Elefantöses – Elefanten halten den Rekord der Wenigschläfer

Das große Buch vom Schlaf zeigt, warum eine gute Mütze Schlaf für uns Menschen so enorm wichtig ist. Darin hieß es interessanterweise auch: »Elefanten brauchen nur halb so viel Schlaf wie Menschen, ihnen reichen vier Stunden Schlaf täglich.« Das ist die ungefähre Schlafdauer von Zooelefanten, Pferden und Kühen. In der freien Natur sieht das anders aus.
Im Guinness-Buch der Rekorde hieß es 2017, dass der Elefant mit zwei Stunden Schlaf pro Tag das Säugetier ist, das am wenigstens schläft. Der Eintrag geschah aufgrund einer Feldstudie von Forschungsprofessor Paul Manger und Kollegen von der südafrikanischen University of Witwatersrand zum Schlafverhalten von frei lebenden Elefanten. Die beiden in dieser Studie im Chobe-Nationalpark in Botswana beobachteten Elefantenkühe schliefen die zwei Stunden über den Tag verteilt in vier bis fünf Etappen. Nicht so bei Jungtieren: Je kleiner das Elefantenjunge, desto weniger lässt es sich beim Schlummern von äußeren Einflüssen stören.
Wie auf dem Titelbild zu erkennen ist, sind Elefantenkälber in einer Herde gewöhnlich die ersten Tiere, die sich zur Ruhe legen und oftmals mehrere Stunden am Stück schlafen. Bei der obigen Elefantenfamilie im Amboseli-Nationalpark in Kenia konnten wir beobachten, dass die erwachsenen Elefanten im Schatten des Palmendickichts rücksichtsvoll warteten, bis die Jungtiere aufgewacht waren, bevor sie gemeinsam weiterzogen. Afrikanische Waldelefanten ebenso wie Savannenelefanten legen gern über den Mittag eine kürzere Ruhepause ein und schlafen nochmals nach Mitternacht.
Wie schlafen Tiere? Erkennt ihr die folgenden Tiere an ihrem Schlafverhalten?
Tier 1
Vor der Ruhephase sondert es eine Schleimhülle ab, in die er sich dann einhüllt und versteckt.
Tier 2
In den Stunden vor Sonnenuntergang lässt es sich typischerweise auf einem Ast nieder, rollt seinen Schwanz wie eine Uhrenfeder ein, bleibt bewegungslos, obwohl sich die Augen unabhängig voneinander weiterhin bewegen. In diesem Vor-Schlafstadium nimmt es keine Notiz von Insekten, die auf seinem Körper landen. Kurz nach Sonnenuntergang schließen sich die ringförmigen Augenlider, die Augäpfel ziehen sich in die Augenhöhlen zurück und das Tier schläft die ganze Nacht über in dieser Stellung.
Tier 3
Während einer Schlafepisode, die normalerweise 30 bis 60 Minuten dauert, weist nur die eine Hirnhälfte ein typisches Schlaf-EEG auf, während die andere ein Wach-EEG anzeigt. Danach vertauschen beide Hälften ihre Rollen. Der Schlaf erfasst bei diesem Tier nie das gesamte Gehirn.
Tier 4
Mit 22 Stunden pro Tag schläft dieses Tier am längsten von allen Tieren. In den beiden Wachstunden frisst es schwerverdauliche Blätter.
Tier 5
Vor dem Schlafengehen scharrt das Tier den Boden auf und beginnt sich dann kreisend einmal in die eine, dann in die andere Richtung zu drehen, wobei die Schnauze beinahe die Schwanzspitze berührt. Durch dieses Schlafritual wird eine Liegemulde zurechtgetreten. Dann setzt sich das Tier, schlägt den Schwanz bogenförmig nach vorn ein und legt sich nieder. Nun wird die Schnauze noch kurz angehoben, dann gesenkt und unter den Schwanz geschoben.
Tier 6
Dieses Tier schnarcht, und zwar laut und auf besonders vielfältige Weise, insbesondere die männlichen Tiere. Meistens steht das Tier, wenn es schläft. Nur etwa eine Stunde pro Nacht liegt es ausgestreckt am Boden.
Richtig geraten, das sechste Tier, die Schnarchnase, ist ein Elefant. Das erste Tier ist ein Papageienfisch, als zweites Tier wurde ein Chamäleon beschrieben, bei dem dritten Tierschlaf handelt es sich um den Halbhirnschlaf eines Delfins, der absolute Langschläfer im Tierreich an vierter Stelle ist ein Koala und die fünfte Schlafposition ist die eines Fuchses.
Der Übergang vom Wachzustand in den Schlaf ist bei vielen Tieren ausgesprochen fließend. Huftiere wie Pferde, Kühe und Schafe verbringen viel Zeit im Zustand des Dösens, der gewöhnlich nicht dem eigentlichen Schlaf zugeordnet wird. Auch Elefanten fallen öfter in einen Zustand, in dem sie eher dösen als tief schlafen. In solchen Ruhephasen stehen sie aufrecht mit geschlossenen Augen da und der Rüssel ruht hängend auf dem Boden.
