Fotoausflug – Bredower Forst

Unser Ziel für den Fotoausflug im Januar 2021 mussten wir etwas anders planen, als Brandenburger galt es, sich diesmal innerhalb des »Corona-Bannkreises« zu bewegen. Zum Glück gibt es genügend schöne Fleckchen auch im 15-Kilometer-Umkreis von Potsdam. Der Bredower Forst ist ein kleines Wäldchen mit Naturlehrpfad westlich von Berlin, zwischen Brieselang und Falkensee gelegen.

Wälder ziehen uns immer wieder an, wir spüren ihre besondere Aura, die man auch in diesem Wald förmlich greifen konnte. Schon nach den ersten paar Schritten umfing uns eine beruhigende Atmosphäre der Geborgenheit, die uns ganz in diese Welt eintauchen ließ.

Dabei hat dieser Wald eine bewegte Geschichte hinter sich. 1930 wurde hier der erste Naturlehrpfad Deutschlands eröffnet. Der Zweite Weltkrieg setzte dem Bredower Forst sehr zu. 1961 noch als Naturschutzgebiet ausgewiesen, wurde das Gelände bis 1970 für Militärmanöver »missbraucht«. Es folgte eine teilweise Nutzung als Naturlehrpfad, der aber nach der Wende erst einmal vernachlässigt wurde. Erst ab 2006, nach Klärung der Eigentumsverhältnisse, kam es zur Instandsetzung des Pfades und Errichtung eines Gedenksteins auf den sogenannten Schneewittchenbergen. Schließlich wurde 2010 das 80-jährige Bestehen gefeiert. Unter musikalischer Begleitung von Jagdhornbläsern wurde das neue Naturpfadschild enthüllt.

Aber noch einmal zurück zu den Wäldern, gibt es eine Erklärung dafür, dass man sich dort so wohl fühlt? Okay, die Luft ist sicherlich besser, diese grünen Lungen filtern ja so einiges aus unserer zivilisationsgeschwängerten Luft …

… aber da muss doch noch mehr sein. Und in der Tat, es gibt Forscher, die sich mit diesem Mysterium beschäftigen. Man konnte in der Waldluft Stoffe, mit denen die Pflanzen untereinander kommunizieren, sogenannte Terpene nachweisen. Jetzt könnte man sich fragen, was haben Bäume sich schon groß zu sagen? Zum Beispiel warnen sie sich gegenseitig vor Gefahren wie schädlichen Insekten und produzieren dann Abwehrstoffe. Auch sollen sie sogar ein umfangreiches Sozialleben haben, nur eben unendlich langsam und für uns Menschen nicht wahrnehmbar. Ich für meinen Teil möchte das jedenfalls gerne glauben, es entzieht sich so vieles unserem direkten Wahrnehmungsvermögen, auch die Wunderwelt der Pflanzen dürfte noch einige Überraschungen für uns bereithalten.

Auf dem Weg begegnen uns einige Menschen, viele führen ihre Hunde aus.

Ein paar ältere Menschen sonnen sich an diesem nicht zu kalten Tag auf einer Bank.

Plötzlich rast ein Crossbiker lautlos den Hügel hinauf, den ich gerade erklommen habe. Ich schaue ihn ganz erstaunt an, bis ich realisiere, dass er elektrisch fährt.

Und dann kommt mir ein jüngerer Mann mit Bierflasche in der Hand entgegen. Auch er hat sich an diesem schönen Wintertag auf den Weg gemacht, ich schaue ihn an, er lächelt und ich lächele zurück, ein kurzer Augenblick der Sympathie, und dann ist er auch schon vorbei.

Und doch hat er auf magische Weise etwas in mir ausgelöst, mir kommt es vor, als habe ich einen kurzen Blick in sein Inneres werfen können. Er lebt alleine in einer kleinen Wohnung gleich hier im Dorf, ein Job, der zum Leben so reicht, aufgrund der Pandemie in Kurzarbeit, muss zu Hause bleiben. Er hat sich eingefunden in sein Leben, ein Spur zu einsam, nicht wirklich glücklich, aber auch nicht unglücklich. Vielleicht hatte er mal größere Ziele, Träume, die sind aber einer erleichternden Resignation gewichen, das Leben läuft einfach ab, er muss nicht aus den liebgewonnenen Gewohnheiten ausbrechen, die uns alle oftmals so seelig umgarnen. Auch er spürt, dass ihm ein Waldspaziergang gut tut. Früh genug kann er sich wieder in seine vier Wände zurückziehen, vielleicht noch ein Bierchen trinken und dann später vor dem Fernseher einschlafen.

Zu gerne hätte ich gewusst, ob meine Intuition den Unbekannten betreffend irgendwie treffend war. Ich werde es wohl nie erfahren. Aber die Frage, ob auch mein Leben eine andere, vielleicht auch ein solche Richtung hätte einschlagen können, taucht in mir auf. Ich denke schon. Das Leben ist voller Weggabelungen, nie weiß man vorher, wohin es einen letztendlich verschlägt. Dabei ist die eine Art zu leben sicherlich nicht besser oder schlechter als eine andere, solange man nur damit zufrieden, bestenfalls natürlich auch glücklich ist. Und doch bin ich froh, da angekommen zu sein, wo ich jetzt bin.

Mehr Fotos vom Bredower Forst findet ihr im Beitrag 08 Besser fotografieren – Mit ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Fotos.

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2 Kommentare
  1. Sandra
    Sandra sagte:

    Liebe Iris,
    lieber Oliver,

    ein schönes Stück Natur habt ihr da beschrieben, wenngleich ich versichern kann, der Bredower Forst im farbenfrohen Herbstkleid noch ungleich schöner ist. Und ja, auch ich komme beim Durchstreifen der Wälder immer wieder ins Nachdenken über das Leben im Allgemeinen und über das Eigene im Speziellen. Ich glaube das liegt an den Bäumen, die einem durch blosse Anwesenheit die eigene Kleinheit und Unwichtigkeit vor Augen führen.
    Viele Grüsse
    Sandra

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    • Oliver
      Oliver sagte:

      Liebe Sandra,

      wir haben uns wirklich sehr über deinen Kommentar gefreut. Na, dann müssen wir den Bredower Forst unbedingt nochmals im Herbst besuchen! Uns zieht es oft in die Wälder, Bäüme sind herrlich, voll das natürliche Leben, die pure Erholung mit jedem Atemzug. Wir wünschen dir viele weitere schöne Walderlebnisse.

      Herzliche Rüssel-hoch-Grüße
      Iris Sofie und Oliver

      Antworten

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