren hätte, ist nichts weiter passiert!

Auf alle Fälle schaffte ich es, noch einen kurzen Zeitraffer zu drehen, um darzustellen, wie sich der Komet am Nachthimmel bewegte.

Zeitraffer Neowise am Nachthimmel in Potsdam | © Oliver Bayer

Als kleinen Bonus konnte ich sogar eine Sternschnuppe per Zeitraffer einfangen. Was ich mir dabei gewünscht habe? Psst, das darf ich euch doch nicht verraten, sonst geht es nicht in Erfüllung!

Zeitraffer Sternschnuppe am Nachthimmel in Potsdam | © Oliver Bayer

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