Elefantöses – Hören Elefanten besser als Menschen?

Afrikanische Elefanten in der Serengeti, Tansania
Afrikanische Elefanten in der Serengeti, Tansania | © Oliver Bayer

Im oberen Hörbereich (bis 20.000 Hertz) liegen Elefant und Mensch gleichauf, bei den tiefen Frequenzen (Infraschallbereich unter 16 Hertz) sieht es anders aus, wie ich in meinem Beitrag über Elefantenohren berichtet habe.

Tiere, die im ULTRASCHALLBEREICH viel besser hören können als der Mensch

Fledermäuse gehören zu den Tieren, die viel besser hören können als der Mensch. Sie geben Ultraschallrufe ab (bis 200.000 Hertz) und nehmen mit ihrem feinen Gehör höhere Frequenzen auch sehr gut wahr, was ihnen bei der nächtlichen Orientierung hilft. Übertroffen wird das Hörvermögen der Fledermäuse von dem der Motten. Sie – beispielsweise die Große Wachsmotte – können im Tierreich die höchsten Töne hören (300.000 Hertz) und so den Angriffen von Fledermäusen meist entkommen. Auch die Hörrinde von Delfinen ist besonders hoch entwickelt, sodass sie ein viel größeres Frequenzspektrum (bis zu 220.000 Hertz) wahrnehmen und Schall schneller verarbeiten können als der Mensch. Ihr Echolot-Ortungssystem funktioniert ähnlich wie bei Fledermäusen.

Wir Menschen vergessen oft, das auch unsere beliebtesten Haustiere ein besseres Gehör haben. Da sie ursprünglich Jäger waren, hören Hunde Schallwellen bis zu 40.000 Hertz und Katzen bis zu 70.000 Hertz. Tierschützer erinnern deshalb daran, dass der Einsatz von für Menschen nicht oder kaum hörbaren Ultraschallgeräten, zum Beispiel um Marder zu vertreiben, auch eine starke Belästigung für die Haustiere darstellt, die sich im Beschallungsbereich aufhalten. Je nach Dauer und Intensität ist das für Hunde und Katzen nicht nur eine unangenehme Beschallung, sondern kann auch Ohrenschmerzen verursachen und das Hörvermögen schädigen.

Ein Leser kommentierte, er interessiere sich dafür, welche Tonfrequenzen Elefanten gegebenfalls auf Distanz halten können. Ein Ultraschallgerät zur Abwehr von Wildtieren wird bei Elefanten nicht funktionieren. Elefanten gehören nicht zu den Tieren, die im oberen Hörbereich besser hören können als der Mensch. Der Ultraschallbereich, der oberhalb 20.000 Hertz beginnt, ist für Elefanten genauso wenig hörbar wie für Menschen.

Eine neuere Studie zeigt, dass Elefanten dann ein Risikovermeidungsverhalten zeigen, wenn sie Geräusche hören, die sie aus Erfahrung als gefährlich einstufen. (–> Studie: Noise matters: Elephants show risk-avoidance behaviour in response to human-generated seismic cues, Beth Mortimer, James A. Walker, David S. Lolchuragi, Michael Reinwald and David Daballen, published: 30 June 2021, Royal Society Journal, https://doi.org/10.1098/rspb.2021.0774)

Diese Studie baute auf Experimenten auf, die zeigten, dass Elefanten rein akustisch auf das Knurren von Großkatzen, das Summen von Bienen, die Warnrufe bekannter Elefanten und auf menschliche Stimmen stark reagieren. Nun wurde untersucht, wie stark Elefanten auf seismische Vibrationen im Infraschallbereich reagieren, und zwar unabhängig davon, ob es Prozesse der natürlichen Umwelt (Donnergrollen) oder Menschen sind, die seismische Schwingungen erzeugen (beispielsweise durch Landnutzungsänderungen wie Bau von Windparks, Straßen und Eisenbahnen).

Dabei stellte sich heraus, dass Elefanten – je nach Einschätzung der Gefahr bzw. des Risikos – ihre Bewegungsdistanz und ihr Wachsamkeitsverhalten als Reaktion auf die wahrgenommenen seismischen Vibrationen erhöhen. Die elefantöse Rückzugsreaktion wird als defensiv angesehen (die Nähe von neu gebauten Straßen oder Eisenbahnlinien wird gemieden) und als das Ergebnis einer Abwägung zwischen den Vorteilen der Reaktion (Risikovermeidung) und den Nachteilen (weniger Zeit für lebenswichtige Aktivitäten wie Fressen).

Bekannte/normale menschliche Aktivitäten, die mit einem geringen Risiko verbunden sind, könnten für gewöhnte Elefanten beispielsweise seismische Signale von Touristenfahrzeugen während des Tages sein, während ungewöhnliche/unbekannte menschliche Aktivitäten größere Fahrzeuge in der Nacht sein könnten, die mit einem höheren Risiko wie Wilderei verbunden sein könnten. Auf jeden Fall zeigten in der Studie die Reaktionen der Elefanten, dass der Bereich der seismischen Wahrnehmung für Elefanten in freier Wildbahn eine größere Vielfalt an Informationen enthält und von größerer Bedeutung ist, als bisher angenommen.

Tiere, die im INFRASCHALLBEREICH viel besser hören können als der Mensch

Im Hörbereich der tiefen Frequenzen, die seismische Vibrationen erzeugen können, sieht es bei Elefanten ganz anders aus. In diesem Hörbereich haben Elefanten tatsächlich ein viel empfindlicheres Gehör als Menschen. Es ist sogar der Großteil der elefantösen Verständigung, die in diesem Infraschallbereich stattfindet. Typisch ist das soziale Grollen von Elefanten, das in einem tiefen Frequenzbereich zwischen 10 bis 200 Hertz liegt, was zum Teil unterhalb der Hörgrenze des Menschen liegt (unter 16 Hertz). Die in ihrer Kehle erzeugten niederfrequenten Infraschalltöne sehr tiefer Frequenz breiten sich gut über große Entfernungen aus. Das Besondere bei Elefanten ist, dass ihre Füße besonders sensibel sind. Viele spezielle Zellen in ihren Fußsohlen lassen sie Infraschalllaute besonders gut wahrnehmen. Ja, Elefanten hören auch mit ihren Füßen!

Auch Giraffen und Blauwale können Schall in einem Teil dieses tiefen Frequenzspektrums wahrnehmen und zur Kommunikation nutzen. Im Wasser haben Infraschallwellen sogar eine besonders hohe Reichweite.

Zu den Tieren mit sehr feinem Gehör gehören auch Tauben. Sie hören niederfrequenten Infraschall ab 0,5 Hertz, sodass sie in der Lage sind, Gewitter, Erdbeben und Vulkanausbrüche früher als Menschen wahrzunehmen. Interessanterweise können auch sie wie Elefanten zusätzlich mit ihren Füßen hören. Sie haben dort ebenfalls Nervenzellen, die wie Sensoren arbeiten und allerfeinste Vibrationen registrieren.

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