Elefantöses – Afrikas Elefantenärztin

Warum hat Dr. Audrey Delsink den Spitznamen »Afrikas Elefantenärztin« bekommen?
»Sie sind extrem eng miteinander verbunden, haben eine matriarchalische Familienstruktur und verfügen über ausgeprägte kognitive Fähigkeiten. Durch diese Beobachtungen begann meine Leidenschaft und mein Lebenswerk mit Elefanten.«

So erzählte Delsink in einem Interview mit Vitalio Angula des Herald LIVE im März 2022. Sie leistet nicht nur Pionierarbeit zum Schutz der Elefanten in den Savannen und Wäldern Afrikas, sondern nutzt auch eine Art Anti-Elefantenbaby-Pille, um Elefantenherden das Dezimieren durch Abschuss zu ersparen. Keulung heißt diese gezielte massenhafte Tötung von Wildtieren, in Südafrika bis 1995 die gängige Praxis, wenn Elefantenherden zu groß wurden.

»Es hat mich absolut schockiert, dass die schnellste Lösung für Menschen darin bestand, zu tödlichen Maßnahmen zu greifen«, erklärte Delsink.

Zu viele Elefanten?
Es ist bekannt, dass Afrikanischen Elefanten wegen der ungebremsten Wilderei – täglich werden wegen des Elfenbeins etwa 100 Elefanten von Wilderern erschossen – die Ausrottung droht.

»Die afrikanischen Savannenelefanten sind in den letzten drei Generationen um 50 Prozent zurückgegangen, ihre Populationsentwicklung ist rückläufig und wahrscheinlich unumkehrbar, und sie wurden kürzlich als gefährdet eingestuft. Bei der derzeitigen Entwicklung und angesichts der unzähligen Bedrohungen, denen die Elefanten ausgesetzt sind, ist das Aussterben der Elefanten in den nächsten hundert Jahren wahrscheinlich unvermeidlich“, fährt Audrey Delsink fort, die in einem privaten Wildreservat Elefanten studierte. Wissenschaftler sagen sogar voraus, dass es bis zum Jahr 2030 keine Elefanten mehr in freier Wildbahn geben könnte, wenn dieser Trend anhält.

Doch dies gilt nicht für Nationalparks, wo die Elefanten geschützt und mit künstlichen Wasserstellen versorgt werden. Nehmen wir als Beispiel (siehe Titelfoto) den Amboseli-Nationalpark am Fuße des Kilimandscharo, ein ziemlich abgeschlossenes Territorium, in dem die Population von etwa 600 Tieren zu Beginn der 1970er auf etwa 1.800 Tiere im Jahr 2023 angewachsen ist. Hier wurde kaum gewildert, unter anderem deshalb, weil durch die ständige Präsenz der Forscher des Amboseli Elephant Research Project und der dort ansässigen Massais die organisierten Wildererbanden von Raubzügen im Reservat abgehalten werden.

Doch es kann zum Problem werden, wenn eine steigende Zahl Elefanten in einem begrenzten Lebensraum Bäume und Sträucher entwurzelt, kahl frisst und dadurch der Lebensraum anderer Tiere und Pflanzen vernichtet.

Populationskontrolle durch Verhütung
Zunächst testete man ein Verhütungsmittel für Elefantenkühe, das eine ähnliche Wirkung wie die menschliche Anti-Baby-Pille hatte – eine Alternative zum Abschussprogramm, dem alljährlich im Kruger-Nationalpark rund 400 Elefanten zum Opfer fielen. Doch die hormonell behandelten Kühe wurden daraufhin von den Bullen nicht in Ruhe gelassen.

In ihrer Funktion als Wildlife Director von Humane Society International-Africa setzt Dr. Audrey Delsink nun eine Substanz ein, die anders als Hormone wirkt, und ursprünglich zur Populationskontrolle von Wildpferden und Weißwedelhirschen eingesetzt wurde. Der Elefantenimpfstoff, so Delsink, wird mit einem zweiteiligen Abwurfpfeil per Hubschrauber verabreicht, der nicht nur den eigentlichen Impfstoff enthält, sondern auch eine Markierungssubstanz am Tier anbringt.

Bei der neuartigen Immunokontrazeption handelt es sich um eine nicht-hormonelle Form der Empfängnisverhütung, bei der das Immunsystem der Tiere Antikörper gegen die Proteine im Impfstoff produziert, die sich spezifisch an die Spermienrezeptorstelle in der Eizelle des Weibchens anlagern und so die Befruchtung durch die Spermien verhindern. Durch diese humane, nicht-tödliche und reversible Populationskontrolle in unterschiedlichen Schutzgebieten und Landschaften sinkt die Empfängnisrate um etwa 70 Prozent.

Präventive Konfliktminderung
Dr. Audrey Delsink, die nach Abschluss ihrer Doktorarbeit über präventive Konfliktminderung zwischen Menschen und Elefanten als Wildhüterin im Manyeleti-Wildreservat südlich des Kruger-Nationalparks in Südafrika arbeitete, kam zu dem Schluss, dass viele der heutigen Konflikte auf den Verlust des Lebensraums der Elefanten zurückzuführen sind – laut Delsink etwa 60 Prozent ihres historischen Verbreitungsgebiets in der Savanne. Da ihr Gebiet weiter schrumpfe, würden Elefanten zunehmend in engeren Kontakt mit den Menschen gezwungen, was zu häufigen und schweren Konflikten um Raum und Ressourcen führe – nach wie vor ein wichtiges Naturschutzproblem, an dessen Lösung Delsink arbeitet:

»Mein Team und ich sind bereit, mit den Behörden auf dem Kontinent zusammenzuarbeiten, um Programme zur Entschärfung dieser Herausforderungen zu entwickeln.« Die Immunokontrazeption sei eine Möglichkeit, um Konflikte zwischen Menschen und Elefanten zu verringern, da sie die Wachstumsraten der Elefanten reduziere, was sie in ihrem noch bestehenden Lebensraum halte.

Gibt es noch andere Lösungsmöglichkeiten?
Viele weitere Naturschützer begrüßen die Unfruchtbarkeitsimpfung als humane Alternative zum sogenannten Culling (Erschießen). Die Methode eignet sich allerdings nur für kleinere Reservate bis etwa 1.000 Elefanten, da sie sehr aufwendig und kostenintensiv ist. Im Kruger-Nationalpark mit aktuell etwa 17.000 Elefanten hat man in den vergangenen Jahren die Hälfte der Wasserlöcher trockengelegt, worauf sich die Elefantenpopulation aufgrund der natürlichen Geburtenkontrolle – Wanderungen wirken im Gegensatz zu permanenter Wasserzufuhr als natürlicher Auslesemechanismus – stabilisiert hat.

Elefantenexperten wie Rudi van Aarde setzen sich für sogenannte Megaparks über Ländergrenzen hinweg ein, die Elefanten langfristig vor einer wachsenden großen Bedrohung retten sollen: dem Verlust ihres Lebensraums.

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