Fotoausflug – Entlang der Wesenitz im Liebethaler Grund (Sächsische Schweiz)

Die Wesenitz ist ein rechter Nebenfluss der Elbe, die früher mehr als hundert Mühlen antrieb. Wir wanderten durch den Liebethaler Grund, ein enges, 40 bis 50 Meter tief eingschnittenes Tal der Wesenitz in der Nähe von Liebethal bei Pirna, wo allein über fünfzig Steinbrüche zur Sandsteingewinnung bestanden haben sollen. Bereits ab 1260 sollen beim Bau des Meißner Doms Sandsteine aus dem Liebethaler Grund Verwendung gefunden haben. Vor allem wurde der harte und dichte Sandstein aus dem Liebethaler Grund jedoch zur Herstellung von Mühlsteinen verwendet.

Natürlich hofften wir Vogelarten wie Eisvogel, Gebirgsstelze oder Wasseramsel zu sehen, die Gewässer mit schnell fließenden, klaren und sauberen Wasser bevorzugen. Auch über Zaunkönig, Grasmücken, Laubsänger, Buntspechte oder Eichelhäher hätten wir uns gefreut. Seit Ende der 1920er Jahre sollen auch Bisamratten im Liebethaler Grund heimisch sein. Es ließ sich an diesem Tag jedoch keiner von den Bewohnern des wildromantischen Liebethals mit seinem feuchten, schattigen und kühlen Klima fotografieren.

Doch war es ein sehr erholsamer Fotospaziergang, bei dem wir nachfühlen konnten, warum dieser Wanderweg so vielen Malern, Schriftstellern und Komponisten als Quelle der Inspiration diente.

»Der Mensch auf dem Gipfel ist zugleich der Mensch am Abgrund, der vor ihm liegt.
Der Abgrund aber ist in Nebel gehüllt. Er birgt das Künftige,
das dem Auge des Sterblichen entzogen ist.«

Zitat des sächsischen Kunsthistorikers Prof. Dr. Hans-Joachim Neidhardt (1925-2024)

Der beliebte Wanderweg durch den Liebethaler Grund entlang der Wesenitz und schroffer Felswände, die vom einstigen Sandsteinabbau zeugen, wird als das Eingangstor zur Sächsischen Schweiz bezeichnet, denn es ist die erste Etappe des Malerweges. Auf einer Hinweistafel ist zu lesen:

Der Malerweg Elbsandsteingebirge folgt den Spuren bedeutender Künstler der Romantik. Diese kulturgeschichtliche Epoche der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war von einer Sehnsucht nach Ursprünglichkeit geprägt. Die nebelverhangenen Wälder, mystischen Schluchten und sagenumwobenen Orte der Sächsischen Schweiz entsprachen diesem Zeitgeist. Sie inspirierten Künstler wie Adrian Zingg, Johan Christian Clausen Dahl, Carl August Richter, Caspar David Friedrich, Carl Gustav Carus oder Adrian Ludwig Richter zu Werken die heute Kunstsammlungen in aller Welt bereichern.

Die Gemälde, Kupferstiche und Skizzen wirkten damals wie Werbung für das bis dato noch unbekannte Elbsandsteingebirge. Den ersten Besuchern folgten bald kleine Reisegruppen, begleitet von Fremdenführern und immer wieder auch Malern, die den »Mitreisenden« Bilder zur Erinnerung zeichneten. Diese Skizzen wurden später möglichst vorlagengetreu in Stahl oder Kupfer gestochen.

Der Weg, den die Künstler damals in das Elbsandsteingebirge wanderten, hat mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie im Elbtal 1851 an Bedeutung verloren. Erst im 20. Jahrhundert begann man den Wegeverlauf zu rekonstruieren. Auf der Grundlage der Rechercheergebnisse und moderner Anforderungen an eine attraktive Wegeführung entstand die 2006 neu ins Lebens gerufene Wanderroute »Malerweg«.

Als wir den Einschaltknopf entdeckten, konnten wir zu der rauschenden Wesenitz den sich mehr und mehr in die Höhe und in die Tiefe erweiternden Klängen von Richard Wagners romantischer Oper Lohengrin lauschen – ein besonderer Musikgenuss, den wir so noch nie erlebt hatten. Nun konnten wir nachvollziehen, wie sich der berühmte Komponist bei seinen Spaziergängen durch den Liebethaler Grund vom Rauschen des Wassers inspirieren ließ. Auch verweilte er gerne im Garten der nahegelegenen Lochmühle, wo 1846 wesentliche Teile seines Werkes Lohengrin entstanden. Auch in späteren Jahren verweilte er des Öfteren im Liebethal.

Das größte Richard-Wagner-Denkmal der Welt von Richard Guhr an der ehemaligen Lochmühle ist 4,2 Meter hoch. Zu den Füßen des als Gralshüter dargestellten Komponisten sind fünf Figuren dargestellt, welche die Elemente seiner Musik verkörpern sollen (sphärisch, lyrisch, dramatisch, dionysisch, dämonisch).

Die Wasserkraft der Wesenitz wurde ehemals von der Daubemühle, der Lochmühle, der Liebethaler Mühle und der Grundmühle Hinterjessen genutzt. Von der historischen Lochmühle – die mehrfach zerstört und wieder neu errichtet wurde – ist nicht mehr viel übrig. Ihr Name spielt auf ihre einst schwer zugängliche Lage an, als sie nur über steile Pfade und Treppen erreichbar war. Ursprünglich Mahlmühle wurde sie ab 1840 als Gastwirtschaft genutzt und der Mahlbetrieb 1880 eingestellt. Seit der deutschen Wende steht sie leer und verfällt zusehends.

Weiter geht’s mit dem Sarrasani-Brunnen in Dresden

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