Fotoausflug – Insel der Jugend

Eine »Insel der Jugend«, mitten in der Berliner Spree? Schon allein der Name lockte uns für einen Fotoausflug nach Berlin in den Ortsteil Alt-Treptow.

Wer jung ist, denkt bei dem Inselnamen vielleicht an eine Insel für die Jugend, und liegt damit gar nicht so daneben, denn das Brückenhaus diente in der DDR-Zeit als Jugendklubhaus. Auf alten Karten hieß die Insel zunächst »Treptower Bruch« und später »Neu-Spreeland«. 1896 wurde sie in »Abteiinsel« umbenannt – nach einem Restaurant, dass anlässlich der Berliner Gewerbeausstellung im Stil einer schottischen Klosterruine (Abtei) auf der Insel errichtet wurde und nur per Fähre erreichbar war.

1916 wurde die Abteibrücke zur Insel fertiggestellt, die eine der ersten Stahlbetonbrücken Deutschlands war und heute unter Denkmalschutz steht. Seit 2005 wird sie auch »Brücke der Herzen« genannt, denn blaue Keramikherzen, die wie Fliesen in den Boden eingelassen sind, erinnern beim Aufgang zur Brücke an Menschen, die sich um das Wohl von Kindern und Jugendlichen besonders verdient gemacht haben.

Wie passend, dass uns hier junge Höckerschwäne vor die Linse kommen. Je verliebter ein Schwanenpaar, umso mehr werden herzförmige Bewegungen von Hals und Kopf vollzogen. Ergebnis der Schwanenliebe: Jungtiere mit hellbraunem Gefieder, das erst nach etwa einem Jahr schneeweiß wird.

Wer schon ein bisschen länger jung ist wie wir, denkt bei dem Inselnamen vielleicht daran, wie es wäre, wenn man für immer jung wäre. Schon vor Jahrtausenden haben die Menschen nach so einem Jungbrunnen gesucht, der auch als »Quelle der ewigen Jugend« bezeichnet wurde.

Anti-Aging-Forscher haben ihn übrigens für uns gefunden, den Jungbrunnen: regelmäßiger Ausdauersport ist unsere Chance auf ein gesundes Altern!

Kardiologen des Universitätsklinikums Leipzig konnten in einer aktuellen Studie belegen, dass Ausdauertraining wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen die zelluläre Alterung vermindert – Voraussetzung für ein langanhaltendes junges Aussehen und mehr Vitalität.
[Werner CM et al., Differential effects of endurance, interval and resistance training on telomerase activity and telomere length in a randomized, controlled study, European Heart Journal, 2019 Jan 1;40(1):34-46. doi: 10.1093/eurheartj/ehy585.]

Die vielen Jogger, denen wir hier an einem Mittwochvormittag begegnen, und die auf ihrer Joggingrunde gern auch einen Abstecher auf die Insel der Jugend machen, scheinen das zu wissen.

Für uns geht es weiter zum Treptower Hafen, wo wir unter anderem die Moby Dick fotografieren, ein Ausflugsschiff mit dem Aussehen eines Wals, benannt nach dem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Hermann Melville. Der Roman, der vom Hass des Walfängers Ahab erzählt, der beim ersten Kampf mit dem weißen Wal Moby Dick ein Bein verlor, zählt zu den großen Werken der Weltliteratur und beruht auf einer wahren Begebenheit: Von einem 80 Tonnen schweren, wütenden Pottwal gerammt, versank am 20. November 1820 das Walfangsegelschiff »Essex« in den Tiefen des Pazifiks.

Auf dem Rückweg durch den Treptower Park erfreuen wir uns an den aufgeblühten Krokussen, Veilchen und Schneerosen – die ersten Blüten und bunten Farbtupfer nach der Winterruhe. Am Ausgang des Staudengartens entdecken wir einen Wonderbra und nicht weit daneben eines der Liebesschlösser, die uns auch schon am Geländer der Brücke der Herzen aufgefallen sind. Ach ja, die Liebe – ein Jungbrunnen ohnegleichen!

Wir nähern uns unserem nächsten Ausflugsziel, dem alten Spreepark. Aus der Ferne haben wir schon das alte Riesenrad erspäht. Es erinnert uns daran, dass in der buddhistischen Lebensphilosophie das sogenannte »Rad des Lebens« den ewigen Kreislauf des Lebens oder der Wiedergeburten darstellt.

Mir persönlich gefällt ja die griechische Philosophie vom Lebensfaden besser: Die Göttin Klotho (übersetzt: die Spinnerin) spinnt den Lebensfaden, Lachesis (übersetzt: die Zuteilerin) bestimmt die Länge und Atropos (übersetzt: die Unabwendbare) schneidet den menschlichen Lebensfaden ab. Ich finde, es ist genau diese Endlichkeit des menschlichen Lebens, die es so kostbar und einzigartig werden lässt. Ob doch noch etwas – was auch immer – nach dem Tod kommen mag, es wird bestimmt nicht so sein, wie wir uns das vorstellen, denn: den Begriff der Ewigkeit vermag unser menschliches Gehirn in der jetzigen Lebensdimension nicht zu erfassen.

Kurz vor Zwölf zeigt die alte Bahnhofsuhr des ehemaligen Spreeparks. Aber das Gelände ist ringsum durch einen hohen Zaun abgesperrt. Bewachung mit Hunden – warnt ein Betreten-Verboten-Schild! Ein paar Fotos von außen machen wir trotzdem, finden es jedoch schade, dass wir keinen freien Zugang haben, zumindest nicht außerhalb der Führungen, die bald wieder angeboten werden. Ein Mann spricht uns an: Ob wir Deutsch sprechen? Das hat uns hier im eigenen Land noch keiner gefragt. Ob wir wüssten, was das hier für eine Gelände sei? Ein ehemaliger Freizeitpark, der von der Grün Berlin GmbH in einen neuartigen öffentlichen Park umgewandelt wird, der Kunst, Kultur und Natur vereinen soll. Man dürfe gespannt sein, was daraus werde. Der Mann meint, er fände, dies sei doch eher ein ideales Gelände, um Wohnungen für Familien zu bauen …

Wir umrunden das Gelände, das einst der einzige Freizeitpark der DDR mit jährlich etwa 1,7 Millionen Besuchern war. Eine Frau spricht uns an: Den tollen Freizeitpark hätten wir früher mal sehen sollen. Sie sei hier oft mit ihren Kindern gewesen und hätte viele schöne Erinnerungen ans Riesenrad, Achterbahn und Wildwasserbahn. Dann weist sie uns auf die rostigen Schienen hin und meint, hier sei die alte Parkeisenbahn gefahren.

Wir halten noch Ausschau nach dem berühmten Eierhäuschen, über das Theodor Fontane in seinem Roman Der Stechlin schrieb, aber das wird gerade hinter mit Plastikplanen bespannten Gerüsten saniert. Fontane selbst beschrieb die Handlung in seinem Roman selbstironisch wie folgt: »Zum Schluss stirbt ein Alter und zwei Junge heiraten sich; – das ist so ziemlich alles, was auf 500 Seiten geschieht.«

Damit sind wir von der Insel der Jugend, mit einem Abstecher zum Hafen (der Ehe) nun bei Alter und Tod angekommen. Irgendwie schließt sich hier der Kreis. Ein letztes Foto: ein junges Pärchen sitzt vertraut nebeneinander auf einem Steg der Insel der Jugend. Ob ihnen bewusst ist, wie kurz und besonders die Jugend im Vergleich zum Rest des Lebens ist?

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