Woran erkennt man, dass Elefanten schlafen?
Forscher aus Südafrika hat interessiert, wie lange pro Tag bei Elefanten der Rüssel stillsteht – mit überraschendem Ergebnis: Die afrikanischen Savannen-Elefanten, denen ActiWatches subkutan in den Rüssel implantiert wurden, die das Schlaf-Wach-Verhalten und die Aktivität der Tiere erfassten, schliefen mit etwa zwei Stunden kürzer als jedes andere bisher überprüfte Säugetier, womit sie sich als Rekordhalter an der Spitze der Kurzschläfer setzten. Wenn die Aktigraphen für die Tierforschung anzeigten, dass ihre Rüssel mehr als fünf Minuten inaktiv waren, schlossen die Forscher daraus, dass die Elefanten schliefen.
[Gravett N, Bhagwandin A, Sutcliffe R, Landen K et al. (2017) Inactivity/sleep in two wild free-roaming African elephant matriarchs – Does large body size make elephants the shortest mammalian sleepers? PLOS ONE 12(3): e0171903. doi.org/10.1371/journal.pone.0171903]
Warum schlafen Zooelefanten länger?
Elefanten in Gefangenschaft müssen nicht vor Löwen oder Wilderern auf der Hut sein. Auch müssen sie sich nicht auf die Suche nach Nahrung und Wasser begeben, da es ihnen stets zur Verfügung steht. Deshalb können sie sich besser entspannen und daher auch mehr schlafen. Wegen des größeren Sicherheitsgefühls schlafen sie etwa drei bis fünf Stunden pro Tag.
Da Elefanten so groß und gleichzeitig schlechte Futterverwerter sind, müssen Elefanten an einem einzigen Tag etwa 100 bis 200 Kilogramm Gras, Blätter, Rinden, Wurzeln und Früchte fressen, womit wilde Elefanten fast 20 Stunden täglich beschäftigt sind. Dazu kommen tägliche Wanderungen zu einer Wasserstelle. Dies bedeutet, dass sie auch zur Nachtzeit mit Nahrungsaufnahme beschäftigt sind. Interessanterweise haben Elefanten eine reflektierende Schicht am Hintergrund des Auges, die bei Dämmerung jedes verfügbare Restlicht verstärkt, was ihnen das Sehen bei wenig Licht erleichtert. Übrigens, die präferierten Schlafenszeiten liegen bei Elefanten zwischen zwei Uhr nachts und sechs Uhr morgens.
Brauchen Elefanten ein Kopfkissen?
Da Elefanten bevorzugt im Stehen schlafen, mutet dieses Frage seltsam an, zumal sich manche sogar nur alle zwei bis drei Tage zum Schlafen hinlegen, und das nur für kurze Zeit. Bei Gefahr durch Raubtiere oder bei Störungen durch brünstige Elefantenbullen halten Elefanten sogar bis zu 46 Stunden komplett ohne Schlaf durch.
Es wird angenommen, dass das hohe Eigengewicht eine liegende Schlafposition unbequem macht. In der Seitenlage wirkt ein hoher Druck unter anderem auf Becken- und Wangenknochen. Beim Liegen auf dem Bauch würde das tonnenschwere Gewicht eines Elefanten die Wölbung des Brustkorbs, und damit die Atmung, behindern.
Um das Schlafen im Liegen etwas bequemer zu machen, schichten Elefanten daher kleine Hügel aus Savannenerde auf, um sich daraus ein »Kopfkissen« zu machen. Auch im Zoo werden dazu Einstreu, Sand oder andere Materialen benutzt; für Stoßzahnträger ist dies essenziell.
Träumen Elefanten?
Nur selten, sagen Elefantenforscher. Träumen findet zumeist im sogenannten REM-Schlaf statt, der beim Menschen fast ein Viertel der gesamten Schlafzeit ausmacht. Da Elefanten sehr wenig schlafen und davon nur einen geringen Anteil in der liegenden Schlafposition, fallen Elefanten nur selten in eine REM-Schlafphase. Vermutlich träumen sie nur alle paar Tage, denn Beobachtungen zeigten, dass Elefanten für mehrere Tage keinen REM-Schlaf hatten.
Doch gilt für Mensch und Tier gleichermaßen, dass sich im frühen Lebensalter ein sehr hoher REM-Schlafanteil zeigt, der im Lauf der Entwicklung abnimmt. Auch zeigt sich, je kürzer die Schlafdauer, desto länger der Schlafzyklus, der aus Einschlafphase, stabiler Phase, Tiefschlaf und REM-Schlaf besteht und sich innerhalb einer Schlafperiode mehrmals wiederholt: nur 30 Minuten bei einer Katze, die doppelt so lange schläft wie ein Mensch, 90 Minuten beim Menschen und 120 Minuten dauert ein Schlafzyklus beim Elefanten, dem Rekordhalter des Wenigschlafens unter den Säugetieren.
Deswegen heißt es sprichwörtlich nicht, ich habe geschlafen wie ein Elefant, sondern wie ein Bär, Baby oder Murmeltier 😉
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